Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Interessierte können Beet-Paten werden
Gemeinderat Hohentengen stellt Pflegekonzept Göge-Grün auf die Beine
- Der Gemeinderat Hohentengen hat am Mittwoch einen einstimmigen Beschluss für den Start des Projekts Göge-Grün gefasst: Die Gemeinde bietet künftig den Vereinen, Bürgerinnen und Bürgern, die eine Patenschaft über öffentliche Grünflächen übernehmen, eine Jahresvereinbarung samt Entschädigungspauschale und Versicherung an. Falls notwendig bezahlt die Gemeinde auch eine neue Bepflanzung. Dafür hat der Gemeinderat 5000 Euro in den Haushalt 2021 eingestellt. Federführend wurde das Projekt von den Gemeinderäten Gabriel Fürst (CDU) und Karl-Heinz Fischer (Freie Wähler) sowie von Bauamt und Bauhof konzipiert. Wer bereits eine Grünfläche pflege und wer daran Interesse hätte, könne sich bei der Verwaltung melden, hieß es.
Bürgermeister Peter Rainer stellte die Ausgangslage vor: In der Göge gebe es viele öffentliche Grünanlagen, neue seien an der Steige hinzugekommen. Der Bauhof pflege diese Anlagen von Frühjahr bis Herbst und komme nicht hinterher. Man könne dieser Menge an öffentlichen Grünanlagen nicht mehr gerecht werden. Die Situation werde als unbefriedigend empfunden. Schon vor den
Kommunalwahlen sei dieses Problem Wahlkampfthema gewesen. Bereits vor Monaten habe Rat Gabriel Fürst seine Ideen in nicht-öffentlicher Sitzung vorgestellt, woraufhin eine Arbeitsgruppe mit den Räten Fürst und Fischer und Vertretern von Bauamt und Bauhof gegründet worden war. Ziel ist eine Reduzierung der pflegerischen Maßnahmen und der Erhalt der Artenvielfalt durch die Auswahl der Bepflanzung.
Gabriel Fürst stellte das Projekt vor. Der Bauhof solle sich auf das Wesentliche konzentrieren können, deshalb sollte die Pflege der öffentlichen Grünanlagen ausgelagert werden. Er stellte ein modulares System vor: Im Modul 1 soll eine effiziente Pflege mit wenig Aufwand erreicht werden; in Modul 2 die ökologische Nachhaltigkeit. Die Pflege der vielen Beete an den Straßen und Ortseingängen, auf Spielplätzen und unbebauten Grundstücken könnten von Vereinen und Einzelpersonen als Patenschaften übernommen werden. Die Pflege sollte standardisiert durchgeführt werden, damit das Ortsbild verbessert werde.
Die Patenschaft soll mit einer Jahresvereinbarung, die sich automatisch verlängert, besiegelt werden. Der Bauhofleiter würde die Pflege und, wenn notwendig die neue Bepflanzung,
mit den Interessenten besprechen. Für die Flächen, die der Allgemeinheit nutzen, werde es eine Aufwandsentschädigung geben: 30 Cent pro Quadratmeter, mindestens 25 Euro, maximal 600 Euro. „Die Vorteile sind klar: Es ist ein ökologischer Beitrag, die Effizienz der Pflege der Grünflächen ist gegeben, ohne dass zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden“, sagte Fürst. Im zweiten Modul könnten die Kreisel mit Blumenwiesen eingesät werden, schlug er vor. Auch sei die Pflege des Ursendorfer Spielplatzes in das Konzept aufgenommen, so werde keine Sondervereinbarung notwendig. Fischer ergänzte, wichtig sei zu schauen, wo die Grünflächen sind, deren Pflege Paten übertragen werden können. Bürgermeister Rainer betonte, dass der Bauhofleiter Gärtnermeister ist und die Paten gut beraten werde.
Monika Rauch vom Bauamt beantwortete die Fragen aus dem Gremium. Sie berichtete: Es sei geschaut worden, wie die Vereinbarungen bei anderen Gemeinden formuliert sind, die bereits solche Patenschaften haben. Dort werde festgehalten, wie gepflegt werde und was zu tun sei. Die meisten Paten übernehmen die Pflege von Flächen, die vor ihren Häusern liegen. Viele wünschen sich eine neue Bepflanzung. Die Kosten dafür übernehme die Gemeinde. Auch sollten die Leute, die bereits seit Jahren die Pflege ehrenamtlich machen, diese Vereinbarung schließen und die Aufwandsentschädigung bekommen. Die Verwaltung wisse nicht, wer sich bereits in diesem Bereich engagiere und bitte deshalb diese Bürgerinnen und Bürger, sich im Rathaus zu melden. Mit der Vereinbarung ist eine Versicherung, die die Pflegende bei der ehrenamtlichen Arbeit schützt, verbunden.
Auch kam aus dem Gemeinderat die Forderung, Bepflanzungen zu wählen, die den Insekten nützen und die Artenvielfalt sichern. Bürgermeister Rainer betonte: „Es geht in diesem Projekt nicht nur um Vereinfachung der Grünpflege, sondern auch um Biodiversität.“Es wurde vorgeschlagen, Blumenwiesen, die versetzt blühen, auf größeren Flächen, zum Beispiel am Ortseingang von Mengen her, auszusäen. Auch kam die Forderung, bei der Planung künftiger Wohngebiete keine öffentlichen Beete mehr vorzusehen, weil die Leute ihre Vorgärten sowieso bepflanzen. Rat Stephan Reitemann brachte es am Ende der Debatte auf den Punkt: „Die Initiative ist super. Das ist ein klasse Projekt. Dem ist absolut zuzustimmen.“So fiel auch die Zustimmung einstimmig aus.