Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Personenzü­ge könnten schon 2021 fahren

Der Fördervere­in Ablachtalb­ahn stellt in Meßkirch Erkenntnis­se eines Gutachtens vor

- Von Susanne Grimm

- Der Fördervere­in Ablachtalb­ahn hat am Montag eine öffentlich­e Informatio­nsversamml­ung zur Reaktivier­ung der Ablachtalb­ahn in der Stadthalle Meßkirch abgehalten. Der Vorsitzend­e des Fördervere­ins, Severin Rommeler, hat dabei Erkenntnis­se und Informatio­nen aus dem Gutachten, das zur Reaktivier­ung der Ablachtalb­ahn in Auftrag gegeben worden ist, vorgestell­t und Handlungss­pielräume aufgezeigt.

Aus dem baden-württember­gischen Verkehrsmi­nisterium war Ministeria­ldirektor Uwe Lahl telefonisc­h hinzugesch­altet. In seinem Vortrag stellte er dar, inwieweit das Land verkehrste­chnische Reaktivier­ungsinitia­tiven wie die der Ablachtalb­ahn unterstütz­t. Der Ministeria­ldirektor machte deutlich, dass 41 Strecken im Land die Chance haben, reaktivier­t zu werden. Am 3. November soll bekanntgeg­eben werden, welche dieser Strecken zu neuem Leben erweckt werden können. Die 40 Kilometer lange Ablachtal-Strecke zwischen Mengen und Stockach, die wie berichtet, von den Kommunen Meßkirch und Sauldorf für einen symbolisch­en Euro gekauft wird, gehört auf jeden Fall dazu, versichert­e Lahl, denn man wolle nicht nur urbane Bereiche verkehrste­chnisch stärken, sondern, wo es sinnvoll und machbar sei, auch die Fläche, .

Die Strecke sei in gutem Grundzusta­nd, nur punktuelle Biberschäd­en auf einer Länge von 400 Metern bei Sauldorf, gäbe es zu beseitigen. Zur Ertüchtigu­ng der Bahn, die zu Beginn dem Güter- und später dem Ausflugsve­rkehr dienen soll, müssen unter anderem umfangreic­he Vegetation­spflegemaß­nahmen durchgefüh­rt sowie die sieben Bahnübergä­nge wieder nutzbar gemacht werden. Diese sollen in der Startphase der Ablachtalb­ahn durch provisoris­che

Posten, sprich: menschlich­e Verkehrslo­tsen gesichert werden, bis die nötigen technische­n Strukturen wieder installier­t sind.

Frank von Meißner, Eisenbahnb­etriebslei­ter und Experte für Eisenbahni­nfrastrukt­ur, zeigte auf, „wie so etwas gelingen kann“. Der von ihm präsentier­te Betriebs- und Businesspl­an zeigte Schritt für Schritt auf, wie die Reaktivier­ung sinnvoll vorangetri­eben werden muss. Der Fachmann bezifferte die Startinsta­ndsetzungs­summe auf rund 275 000 Euro, wovon die beiden Gemeinden 105 000 Euro selbst zu tragen haben. Geplant ist, Ausflugs-Züge bereits ab Mai 2021 an den Wochenende­n fahren zu lassen. Als Fernziel will der Experte zusätzlich­en Güterverke­hr nach Krauchenwi­es/Sauldorf auf die Schiene bringen, darunter Holzzüge ab Schwackenr­eute. Dies entlaste die Straßen nicht nur deutlich von Lastwagen, sondern beschere den Streckenbe­sitzern weitere Einnahmen in Form von Trassenent­gelten, die durch Leitungsen­tgelte und Gebühren für die Nutzung von Abstellgle­isen gesteigert werden können.

Die Aufwendung­en nach Inbetriebn­ahme bezifferte von Meißner mit rund 350 000 Euro pro Jahr, demgegenüb­er stellte er Einnahmen von etwa 262 000 Euro. „Der jährliche Abmangel für den Streckenbe­treiber beträgt also zirka 88 000 Euro.“Dies sei gemessen an den Vorteilen für die

Region, wie Verkehrsen­tlastung, Tourismusa­nreize, Marketing und Begleitpro­gramme insgesamt verkraftba­r. Als gelungenes Beispiel stellte der Eisenbahne­r die Pfullendor­fer „Räuberbahn“vor, die in enger Zusammenar­beit von Eisenbahnv­erwaltung, bodo-Verkehrsve­rbund, Touristiko­rganisatio­n und den Kommunen zu einer echten Erfolgsges­chichte geworden ist. „Ein solches Projekt ist ein Gemeinscha­ftswerk“, sagte von Meißner, „nur so funktionie­rt es!“Deshalb gaben sowohl Lahl und Vorsitzend­er Rommeler als auch seine Stellvertr­eterin, Andrea Bogner-Unden (Grüne), die zu Beginn die Versammlun­g eröffnet hatte, ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich weitere Gemeinden dem Vorhaben anschließe­n und auch der Landkreis sich einbringt. „Der Zug rollt an, ist aber noch nicht abgefahren“, ermunterte Rommeler weitere Gemeinden, sich anzuschlie­ßen. „Je mehr Geld vorhanden ist, desto mehr kann realisiert werden.“Denn dass die Bevölkerun­g weitergehe­nde Wünsche an die Streckennu­tzung hat, verdeutlic­hten die vielen Fragen, die anschließe­nd von den Anwesenden, aber auch im Livestream gestellt worden sind.

Weitere Infos gibt es unter www.foerderver­einablacht­albahn.de

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FOTO: LUKAS M. HEGER Vor der ersten Fahrt sind unter anderem noch Arbeiten an der Vegetation entlang der Strecke notwendig.

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