Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Eine sorgende Gemeinde sein
Ludger Bradenbrink referiert beim Forum katholischer Seniorenarbeit
BIBERACH (sz) - Zur Frage, wie Kirchengemeinden Teil von sorgenden Gemeinden (Caring communities) werden können, kam Dipl. theol. Ludger Bradenbrink, Fachreferent für Senioren und Geschäftsführer des Forums katholischer Seniorenarbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart, zu einem Vortrag bei den Verantwortlichen für katholische Seniorenarbeit aus den Dekanaten Biberach und Saulgau sowie Caritas und katholischer Erwachsenenbildung. Renate Gleinser, Vorsitzende des Forums katholischer Seniorenarbeit, konnte dabei rund 25 Zuhörer in der Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Biberach begrüßen. Dort konnten die entsprechenden Abstände und Hygienevorgaben gut eingehalten werden.
Ludger Bradenbrink erläuterte, dass durch den siebten Altenbericht der Bundesregierung zur „Sorge und Mitverantwortung in der Kommune – Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften“das Thema der sogenannten Quartiersentwicklung aufgekommen sei. „Quartier ist ein sehr guter Begriff, da er für den städtischen sowie den ländlichen Raum passt. Ein Quartier kann ein Dorf aber auch ein Stadtviertel sein“, so Bradenbrink. Für ihn ist ein Quartier
„ein Wohn- und Lebensraum für Menschen unterschiedlicher Herkunft“. Er machte deutlich, dass Menschen in Quartieren unterschiedliche Interessen haben. Gegenüber Gruppen, die mobil unterwegs sein können, „sind einige Menschen auf den Nahraum angewiesen, beispielsweise Familien mit kleinen Kindern oder ältere Leute. Für diese vergrößert sich die Bedeutung was im kleinen Radius zu erreichen sein sollte“, betonte Bradenbrink und nannte dabei zum Beispiel Grundversorgung, Freizeitwert, Selbstorganisation und Bildung als Elemente für ein gutes Quartier. Kirchengemeinden hätten hier eine Chance, mit ihren Räumen und Angeboten Teil solcher Entwicklungen zu sein. Allerdings bestehe, laut Bradenbrink, bisher in Kirchengemeinden häufig eher eine Veranstaltungskultur und es fehlen aus seiner Sicht „Räume, die offen sind und Leute da sind, ohne eine fertige Veranstaltung zu haben“. Der Theologe regte an, dass kommunaler Gemeinderat und Kirchengemeinderat auch einmal zusammen tagen könnten, um eventuell gemeinsam eine sorgende Gemeinde entwickeln zu können. Für Bradenbrink ist es für die Zukunft wichtig, Begegnungsorte zu schaffen. Denn aus Sicht der Kommune sind Kirchengemeinden, wichtige Ansprechpartner, wenn es um Quartiersentwicklung geht. Thomas Münsch von der Caritas ergänzte, dass die Caritas zudem als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Beteiligten agieren könnte.
Die Zuhörer beschäftigten neben dem Vortragsthema auch brennend die Fragen, wie derzeit Seniorenarbeit unter Coronabedingungen aussehen kann. Bradenbrink ermutigte die Anwesenden, Dinge auszuprobieren, zum Beispiel kleinere feste Gruppen zu bilden, eventuell Kirchenräume zu nutzen oder draußen Angebote zu machen. Renate Gleinser ergänzte, dass auch Telefonkontakte und Kleinigkeiten, die den Menschen gut tun, in dieser Zeit sehr wichtig seien.
Am Ende stellten sich Renate Fuchs, neue Referentin für Seniorenpastoral für das Dekanat Biberach und Anita Bachtaler, Referentin für Seniorenbildung bei der katholischen Erwachsenenbildung, vor.