Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Verweigern grenzt aus
Wenn es um das Wohl von Kleinkindern geht, wird es emotional. Das ist vor allem bei der Testpflicht in Kindergärten verständlich und auch wünschenswert, solange sachlich argumentiert wird. Viele Eltern wollen offensichtlich ihre Kinder nicht regelmäßig gegen das Coronavirus testen lassen – und schon gar nicht in der Kindergartengruppe, weil ein Kind bei einem positiven Test psychisch darunter leiden oder gar traumatisiert werden könnte. Eine gewagte These, die wissenschaftlich nicht belegt ist. Oder aus einer anderen Perspektive gefragt: Ist es denn für ein Kind nicht viel schlimmer, wenn die Eltern den Test verweigern und ihr Kind damit ausgrenzen? Ja, es ist schlimmer. Die Testpflicht in den Kindergärten wird jedenfalls auf Dauer ihren erhofften Effekt nur bei einer möglichst hohen Beteiligungsquote erzielen, zumal – Stand heute – im Fall einer Infektion nicht mehr die gesamte Einrichtung geschlossen werden muss. Und auch über den Ort des Tests gehen die Meinungen auseinander – zu Hause in vertrauter Umgebung oder im Kindergarten unter Anleitung der Erzieherinnen? Der Selbsttest zu Hause wird dazu führen – auch dies ist eine gewagte These – dass hartnäckige Testverweigerer mit einem Formular bestätigen, dass ihr Kind negativ getestet wurde. Damit schaffen sie ihrem Kind Zugang zum Kindergarten und setzen es anderen Kindern und den Erzieherinnen einem unnötigen Risiko aus. Die Testpflicht im Kindergarten ist ein probates Mittel – das auch nicht weh tut – um das Infektionsgeschehen zu reduzieren. Sie bedarf viel Aufklärung und Einfühlungsvermögen – und in erster Linie das Vertrauen der Eltern in ihre Kinder.
d.thannheimer@ schwaebische.de