Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Alles bleibt anders
Champions League startet mit Neuerungen – Entscheidungen am grünen Tisch drohen
(SID/dpa) - Keine zwei Monate nach dem Triumph des FC Bayern beginnt in der Champions League die neue Saison voller Risiken und Hindernisse. Der Reiz großer Fußballabende mit Superstars und vier Bundesligisten um den Münchner Titelverteidiger leidet unter der Corona-Pandemie, die den überfrachteten Terminkalender jederzeit zusammenkrachen lassen kann. Bis Weihnachten sollen die sechs Gruppenspieltage binnen acht Wochen gespielt werden – die Clubs sind über den gesamten Kontinent verteilt in etlichen Risikogebieten unterwegs. „Wir haben schwierige Zeiten, alle Clubs der Welt müssen damit richtig umgehen“, sagte Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin meinte mit Blick auf die Pandemie gar: „Es ist derzeit unberechenbar, was passiert und das ist, was uns am meisten beunruhigt“. Er sprach von „sehr viel Panik“und „sehr viel Populismus“. Der europäische Dachverband versucht es pragmatisch und hat etliche Sonderregelungen für die Corona-Saison im Europapokal erlassen. Ein reibungsloser Ablauf – wie beim von der Außenwelt abgeschotteten Finalturnier im August in Lissabon – scheint kaum möglich. Die Fragen und Antworten zur Königsklassen-Saison:
Was steht an?
Die Fußball-Champions-League startet und damit so spät wie nie in ihre 29. Saison. 26 Meister und Topsclubs der europäischen Ligen haben sich direkt qualifiziert, sechs Teams lösten das Ticket über die Qualifikation.
Wie ist der Modus?
Die 32 Mannschaften treten in acht Vierergruppen mit Hin- und Rückspiel gegeneinander an. Die ersten beiden Teams pro Gruppe stehen im Achtelfinale der K.o.-Runde, die Dritten in der Zwischenrunde der Europa League. Das Finale steigt am 29. Mai 2021 im Istanbuler Atatürk-Olympiastadion – mitten in einem der derzeitigen Corona-Hotspots Europas. Ein Finalturnier wie in Lissabon in der vergangenen Spielzeit soll es nicht geben.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise?
Der Kampf um den begehrten Henkelpott wird eine Reise
ins Ungewisse – die Herausforderungen für die UEFA sind groß wie nie. Fast ganz Europa gilt mittlerweile als Risikogebiet. Die UEFA erlaubt prinzipiell eine Teilzulassung von Zuschauern, die lokalen Behörden schreiben aber vielerorts Geisterspiele vor. Der Spielplan ist straff wie nie, die Gruppenphase wird in zwei Dreierblöcken im Wochenrhythmus ausgespielt. Zeit für Nachholtermine bietet sich nur zu Jahresbeginn, bis zum 28. Januar 2021 muss die Vorrunde abgeschlossen sein. Sonst entscheidet das UEFA-Exekutivkomitee über die Achtelfinalteilnehmer.
Was ist neu?
Die UEFA hat aufgrund der ungewissen Situation einige Regelanpassungen vorgenommen. So wird ein Spiel am grünen Tisch gegen das Heimteam gewertet, wenn es nicht rechtzeitig auf neue Einschränkungen seiner Regierung hinweist, die eine Austragung verhindern könnten. Darf der Gastverein nicht einreisen, müssen die Gastgeber einen neuen Spielort vorschlagen. Ein kurzfristiger Heimrechttausch
ist dabei ebenso möglich wie eine Verlegung an einen neutralen Ort. Bei einzelnen Coronafällen sollen die Partien planmäßig stattfinden. Verlegungen sind erst vorgesehen, wenn einem Team weniger als 13 gemeldete Spieler zur Verfügung stehen. Kann zum Nachholtermin erneut eins der beiden Teams nicht antreten, wird die Begegnung mit 0:3 für den Gegner gewertet. Zudem dürfen bei Coronafällen auch nach Ende der Meldefrist noch Spieler nachnominiert werden.
Wer sind die Favoriten?
Titelverteidiger Bayern München gehört zu den heißesten Anwärtern auf den Henkelpott. „Die Bayern sind ganz klar die Besten von allen“, sagt Diego Simeone, Trainer des ersten FCBGegners Atletico Madrid. Doch auch Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool und Thomas Tuchel mit Paris St. Germain sind Topkandidaten. Ansonsten darf man auch auf Pep Guardiola mit Manchester City und Juventus Turin mit Cristiano Ronaldo gespannt sein. Real Madrid und der
FC Barcelona befinden sich im Umbruch und sind eine Wundertüte.
Wo landen die anderen deutschen Teams?
Borussia Dortmund dürfte die Gruppenphase mühelos überstehen. Die Westfalen erwischten bei der Auslosung mit Lazio Rom, Zenit St. Petersburg und Club Brügge dankbare Gegner. Auf VorjahresHalbfinalist RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach warten dagegen dicke Brocken. Leipzig streitet sich in Gruppe H mit Paris und Manchester United um die ersten beiden Plätze, Gladbach in Gruppe B mit Real Madrid und Inter Mailand.
Wo sind die Spiele zu sehen?
PayTV-Anbieter Sky zeigt zwölf Spiele der Gruppenphase mit deutscher Beteiligung live und bietet an allen Spieltagen eine Konferenz an. Die anderen zwölf Partien mit deutscher Beteiligung sowie alle übrigen Einzelspiele laufen beim Streamingdienst DAZN. Im Free-TV gäbe es erneut lediglich ein Finale mit deutscher Beteiligung zu sehen.