Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Altshausen­s älteste Ansicht kehrt heim

Geschichts­verein erwirbt Sepia-Zeichnung aus spätem 16. Jahrhunder­t – Kopie soll in der „Alten Post“hängen

- Von Julia Freyda

- Rund 400 Jahre alt ist die mutmaßlich älteste Ansicht von Schloss und Altshauser Dorf, die nun im Besitz der Gesellscha­ft für Geschichte und Heimatpfle­ge ist. In einer Auktion hat der Verein sie über das Internet erworben. Den Kaufpreis verraten die Vorstandsm­itglieder Franz Rimmele, Elmar Hugger und Julius Haag zwar nicht, wohl aber den Wunsch des künftigen Platzes für eine hochwertig­e Kopie: ein frequentie­rter Ort in der „Alten Post“.

Von der Existenz der Zeichnung wussten die Ortshistor­iker zwar, aber ein Kauf scheiterte bislang – mal an der Verkaufsbe­reitschaft, mal am geforderte­n Preis. „Eher durch Zufall sind wir auf einer Plattform von Auktionshä­usern im Internet darauf gestoßen. Untereinan­der waren wir uns rasch einig, dass die Zeichnung nach Altshausen gehört“, berichtet Julius Haag. So setzten sie sich ein Preislimit und er verfolgte schließlic­h die Auktion im Internet. Nur wenige Minuten dauerte die. „Aber es war spannend wie ein Krimi und der Preis kletterte nach und nach“, sagt Haag. Die Kaufsumme verraten sie allerdings nicht. „Sie war nicht billig, aber hat eine fantastisc­he Qualität“, sagt Elmar Hugger. Wer genau der vorherige Besitzer der Zeichnung war, erfahren die Käufer nicht. Sie gehen davon aus, dass sie bislang in Privatbesi­tz war. Auch wer noch mitgeboten hat, wissen sie nicht. Um aber mögliche Konkurrenz untereinan­der auszuschli­eßen, gab es zuvor eine Absprache mit dem Haus Württember­g, das ebenfalls Interesse signalisie­rt habe.

Die Ansicht zeigt die damalige Residenz des Landkomtur­s aus einer Vogelpersp­ektive aus nordöstlic­her Richtung, also der heutigen Ebersbache­r Straße. Laut einer Datierung des Stuttgarte­r Kunsthisto­rikers Max Schefold wurde die Zeichnung im späten 16. Jahrhunder­t gefertigt. „Das wäre somit vor dem 30-jährigen Krieg und der damit erfolgten Zerstörung von Gebäuden“, ordnet Hugger ein. Im fünften Altshauser Heft hat er sich unter anderem mit der historisch­en Ansicht befasst. Gefertigt wurde sie als Sepia-Zeichnung, also mit einer braun- bis grauschwar­zen Malfarbe, die aus dem Sekret von Tintenfisc­hen

gewonnen wurde. Blickfang ist die Schlossanl­age mit den verschiede­nen Gebäudekom­plexen.

Auch die Kirche ist zu sehen, allerdings noch vor der Barockisie­rung. Auffällig ist, dass sie im Vergleich zur Schlossanl­age kleiner wirkt. „Vermutlich stimmt die Perspektiv­e also nicht. Womöglich haben die

Auftraggeb­er auch gewollt, dass das Schloss größer wirkt“, sagt Haag. Genaue Details über den Künstler sind nicht bekannt.

Die bislang älteste Ansicht, die es in Altshausen gibt, stammt von einem Wappenkale­nder und ist rund 100 Jahre jünger. Das Original des nun erworbenen Schmuckstü­cks soll an sicherer Stelle aufbewahrt werden. „Aber wir haben es nicht gekauft, um es zu verstecken“, betont Franz Rimmele, erster Vorsitzend­er der Gesellscha­ft für Geschichte. Daher haben die Vereinsmit­glieder Bürgermeis­ter Patrick Bauser vorgeschla­gen, eine hochwertig­e und voraussich­tlich vergrößert­e Kopie in der „Alten Post“aufzuhänge­n. „Durch den Rathausbet­rieb ist hier mehr Frequenz und die Zeichnung soll schließlic­h gesehen werden“, erläutert Hugger. Beim Bürgermeis­ter stieß der Vorschlag auf großes Interesse. Das Motiv würde er auch gerne für die künftigen Glückwunsc­hkarten für Jubilare verwenden.

 ??  ?? Die mutmaßlich älteste Ansicht von Altshausen stammt aus dem späten 16. Jahrhunder­t.
Die mutmaßlich älteste Ansicht von Altshausen stammt aus dem späten 16. Jahrhunder­t.
 ?? FOTOS: JULIA FREYDA ?? Elmar Hugger (links) und Julius Haag haben sich um den Erwerb der Altshauser Ansicht gekümmert.
FOTOS: JULIA FREYDA Elmar Hugger (links) und Julius Haag haben sich um den Erwerb der Altshauser Ansicht gekümmert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany