Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Aus dem Marstall wird ein Erlebnislokal
Die Fläche der ehemaligen Sportboutique wird zu einem Restaurant samt Museum – Brauerei ist mit im Boot
- Neues Konzept für das Marstall-Gebäude: Dort, wo früher die Sport-Boutique war, sollen eine Erlebnisgastronomie, welche laut Stadtverwaltung die Brauerei Zoller Hof betreiben wird, und das Zündapp-Museum einziehen: Neben einem Restaurant im ersten Stock sollen die Gäste im Obergeschoss die Ausstellung besuchen können. Dazu wird der Mittelteil des Marstallgebäudes innen umgebaut. Der Bauund Planungsausschuss des Gemeinderats unterstützt das Vorhaben einstimmig.
Zwei Jahre standen die Räume der früheren Sportboutique leer: Nun hat das Fürstenhaus als Eigentümer und Vermieter eine Lösung gefunden und wird den Marstall mit erheblichem Aufwand umbauen. „Nach langem Überlegen haben wir nun die richtige Nutzung für den Marstall gefunden“, sagt der Leiter des Geschäftsfelds Immobilien, Thomas Kanjar. Ziel des Fürstenhauses sei gewesen, eine wertige Nutzung zu finden, die gewinnbringend für alle sei. „Keiner möchte im Marstall einen Billigmarkt haben.“
Die markante Front des 1875 von Fürst Karl Anton errichteten Gebäudes wird sich außen kaum verändern: Die Fenster zum Karlsplatz hinten werden leicht vergrößert, ansonsten spielen sich die Umbauarbeiten im Inneren ab. Im Erdgeschoss unten wird eine Wand entfernt – die Eisdiele erweitert, die Boutique Logo zieht in die Antonstraße (wir berichteten) – und der Treppenaufgang wird neu gestaltet, der vorhandene Aufzug abgebaut. Neben einem Speise- und Lastenaufzug entsteht ein 73 Quadratmeter großer Raum für die Vorbereitung von Speisen, ein barrierefreies WC soll im Erdgeschoss eingerichtet werden.
Ein weiteres WC folgt im ersten Stock. Aufgrund der verschiedenen Höhenlagen sei es laut Stadtbaumeister Thomas Exler nicht möglich gewesen, die Zugänge zu Restaurant und Museum barrierefrei zu gestalten. Ein mobiler Aufzug soll Rollstuhlfahrern aber ermöglichen, Treppen zu überwinden.
Auf dem Karlsplatz können künftig Tische und Stühle bis zur Begrenzung des Platzes durch die Treppen im Westen aufgebaut werden, die genaue Zahl der Bestuhlung steht noch nicht fest. Auf dem Plan, der dem Bauausschuss am Mittwoch vorgestellt wurde, waren zwischen 128 und 160 Sitzgelegenheiten zu sehen. Über die konkrete, zulässige Höchstzahl wird allerdings der Gemeinderat gesondert entscheiden. Nach Angaben des Fürstenhauses sei auf dem Karlsplatz genügend Platz für alle drei Lokale vorhanden: die Erlebnis-Gastronomie, die Eisdiele und das Ristorante Leopold.
Vom Staatsarchiv kommend wird sich an der Außenfassade etwas ändern: Post und „i-Punkt“erhalten gesonderte Eingänge, damit die Erlebnisgastronomie einen geschlossenen Vorraum erhält und die Geschäfte zu unterschiedlichen Uhrzeiten öffnen und schließen können. Eine neue Treppe führt ins Restaurant, in dem bis zu 140 Gäste Platz finden, und in
„Das Konzept ist eine fantastische Sache“,
die nächste Etage zu den Ausstellungsflächen. Auch Räume für Personal, Sozialbereich, ein Wickelbereich und eine 48 Quadratmeter große Küche sind geplant. Das Museum sollen exklusiv nur Besucher der Gaststätte besuchen. Brauerei-Geschäftsführer Ralf Rakel bestätigt auf Anfrage: „Ja, Zoller-Hof ist mit im Boot.“Seit der Schließung des Gasthofs an der Leopoldstraße will ZollerHof den Brauerei-Gasthof in Sigmaringen an prominenter Stelle ansiedeln. Der Marstall könnte so eine Stelle sein. Zu den Details will Rakel sich aber erst äußern, wenn der Mietvertrag unterzeichnet ist. Als möglicher Betreiber gilt der Bootshaus-Gastronom Soufyen Charni, der auch das Hotel umtreiben wird. Auch er sagt, dass noch nichts entschieden sei: „Wir führen noch offene Gespräche.“Wann die Erlebnisgastronomie öffnet, ist wegen der Corona-Pandemie ebenso noch unklar.
Bürgermeister Marcus Ehm zeigte sich erfreut über die Pläne der heimischen Brauerei. „Der Wunsch des Eigentümers des Zündapp-Museums war es, näher in die Innenstadt zu ziehen“, so Ehm. Mit dem angrenzenden Parkhaus gebe es zudem genügend Parkmöglichkeiten.
Stadträtin Ulrike Tyrs (SPD) fand, das neue Konzept sei „eine fantastische Sache“, man sehe, dass die Gastronomie auf dem Karlsplatz gut angenommen werde und es mehr Potenzial für die Außengastronomie gebe. Die Erlebnisgastronomie lobt SPD-Gemeinderätin Ulrike Tyrs. schätzt Tyrs als „absoluten Frequenzbringer“ein. „Das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausdenken können.“Stadträtin Ursula
Voelkel (Grüne) hätte sich einen Aufzug gewünscht, doch der Einbau hätte 20 Prozent der Gesamtkosten überstiegen, so Exler.