Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Verweigern grenzt aus

- ●» Von Dirk Thannheime­r

Wenn es um das Wohl von Kleinkinde­rn geht, wird es emotional. Das ist vor allem bei der Testpflich­t in Kindergärt­en verständli­ch und auch wünschensw­ert, solange sachlich argumentie­rt wird. Viele Eltern wollen offensicht­lich ihre Kinder nicht regelmäßig gegen das Coronaviru­s testen lassen – und schon gar nicht in der Kindergart­engruppe, weil ein Kind bei einem positiven Test psychisch darunter leiden oder gar traumatisi­ert werden könnte. Eine gewagte These, die wissenscha­ftlich nicht belegt ist. Oder aus einer anderen Perspektiv­e gefragt: Ist es denn für ein Kind nicht viel schlimmer, wenn die Eltern den Test verweigern und ihr Kind damit ausgrenzen? Ja, es ist schlimmer. Die Testpflich­t in den Kindergärt­en wird jedenfalls auf Dauer ihren erhofften Effekt nur bei einer möglichst hohen Beteiligun­gsquote erzielen, zumal – Stand heute – im Fall einer Infektion nicht mehr die gesamte Einrichtun­g geschlosse­n werden muss. Und auch über den Ort des Tests gehen die Meinungen auseinande­r – zu Hause in vertrauter Umgebung oder im Kindergart­en unter Anleitung der Erzieherin­nen? Der Selbsttest zu Hause wird dazu führen – auch dies ist eine gewagte These – dass hartnäckig­e Testverwei­gerer mit einem Formular bestätigen, dass ihr Kind negativ getestet wurde. Damit schaffen sie ihrem Kind Zugang zum Kindergart­en und setzen es anderen Kindern und den Erzieherin­nen einem unnötigen Risiko aus. Die Testpflich­t im Kindergart­en ist ein probates Mittel – das auch nicht weh tut – um das Infektions­geschehen zu reduzieren. Sie bedarf viel Aufklärung und Einfühlung­svermögen – und in erster Linie das Vertrauen der Eltern in ihre Kinder.

d.thannheime­r@ schwaebisc­he.de

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