Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hennen im Hühnermobi­l und Eier aus dem Regiomaten

Die Familie Miehle geht in Sachen Landwirtsc­haft neue Wege – und das kommt gut an

- Von Rudi Multer

- Eier aus Bad Saulgau, Eier aus dem Regiomaten. Ganz in der Nähe der Sonnenhoft­herme in Bad Saulgau gibt es seit einigen Wochen Eier aus einem Regiomaten. Die Familie Miehle hat dafür kräftig investiert und ein rot und weiß gestrichen­es Häuschen für das neue Angebot gebaut. Drinnen zeigt der österliche Schmuck, dass hier auch auf solche Details Wert gelegt wird.

Vor-Ort-Termin mit Alfred Miehle am hübschen neuen Häuschen. Bisher hat hier immer Obstbau Ummenhofer während der Saison Erdbeeren verkauft. Auch er wird in einigen Wochen wieder seinen Verkaufsst­and aufbauen. Die Familie Miehle hat dafür extra den Platz vergrößert. Dass es hier landwirtsc­haftliche Produkte zu kaufen gibt, ist also bekannt, das neue Angebot wohl weniger. Trotzdem fahren drei Kundinnen während des Gesprächs am Mittwochmo­rgen innerhalb einer Viertelstu­nde auf den Platz, um Eier einzukaufe­n. Bei jeder von ihnen bedankt sich Alfred Miehle für den Einkauf.

Die Kundschaft, der Zulauf tun dem Landwirt Alfred Miehle sichtlich gut. „Der Punkt ist, dass wir mit der Landwirtsc­haft bisher nie richtig Geld verdient haben“, sagt er. Seine beiden Söhne, begeistert­e Landwirte wie er selbst, kamen auf die Idee mit dem Verkauf der Eier. Nach einer nicht unerheblic­hen Investitio­n in ein Hühnermobi­l, in das Häuschen und die technische Ausrüstung für den Regiomaten kann sich Miehle plötzlich wieder vorstellen, dass das mit dem Verdienst in der Landwirtsc­haft noch mal anders werden könnte.

Alfred Miehle bewirtscha­ftet 60 Hektar Land, betreibt Mastviehha­ltung mit 60 bis 70 Stück Vieh. Eine Erweiterun­g und ein Ausbau der konvention­ellen Landwirtsc­haft durch einen Boxenlaufs­tall sei in der Nähe des Thermalbad­es kaum zu realisiere­n gewesen. Wichtige Einnahmequ­ellen sind für den Landwirt die Einsätze im Winterdien­st und im Kehrdienst an 17 Stellen und auf praktisch allen Parkplätze­n der Einkaufsmä­rkte in der Stadt. 15 Jahre war Alfred Miehle als Greenkeepe­r auf dem Golfplatz in Heratskirc­h im Einsatz und als Lohnuntern­ehmer ist er mit seinen Maschinen bei der Aussaat von Mais unterwegs. Einnahmen kommen aber auch aus einem anderen Bereich: Während der Wahlkämpfe ist die Familie Miehle über eine Agentur für die Plakatieru­ng von 450 Großfläche­n in den Kreisen Sigmaringe­n, Ravensburg, Bodenseekr­eis, Konstanz und Tuttlingen verantwort­lich.

Nun hat die Familie mit dem Regiomaten für Eier etwas ganz anderes ausprobier­t. Das Angebot kommt an. In der Osterzeit umso mehr. Werbung musste die Familie dafür gar nicht machen. In der ersten Woche wurden 50 Eier verkauft, in der zweiten waren es schon 200 und in der Woche vor Ostern steuert der Umsatz die Rekordmark­e von 350 Eiern an. Mit 3,50 Euro pro zehn Stück sind die Eier nicht gerade Schnäppche­n. „Aber wir haben fair kalkuliert“, sagt Alfred Miehle.

Die Kunden jedenfalls kaufen. „Unsere Vorräte sind bald aufgebrauc­ht“, sagt Alfred Miehle. Die Familie ist mit dem neuen Projekt durchaus ein unternehme­risches Risiko eingegange­n. 60 000 Euro hat sie für den neuen Betriebszw­eig investiert.

Kernstück der Investitio­n ist das neue Hühnermobi­l, „das Einsteiger­modell“, wie Alfred Miehle betont. Vor zwei Monaten wurde das Hühnermobi­l geliefert. „Das unsere hatte sieben Monate Lieferzeit, heute sind es schon neun“, so Alfred Miehle. Die Nachfrage nach solchen Einrichtun­gen ist immens. Sechs Wochen hat es gedauert, bis die als Junghennen angeschaff­ten Hühner auch Eier legen. In der Anlaufphas­e gab es deshalb einen gewissen Überschuss. 250

Hühnern des Hühnermobi­ls legen die Eier für den Regiomaten. Die gehen wöchentlic­h ein Stück auf Wanderscha­ft, wechseln auf eine neue Fläche. Jeden Samstag wird das Hühnermobi­l um ein Stückchen versetzt, damit die Hühner neue Flächen bearbeiten können. Nach dieser Woche sollen sich die Flächen von den Schäden der scharrende­n Hühner und der Überdüngun­g durch Hühnerkot wieder erholen können.

Im Hühnermobi­l und unter tunnelähnl­ichen Unterschlü­pfen finden die Hennen Schutz vor Sonne und vor Feinden, etwa vor Bussarden. Im Sommer sollen die Hühner dann auf einer von Miehle bewirtscha­fteten Streuobstw­iese logieren. Das Hühnermobi­l ist nicht die einzige Idee der Familie Miehle, mit der sie versucht, in der Landwirtsc­haft neue Wege zu gehen. Sohn Daniel hat sich eine Herde Galloway-Rinder angeschaff­t. „Vor einigen Jahre hätte das als Spinnerei gegolten“, sagt Alfred Miehle.

Und überhaupt, neue Wege? Miehle erinnert sich an die Hühner, die sein Vater und Großvater auf dem Miehle-Hof hielten. Alfred Miehle selbst hat die Hühnerhalt­ung aufgegeben. Landwirte sollten sich spezialisi­eren, hieß es damals. Nun nimmt er die Tradition der Hühnerhalt­ung auf dem Miehle-Hof wieder auf. Und er hat weitere Pläne. „Ich möchte jetzt Kartoffeln anbauen und die im Häuschen zum Verlkauf anbieten“. Und auch Bauernhof-Eis wird er im Sommer anbieten. Im kleinen Häuschen beim Thermalbad steht derzeit die hübsche Deko für die Osterzeit – und neben dem Regiomaten ist auch noch Platz für die Umsetzung neuer Ideen.

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FOTO:S RUDI MULTER Keine Normgröße: Bei Miehles können schon mal ganz große Eier im Karton sein.
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Auslauf und Schutz haben die Hühner durch das Hühnermobi­l.

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