Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Engelswieser Elitestute ist nun weltbekannt
Hans-Ulrich Wichmann züchtet seit mehr als 40 Jahren erfolgreich Pferde
- Hans-Ulrich Wichmann aus Engelswies züchtet bereits seit über 40 Jahren Pferde und hat dabei schon einige Erfolge erzielt. Sein jüngster Erfolg ist die Staatsprämienstute Karolin, die anlässlich der Elitestutenschau 2020 in Elmshorn zur Siegerstute des weltweit agierenden Springpferdezuchtverbandes gekürt wurde.
Karolin ist eine dreijährige Holsteiner Stute. Sie hat sich auf der Elitestutenschau gegen nationale und internationale Konkurrenz durchgesetzt. Bei diesem standen Vertreterinnen aus den USA und mehrerer europäischer Staaten im Wettbewerb, erzählt der 75-jährige Wichmann. Dabei werden die Stuten in unterschiedlichen Bereichen bewertet. Dazu zählt unter anderem das Interieur, also das Wesen des Pferdes, das Exterieur, also der Körperbau des Tieres sowie das Bewegungspotential. Beim Exterieur werden insgesamt sieben Noten vergeben: Der Typ, die Oberlinie (Rücken), Vorhand (Vorderbeine) und Hinterhand (Hinterbeine) sind dabei genauso wichtig wie die Bewegungsabläufe von Schritt, Trab und Galopp.
Dabei war es Zufall, dass Karolin als Fohlen den Weg zu den Wichmanns gefunden hat und von diesen aufgezogen wurde. „Ich war früher beim Bund und habe dann hier meine Frau kennengelernt, die mit ihren Eltern und Großeltern einen landwirtschaftlichen Hof geführt hat“, sagt Wichmann. Er sei schon immer ein Pferdefan gewesen und habe sich mit Einverständnis seiner Schwiegereltern schließlich zwei Stutfohlen gekauft. Mit anderen Pferdeliebhabern in der Region habe er sich daraufhin ausgetauscht und sei so nach und nach zur Zucht gekommen. Vor zwei Jahren habe er dann Eugen Egle aus Äpfingen bei einer Bewertung der Holsteiner Fohlen in Pfullendorf kennengelernt. Dieser war der Züchter von Karolin, die er Wichmann daraufhin verkauft hat, weil er sich zur Ruhe setzen wollte.
Karolin wächst daraufhin in Engelswies auf. „Uns ist es wichtig, dass zwei gleichaltrige Stutfohlen zusammen aufwachsen, damit sie nicht verkümmern“, sagt er. Nach 2,5 Jahren kommt sie zu einem Ausbilder, der sie für den Stutenleistungstest trainiert. „Als die uns nach zwei Wochen angerufen haben und gefragt haben, ob sie Karolin kaufen können, wussten wir schon, dass sie wohl sehr begabt ist“, sagt Wichmann. „Nach Rückkehr aus Holstein war Herr Egle dann auch da und gerührt, dass er diesen Erfolg mit über 80 Jahren noch erleben durfte“, sagte er. Wichmann überreichte ihm im Auftrag des Holsteiner Pferdezuchtverbands einen Wanderpokal (Pferdebüste), an deren Sockel der jeweilige Züchter von Jahr zu Jahr vermerkt wird.
In den 40 Jahren der Pferdezucht haben die Wichmanns ihre Fohlen nie auf einer Auktion versteigert. „Uns war es immer wichtig, dass wir wussten, wohin unsere Tiere kommen“, sagt Wichmanns Frau Carola. Im Moment halten sie vier Stuten in ihrem Stall in Engelswies, zwei weitere auf einem Hof im Norden und eine ist im Moment bei einem Ausbilder. Drei Hengste der Zucht wurden bisher gekrönt. Einer wurde nach Brasilien und ein weiterer nach Guatemala verkauft, wo sie im Zuchtund Sporteinsatz stehen. Der dritte wurde vom Landgestüt Zweibrücken erworben. Die Perspektive für die Zukunft von Karolin sei bei weiterer Förderung in einer sportlichen Karriere oder auch in der Zucht auf hoch veranlagte Nachkommen zu sehen, erzählt Wichmann. „Wohin es aber genau geht, wissen wir im Moment noch nicht.“Im Moment führe Karolin ein normales Pferdeleben und bekomme jeden Abend vor dem Schlafengehen ein paar Möhren, auf die sie immer gespannt warte.