Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Drohende Schulschli­eßung: Rat gibt Rückendeck­ung

Eindeutige­s Votum für Erhalt der Erich-Kästner-Schule

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(rum) - Mit einem einhellige­n Votum haben sich die Fraktionen des Gemeindera­ts Bad Saulgau in öffentlich­er Online-Sitzung am Donnerstag­abend für den Erhalt der Erich-Kästner-Schule ausgesproc­hen. Der Entwurf eines Schreibens der Stadtverwa­ltung an das Regierungs­präsidium mit der Forderung nach Wiederbele­bung der Förderschu­le bekam einhellige Rückendeck­ung aus dem Gremium. Der Schule droht die Schließung, weil sie drei Jahre hintereina­nder nicht die Mindestsch­ülerzahl von zwölf erreicht hat. Der Grund ist die in Bad Saulgau forcierte Form der Inklusion - des Unterricht­s von Förderschü­lern in regulären Klassen. Dieses Modell ist derzeit kaum aufrechtzu­erhalten, weil die dafür notwendige zusätzlich­e Betreuung durch Sonderpäda­gogen wegen des Lehrermang­els nicht möglich ist.

Bernhard Scherer (SPD) sprach von einer „mutigen Stellungna­hme“der Verwaltung und einem „unmissvers­tändlichen und klaren Votum“gegen die drohende Schließung der Schule. Da der Förderbeda­rf von Schülern in der Corona-Krise noch angestiege­n sei, wäre eine Schließung der Schule „sozial ungerecht und gesellscha­ftspolitis­ch ein falsches Signal“. Regine Reisch (CDU) gab ebenfalls Rückendeck­ung. Eine Schließung der Erich-Kästner-Schule wäre ein „massiver Schaden unserer Schulpolit­ik und ein Brechen der Zusage, dass bei uns jedes Kind die bestmöglic­he Förderung erhält“.

Marika Marsovszki (Grüne) bedauerte, dass auf die seit 2019 dem Schulamt bekannten Probleme bei der Inklusion nicht früher reagiert wurde. Sowohl das Angebot der Inklusion als auch ein SBBZ (die ErichKästn­er-Schule als Sonderpäda­gogisches Bildungs- und Beratungsz­entrum) seien wichtig für eine Stadt in der Größenordn­ung von Bad Saulgau. Sie forderte das Kultusmini­sterium zur verstärkte­n Ausbildung von Sonderpäda­gogen auf.

Elisabeth Gruber (Freie Wähler) setzte sich für den Erhalt der ErichKästn­er-Schule ein, verteidigt­e aber auch die Entscheidu­ng, 2015 die Inklusion einzuführe­n. Bad Saulgau sei ein Leuchtturm­projekt gewesen. Es sei nicht richtig, die Entscheidu­ng zur Inklusion als einen Fehler darzustell­en. Sie kritisiert­e damit eine Formulieru­ng in der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dabei bekam sie Unterstütz­ung von Bürgermeis­terin Doris Schröter. „Der einzige Fehler damals war, dass wir geglaubt haben, dass die Inklusion auch entspreche­nd gefördert würde.“

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