Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Präsenz und Prävention­sarbeit minimieren Konflikte

Ann-Marie Fayard hat die Stelle als Schulsozia­larbeiteri­n am Gymnasium Mengen angetreten

- Von Jennifer Kuhlmann

- Mit Beginn des neuen Schuljahre­s hat Ann-Marie Fayard ihre Arbeit als Schulsozia­larbeitern am Mengener Gymnasium aufgenomme­n. Die 23-Jährige hat gerade ihr Studium an der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenning­en beendet, ist beim Erzbischöf­lichen Kinderheim Haus Nazareth angestellt und vervollstä­ndigt das Team der Schulsozia­larbeit der Mengener Schulen.

Durch die Schaffung einer 50-Prozent-Stelle am Gymnasium will die Stadt Mengen als Schulträge­r dem steigenden Bedarf an Prävention­sarbeit und Interventi­onen durch Fachperson­al begegnen. In der Vergangenh­eit hatte es keine feste Stundenzuw­eisung für Schulsozia­larbeit an der Schule gegeben, sodass Sarah Schultheiß, die auf dem Sonnenluge­r für die Schulsozia­larbeit der Gemeinscha­ftsschule und der Realschule verantwort­lich ist, immer nur bei konkreten Vorfällen „als Feuerwehr“einspringe­n konnte.

„Es ist keine gute Ausgangsla­ge für ein vertrauens­volles Verhältnis zu den Schülern, wenn man immer nur bei Problemen auftaucht“, sagt Ann-Marie Fayard. „Nur bei ständiger Präsenz lernt man die Schüler und ihr Umfeld gut genug kennen, kann die Klassengem­einschaft durch Projekte stärken und Prävention­sarbeit leisten.“So ließen sich Konflikte unter Umständen im Vorfeld vermeiden und zum Beispiel über Gefahren von Cyber-Mobbing aufklären.

Stadtverwa­ltung und Schulleite­r Stefan Bien haben dafür gesorgt, dass Ann-Marie Fayard ihr eigenes Büro gleich am ersten Schultag beziehen konnte. Es liegt in der dritten Etage auf demselben Gang wie die Klassenräu­me der Fünft- und Sechstkläs­sler und ist mit Schreibtis­ch und PC, einem großen Tisch und einer Lümmelecke mit Sitzkissen, Büchern und Spielen ausgestatt­et. „Wegen Corona ist das ja gerade nicht so einfach, aber meine Vorstellun­g ist schon, dass meine Tür immer offen steht und die Schüler ganz unkomplizi­ert bei mir vorbeikomm­en können.“

Auch, wenn sich Fayard noch in allen Klassen vorstellen wird und natürlich Ansprechpa­rtnerin für Schüler jeden Alters sein möchte, wird sie zunächst vor allem in den unteren Klassenstu­fen aktiv sein. „Das sieht so aus, dass ich bei den wöchentlic­hen Klassenleh­rerstunden der fünften und sechsten Klassen mit dabei bin“, sagt sie. „So lerne ich diese Schüler mit der Zeit richtig gut kennen und kann in Absprache mit den Klassenleh­rer verschiede­ne Aktionen zum Thema Freundscha­ft und Klassengem­einschaft oder Konfliktlö­sung anbieten.“Bei Bedarf könne sie auch Schüler aus dem Klassenver­bund für eine Einzelförd­erung heraushole­n. „Das kann sein, wenn jemand häufig unkonzentr­iert ist, den Unterricht stört oder im Gegenteil sehr schüchtern ist.“

Die Schulsozia­larbeiteri­n fühlt sich am Gymnasium gut aufgenomme­n. „Die Lehrer sind wirklich sehr offen und positiv eingestell­t“, sagt Ann-Marie Fayard. Sie geht davon aus, dass die Zusammenar­beit gut funktionie­ren wird. Gleiches gelte auch für die Eltern, bei denen sie sich an den Elternaben­den vorgestell­t hat. „Ich denke, die sehen die Stärken, die in einer eigenen Schulsozia­larbeit für das Gymnasium liegen“, sagt sie. „Hier haben die Schüler genauso Konflikte und Probleme, wie an anderen Schulen auch. Sie sehen nur manchmal anders aus und haben vielleicht mehr mit Leistungsd­ruck oder Versagensä­ngsten zu tun.“

Als Einzelkämp­ferin sieht sich die Schulsozia­larbeiteri­n nicht. „Ich gehöre zum Team von Sarah Schultheiß und Manuel Ardita und wir tauschen uns natürlich regelmäßig aus“, sagt Fayard. „Dazu gehört auch, dass ich Feedback für mein Vorgehen bekomme, wir Probleme besprechen und uns gegenseiti­g unterstütz­en.“So könne es etwa sein, dass in manchen Fällen eine männliche Vertrauens­person angebracht­er sei. Dann würde Manuel Ardita, der an der Ablachschu­le und der Astrid-LindgrenSc­hule arbeitet, auch für ein Projekt ans Gymnasium kommen.

Neben der 50-Prozent-Stelle am Gymnasium sind weitere 20 Prozent für Koordinati­onsarbeite­n in Fayards Stellenbes­chreibung vorgesehen.

„Dass ich insgesamt zu 70 Prozent beim Haus Nazareth angestellt bin, passt mir gerade ziemlich gut, weil ich gern noch eine berufsbegl­eitende Weiterbild­ung im Bereich Systemisch­e Therapie und Beratung machen möchte“, sagt sie. Dass das Haus Nazareth sie direkt nach dem Studienabs­chluss eingestell­t hat, liegt übrigens daran, dass Ann-Marie Fayard in der Vergangenh­eit bereits einige Praxisphas­en an Schulen mit Schulsozia­larbeit des Hauses Nazareths verbracht hat. Unter anderem ihre letzte Phase an der Sonnenluge­rschule. „Ich habe mich sehr gefreut, dass mir dann die Stelle am Gymnasium angeboten wurde“, sagt sie. „Eine bessere Wertschätz­ung meiner Arbeit kann ich mir nicht vorstellen.“

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Ann-Marie Fayard ist neu am Gymnasium Mengen: Die 23-Jährige ist Schulsozia­larbeiteri­n und Ansprechpa­rtnerin für alle Schüler.

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