Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Heinrich Heidegger stirbt mit 92 Jahren
Meßkircher Pfarrer bleibt seiner Heimat treu
- Mit dem Namen Heidegger verbinden wohl viele Menschen, insbesondere die, die sich mit Philosophie befassen, einen großen deutschen Denker: Martin Heidegger. Doch in Meßkirch hat sich dessen Neffe Heinrich Heidegger aus dem Schatten herausgearbeitet und blieb den Menschen bis zu seinem Tod am 30. März eng verbunden.
Eine Anekdote, die das bekräftigt, ist die des Paares Schafheitle aus Schwandorf. Heidegger traute sie dort und gab ihnen auch den Segen zur goldenen Hochzeit. Er war mit den Eheleuten freundschaftlich bis zu seinem Tod verbunden, auch das gehörte laut seinem Neffen Karl Heidegger zum Wesen des Pfarrers. Familie und Freunde standen neben dem Glauben, in dem er tief verwurzelt war, im Mittelpunkt Heideggers. Das geht auch aus den Erinnerungen hervor, die er für ein Projekt der Caritas in Meßkirch erzählte. Ein Ausflug mit seinem Onkel brachte ihm die klassische Musik näher. Humoristisch bekam er von seinen Eltern, vor allem von seinem Vater, der in der Fasnet aktiv war, einiges mit auf den Weg. „Er hat vieles mit einem Augenzwinkern genommen“, berichtet sein Neffe Karl Heidegger. Neben all den schönen Erinnerungen, die Heinrich Heidegger mit seiner Heimat verband, überschattet der Krieg seine Jugend. Im Februar 1944 ist er Zeuge der Bombardierung Sauldorfs, gibt er im Videointerview mit der Caritas an.
Letztlich brachte ihn sein Weg nach der Schulzeit und nach dem Krieg dem Theologie- und Philosophiestudium nah. Er schlug die Laufbahn eines Pfarrers ein. Eine seiner ersten Stellen war in Schwandorf. Einen Großteil seiner seelsorgerischen Arbeit absolvierte er in St. Blasien. „Diese Zeit war prägend“, fasst es sein Neffe zusammen. Von 1971 bis 1991 war er dort Pfarrer, bevor er für seinen Ruhestand zurück in seine Heimat kehrte. Es war jedoch eher eine sanfte Variante. Heidegger war bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar 2020 als Priester im Ruhestand tätig. „Das war sein Weg, seine Bestimmung, der er gefolgt ist“, sagt Karl Heidegger. Als Pfarrer habe er früh in eine progressiv-moderne Richtung gedacht, sich nicht von vermeintlich engen Grenzen beeinflussen lassen, als Beispiel dafür nennt Karl Heidegger die Ökumene. Der Glaube sei zentral in Heinrich Heideggers Leben gewesen, daraus schöpfte er auch die Kraft, der Gemeinde Trost und Halt zu geben. Er selbst lebte von den Kontakten zu Familien und Freunden, die auch durch etwaige Entfernungen nicht abrissen. Zu seinen Hobbys gehörte die Ahnenforschung und sich mit dem Werk seines Onkels Martin auseinanderzusetzen. Im Interview mit der Caritas spricht Heinrich Heidegger über den Tod. Im August 1945 sei er nach Hause gekommen, nach Meßkirch, habe an der Tür geklingelt und gerufen: Ich bin’s. „Im Sterben ist es schon anders“, sagt er. Da reiße er keine Tür auf, sondern sie werde ihm aufgehalten. Aber eines könne er dann immer noch rufen: „Ich bin’s.“
Einen Gedenkgottesdienst wird es geben, sobald dieser coronakonform möglich ist. Dann haben die Menschen die Möglichkeit, sich vom Ur-Meßkircher Heidegger zu verabschieden. Die Beerdigung findet im kleinsten Rahmen statt, die Bevölkerung ist aufgrund der Corona-Regeln nicht eingeladen.