Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Eishockey erwacht aus dem Corona-Schlaf
Trotz Unwägbarkeiten – Nationalmannschaft und DEL-Clubs wollen unbedingt aufs Eis
(SID) - In anderthalb Wochen soll endlich auch das deutsche Eishockey aus dem Corona-Schlaf erwachen – doch die Rückkehr aufs Eis bleibt eine wacklige Angelegenheit. Der Nationalmannschaft sagen für den traditionellen DeutschlandCup (5. bis 8. November) reihenweise die Gegner ab. Und der MagentaSport Cup (11. November bis 12. Dezember) muss zwingend ein Erfolg werden, damit die Deutsche Eishockey Liga (DEL) wie geplant eine Woche später ihren Spielbetrieb aufnehmen kann. Das vom DEL-Medienpartner organisierte Turnier lässt die Clubs zumindest wieder etwas optimistischer in die Zukunft blicken, auch wenn sich „nur“acht von 14 Vereinen zu einer Teilnahme durchringen konnten. „Wenn nicht noch Schlimmeres passiert, dann können die teilnehmenden Clubs sich Stand jetzt vorstellen, auch in eine Saison zu gehen“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke dem Fachmagazin „Eishockey-News“.
Zu den Clubs gehören unter anderem die Adler Mannheim, die Eisbären Berlin und Red Bull München. Seine Spieler hätten „jetzt endlich ein Ziel vor Augen“, sagte der Münchner Trainer Don Jackson. Eisbären-Profi Marcel Noebels saß wegen einer bevorstehenden Leihe zum Schweizer Erstligisten EHC Biel praktisch „auf gepackten Koffern“, jetzt freut er sich auf Spielpraxis mit Berlin. Möglich wird das Turnier auch, weil die Spieler mancherorts auf bis zu 60 Prozent ihres Gehalts verzichten. „Das ist ein großes Zeichen der Spieler für das deutsche Eishockey“, sagte Ex-Profi Alexander Sulzer, Geschäftsführer der Spielervereinigung SVE.
Doch in den DEL-Standorten Augsburg, Ingolstadt, Iserlohn, Köln, Nürnberg und Straubing reichte auch der Gehaltsverzicht nicht, um für den MagentaSport Cup „die Maschinen verantwortungsvoll anzuschmeißen“, wie es Geschäftsführer Philipp Walter von den Kölner Haien ausdrückte. Die sechs Clubs hoffen dennoch auf einen Erfolg des Turniers, denn noch keiner von ihnen habe bezüglich eines DEL-Saisonstarts „die Flinte ins Korn geworfen“, betonte Tripcke.
Sind alle 14 Clubs am Start, soll die Liga laut Eishockey-News vom 18. Dezember bis 7. Mai an 52 Spieltagen in einer Hauptrunde ausgetragen werden. Die Play-offs würden dann entfallen. Es gibt aber auch noch andere Denkmodelle wie eine verkürzte Hauptrunde mit anschließenden K.o.-Spielen oder eine Aufteilung der Liga in Nord- und Südgruppe. „Wir sind aber total flexibel und haben 1000 Optionen“, sagte Geschäftsführer Gernot Tripcke.
Flexibilität ist auch im Deutschen Eishockey-Bund (DEB) gefragt. Nachdem Russland, die Slowakei und die Schweiz für den Deutschland-Cup in Krefeld abgesagt hatten, sprang nun auch Ersatzkandidat Norwegen ab. Am Donnerstag war Norwegens Kapitän Jonas Holö positiv auf Corona getestet worden. Derzeit steht in Lettland nur ein Gegner zur Verfügung, doch der DEB will an einer Austragung festhalten. Möglicherweise nimmt eine deutsche Perspektivmannschaft des Top Teams Peking teil.
Man wolle, „dass so viele deutsche Spieler wie möglich aufs Eis kommen“, sagte Bundestrainer Toni Söderholm mit Blick auf die WM 2021 und Olympia 2022: „Die Lage ist so unvorhersehbar überall in der Welt, dass wir nicht wissen, wie viele Gelegenheiten wir noch kriegen, und daher dürfen wir keine verpassen.“