Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bürgermeisterin versteht Kritik der „Gebeutelten“
Doris Schröter beteiligt sich beim Appell an Ministerpräsident Kretschmann – Hygienekonzept eingehalten
- Restaurants und Kneipen zu, Bäder geschlossen, kein kulturelles Leben bis Ende November: In einem gemeinsamen Appell an Ministerpräsident Winfried Kretschmann verurteilen Oberbürgermeister und Bürgermeister aus Baden-Württemberg – darunter auch Bad Saulgaus Bürgermeisterin Doris Schröter – die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Doris Schröter hat Verständnis für die Kritik der Gastronomen, Betreiber von Freizeiteinrichtungen und Kulturschaffenden in Bad Saulgau.
Im Appell an Winfried Kretschmann stellen sich Oberbürgermeister und Bürgermeister unter anderem die Frage, nach welchen Kriterien die Bereiche ausgewählt wurden, die nun komplett geschlossen werden. Eine berechtigte Frage, findet auch Doris Schröter, die keine Sekunde gezögert hat, sich dem offenen
Brief an Kretschmann mit der Überschrift „Das Leben in den Städten schützen“anzuschließen. „In diesen Bereichen wurde in Bad Saulgau für ein aufwendiges Hygienekonzept gesorgt, das zudem auch hervorragend funktioniert hat. Viele haben für das Konzept viel Geld in die Hand genommen“, sagt Doris Schröter.
Egal ob in der Gastronomie, bei Konzerten oder Theateraufführungen – es sei alles reibungslos über die Bühne gegangen. Es sei ihr nicht bekannt, dass diese Bereiche als Treiber des Infektionsgeschehens infrage gekommen seien. „Weil wir genau diese Bereiche gut kontrollieren und steuern können“, ergänzt Schröter. Sie bedauert sehr, dass vor allem die Kultur die nächsten vier Wochen zum Erliegen gebracht wird. „Die Kultur gehört einfach zu unserer Stadt“, so Schröter. Die anstehenden Kabarett- und Mundarttage wurden bereits am Donnerstag abgesagt, das zweite für 14. November geplante
Theaterstück „Fräulein Julie“entfällt, der Ticketverkauf für die Dezembervorstellung wurde erst einmal gestoppt. Die Kultur in der Stadt bekomme durch die Einschränkungen ein riesiges Problem. Die fehlende Grundausstattung an Kultur sowie die Schließungen der Gastronomiebetriebe habe ihrer Ansicht nach auch gesellschaftliche und soziale Folgen, die nicht außer Acht gelassen werden dürften.
Schröter befürchtet indes, dass die am Mittwoch von der Regierung beschlossenen Maßnahmen dazu führen, dass das Ansteckungsrisiko mit dem Virus in den privaten Bereich verdrängt werde. „Und dieser Bereich lässt sich eben nicht kontrollieren.“Sie versteht aber auch die Entscheidung der Politik, „dass es keinen Flickenteppich mehr wie im ersten Lockdown im Frühjahr gibt und stattdessen einheitliche Regeln“. Andererseits müsse man schon differenzieren können zwischen einem
Dorf mit 400 Einwohnern und einer Millionenmetropole wie Berlin oder Hamburg. Dass vonseiten der Betroffenen massive Kritik an der Entscheidung über weitere Corona-Auflagen geübt werde, „dafür habe ich vollstes Verständnis“. „Die Gastronomen sind arg gebeutelt, Personal muss in Kurzarbeit geschickt werden, Kulturschaffenden fehlen wichtige Einnahmen“, fasst Schröter die Konsequenzen zusammen, an denen sie nichts ändern könne. „Das schlägt durch bis auf die Kommunen, dessen Bürgermeister es mit ausbaden müssen“, so Schröter, die froh ist, „dass wenigstens die Einzelhändler ihre Geschäfte geöffnet lassen können“.