Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Totholz ist wertvoller Lebensraum“
Gewässerschau: Nur an einer Stelle gibt es Nachholbedarf
(sgr) - Ein wenig feucht war es schon bei der Gewässerschau entlang der Schmeie auf der Gemarkung Storzingen, aber auch fröhlich, denn die Teilnehmer der von der Gemeindeverwaltung anberaumten Gewässerschau sahen darin auch eine erfrischende Abwechslung vom trockenen Büroalltag.
Markus Spende und Karin Schubert vom Bereich Finanzen, Bau und Service leiteten die Begehung, die auf dem Wassergesetz Baden-Württembergs fußt. Dieses verlangt von den „Trägern der Unterhaltungslast“, also den Anrainergemeinden eines Fließgewässers, in regelmäßigen Abständen die Gewässer samt ihrer Ufer und das Gewässerumfeld zu besichtigen. Die Begehung soll dazu dienen, die Einhaltung der wasserrechtlichen Anforderungen mit Blick auf den Hochwasserschutz und der ökologischen Funktion des Gewässers zu prüfen. Mit von der Partie an der Schmeie waren Roman Arnold von der unteren Wasserbehörde des Landratsamts sowie der Leiter der unteren Naturschutzbehörde, Robin Schwerbrock. Auch Gemeinderätin Hilde Bartl sowie die Storzinger Ortschaftsräte Annette Mors und Alexander Mors ließen es sich nicht nehmen, die kleine Gesellschaft bei dem recht naturnahen Begang zu begleiten.
In der Tat glich die Gewässerschau, die rund vier Kilometer Richtung Oberschmeien am Schmeienufer entlang führte, fast einer kleinen Expedition, die zum Teil durch fast wild erscheinende Abschnitte führte. Dabei konnten die Teilnehmer die Arbeit des Bibers an fast allen Gewässerbereichen erkennen. Robin Schwerbrock informierte an besonderen Stellen, wie sich das mit dem fleißigen Wasser- und Geländebewirtschafter verhält. Beispielsweise vermehre sich das reviertreue Tier nicht übermäßig, sondern vertreibe überzählige Tiere, auch die eigenen Nachkommen der vorhergehenden Generation, aus seinem Revier. „Es kann also nicht zu einer Überpopulation kommen“.
„Heute“, sagte Schwerbrock, „besteht Konsens darüber, dass es sinnvoll ist, nicht alles , was störend oder abgestorben ist, zu entfernen“. Man habe erkannt, dass auch Totholz wertvoller Lebensraum sei. „Solange es außerhalb der Ortschaft ist, es keinen stört oder gefährdet, lassen wir der Natur ihren Lauf“, sagte Roman Arnold. Was die angenagten Biberbäume anbelangt, werden auch die, sofern keine Gefährdungslage vorliegt, stehen gelassen. Beide Experten zeigten sich erfreut über die Maßnahmen der Storzinger Dorfgemeinschaft, die, unterstützt von der Gemeinde Stetten und dem Storzinger Ortschaftsrat, umgesetzt wurden. Insbesondere die Trockentoilette bei der Schutzhütte mit Grillplatz, die mit Trittsteinen versehene Furt, um das Flüsschen trockenen Fußes zu überqueren, und die in diesem Bereich angelegte Flachwasserzone fanden große Beachtung. Weiter Flussabwärts an einer alten stillgelegten Wehranlage besichtigte der Trupp die im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme der Bahn angelegte Verbreiterung der Schmeie mit spezieller Wassertreppe für eine bestimmte Fischart.
Annette Mors berichtete, dass sich der Ortschaftsrat seinerzeit dafür ausgesprochen hatte, die Anlage nicht rückzubauen, sondern stehen zu lassen. Insgesamt gab es nur an einer Stelle an der Mühlbergstraße Handlungsbedarf. Der Uferhang ist dort aufgrund einer Biegung der Schmeie instabil. „Dort müssen wir etwas machen“, sagte Markus Spende.