Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das sagen die Kinderärzte: Testung bedarf strenger Abwägung
Das schreiben die beiden Bad Saulgauer Kinderärzte Dr. Anke Seitz und Dr. Christoph Seitz in ihrer Stellungnahme: „Da immer die Gefahr besteht, durch invasive Tests und deren Konsequenzen die körperliche und seelische Integrität von Kindern und Jugendlichen zu verletzen, geht es in dieser Diskussion um berechtigte Sorgen. Teststrategien sind als eine von vielen möglichen Präventionsmaßnahmen in einer Pandemie sinnvoll. Die daraus resultierende vermeintliche Sicherheit hat jedoch wissenschaftlich eindeutig ihre Lücken, was eine Rolle beim Ruf nach Tests von Kindern spielen muss.“Kinder seien nicht die Treiber der Pandemie, sie seien diejenigen, die seit Monaten den Schutz der Gemeinschaft mit weitreichenden Folgen für ihre eigene seelische und körperliche Gesundheit mittragen würden. „Grundsätzlich muss gewährleistet sein, dass die Vorteile der verpflichtenden Testung in den Einrichtungen größer sind als deren Belastung. Andere Maßnahmen, wie die Einhaltung der AHA+Lüften-Regeln, Impfungen der Erzieherinnen und Lehrer sowie die konsequente Testung symptomatischer Menschen müssen Priorität haben. Wenn Kinder getestet werden, sind offene Kommunikation, altersgemäße Tests, kindgerechte Begleitung und eine Testung ohne Zwang entscheidend. Traumatisierung und Diskriminierung können im familiären Umfeld oder eingebettet in ein pädagogisch durchdachtes Konzept vermieden werden. Risiken für Begleitfolgen sind größer, wenn keine Bezugsperson des Kindes anwesend ist und sich das Kind einer Gruppe anpassen muss. Jedwede Einschränkung der Grundrechte von Kindern und Jugendlichen, die ihnen fremdnützig auferlegt wird, bedarf daher einer strengen ethischen Abwägung und einer wissenschaftlich konkret belegbaren Rechtfertigung.“