Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Präsenz und Präventionsarbeit minimieren Konflikte
Ann-Marie Fayard hat die Stelle als Schulsozialarbeiterin am Gymnasium Mengen angetreten
- Mit Beginn des neuen Schuljahres hat Ann-Marie Fayard ihre Arbeit als Schulsozialarbeitern am Mengener Gymnasium aufgenommen. Die 23-Jährige hat gerade ihr Studium an der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen beendet, ist beim Erzbischöflichen Kinderheim Haus Nazareth angestellt und vervollständigt das Team der Schulsozialarbeit der Mengener Schulen.
Durch die Schaffung einer 50-Prozent-Stelle am Gymnasium will die Stadt Mengen als Schulträger dem steigenden Bedarf an Präventionsarbeit und Interventionen durch Fachpersonal begegnen. In der Vergangenheit hatte es keine feste Stundenzuweisung für Schulsozialarbeit an der Schule gegeben, sodass Sarah Schultheiß, die auf dem Sonnenluger für die Schulsozialarbeit der Gemeinschaftsschule und der Realschule verantwortlich ist, immer nur bei konkreten Vorfällen „als Feuerwehr“einspringen konnte.
„Es ist keine gute Ausgangslage für ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Schülern, wenn man immer nur bei Problemen auftaucht“, sagt Ann-Marie Fayard. „Nur bei ständiger Präsenz lernt man die Schüler und ihr Umfeld gut genug kennen, kann die Klassengemeinschaft durch Projekte stärken und Präventionsarbeit leisten.“So ließen sich Konflikte unter Umständen im Vorfeld vermeiden und zum Beispiel über Gefahren von Cyber-Mobbing aufklären.
Stadtverwaltung und Schulleiter Stefan Bien haben dafür gesorgt, dass Ann-Marie Fayard ihr eigenes Büro gleich am ersten Schultag beziehen konnte. Es liegt in der dritten Etage auf demselben Gang wie die Klassenräume der Fünft- und Sechstklässler und ist mit Schreibtisch und PC, einem großen Tisch und einer Lümmelecke mit Sitzkissen, Büchern und Spielen ausgestattet. „Wegen Corona ist das ja gerade nicht so einfach, aber meine Vorstellung ist schon, dass meine Tür immer offen steht und die Schüler ganz unkompliziert bei mir vorbeikommen können.“
Auch, wenn sich Fayard noch in allen Klassen vorstellen wird und natürlich Ansprechpartnerin für Schüler jeden Alters sein möchte, wird sie zunächst vor allem in den unteren Klassenstufen aktiv sein. „Das sieht so aus, dass ich bei den wöchentlichen Klassenlehrerstunden der fünften und sechsten Klassen mit dabei bin“, sagt sie. „So lerne ich diese Schüler mit der Zeit richtig gut kennen und kann in Absprache mit den Klassenlehrer verschiedene Aktionen zum Thema Freundschaft und Klassengemeinschaft oder Konfliktlösung anbieten.“Bei Bedarf könne sie auch Schüler aus dem Klassenverbund für eine Einzelförderung herausholen. „Das kann sein, wenn jemand häufig unkonzentriert ist, den Unterricht stört oder im Gegenteil sehr schüchtern ist.“
Die Schulsozialarbeiterin fühlt sich am Gymnasium gut aufgenommen. „Die Lehrer sind wirklich sehr offen und positiv eingestellt“, sagt Ann-Marie Fayard. Sie geht davon aus, dass die Zusammenarbeit gut funktionieren wird. Gleiches gelte auch für die Eltern, bei denen sie sich an den Elternabenden vorgestellt hat. „Ich denke, die sehen die Stärken, die in einer eigenen Schulsozialarbeit für das Gymnasium liegen“, sagt sie. „Hier haben die Schüler genauso Konflikte und Probleme, wie an anderen Schulen auch. Sie sehen nur manchmal anders aus und haben vielleicht mehr mit Leistungsdruck oder Versagensängsten zu tun.“
Als Einzelkämpferin sieht sich die Schulsozialarbeiterin nicht. „Ich gehöre zum Team von Sarah Schultheiß und Manuel Ardita und wir tauschen uns natürlich regelmäßig aus“, sagt Fayard. „Dazu gehört auch, dass ich Feedback für mein Vorgehen bekomme, wir Probleme besprechen und uns gegenseitig unterstützen.“So könne es etwa sein, dass in manchen Fällen eine männliche Vertrauensperson angebrachter sei. Dann würde Manuel Ardita, der an der Ablachschule und der Astrid-LindgrenSchule arbeitet, auch für ein Projekt ans Gymnasium kommen.
Neben der 50-Prozent-Stelle am Gymnasium sind weitere 20 Prozent für Koordinationsarbeiten in Fayards Stellenbeschreibung vorgesehen.
„Dass ich insgesamt zu 70 Prozent beim Haus Nazareth angestellt bin, passt mir gerade ziemlich gut, weil ich gern noch eine berufsbegleitende Weiterbildung im Bereich Systemische Therapie und Beratung machen möchte“, sagt sie. Dass das Haus Nazareth sie direkt nach dem Studienabschluss eingestellt hat, liegt übrigens daran, dass Ann-Marie Fayard in der Vergangenheit bereits einige Praxisphasen an Schulen mit Schulsozialarbeit des Hauses Nazareths verbracht hat. Unter anderem ihre letzte Phase an der Sonnenlugerschule. „Ich habe mich sehr gefreut, dass mir dann die Stelle am Gymnasium angeboten wurde“, sagt sie. „Eine bessere Wertschätzung meiner Arbeit kann ich mir nicht vorstellen.“