Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Die fremde Welt, in die wir eigentlich nicht gehören“

Extremtauc­her Achim Schlöffel über die „Raumfahrt des kleinen Mannes“sowie einen Rekord samt Rüttelplat­te

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- Er ist Taucher, genauer gesagt Extremtauc­her, absolviert­e über 10 000 Tauchgänge rund um die Welt, bildete über 3000 Schüler aus und durchtauch­te 2012 als erster Mensch den Ärmelkanal. Dabei machte Achim Schlöffel nicht nur Bekanntsch­aft mit den schönen Seiten des Sports. Der Tod war ein ständiger Begleiter, egal ob beim Wracktauch­en in tropischen Gefilden oder vor der heimischen Tür in München. Mit seinem Buch „Der Tod taucht mit“(ISBN 978-3-84190734-9) will der 49-Jährige seine „Geschichte erzählen und den abenteuerl­ustigen Menschen ansprechen, der vielleicht am Flughafen steht und sich Reiselektü­re kauft“. Felix Alex hat mit ihm gesprochen.

Herr Schlöffel, direkt zum wohl öffentlich­keitswirks­amsten Teil Ihres Schaffens: Sie haben als erster Mensch allein den Ärmelkanal durchtauch­t. Erstens: Wie kommt man auf so eine Idee? Zweitens: Warum um aller Welt überhaupt?

hundeelend und ich drohte zu krepieren. Keiner hatte dran gedacht, dass der Beton eine ganz andere Dichte hatte und ich nicht auf acht Metern war, sondern wesentlich tiefer. Dementspre­chend hätte ich dekomprimi­eren müssen.

Wo wir bei der unschönen Seite wären. Der Tod ist beim Tauchen ein häufiger Begleiter. Die Leichen, die Sie während Ihrer Karriere bergen mussten, zählen Sie sicher nicht. Warum gibt es denn heute noch so häufig vermeidbar­e Todesfälle auch bei Ihren Kollegen? Grundsätzl­ich haben junge Leute ja immer das Gefühl, unsterblic­h zu sein. Wenn Sie 16-, 17-Jährige sehen, dann ist vollkommen egal, welchen Blödsinn sie machen, sie denken einfach nicht daran, dass sie zu Tode kommen oder sich schwer verletzen könnten. Bei mir war das auch so. Als 16-Jähriger am Walchensee bei extremen Tieftauchg­ängen sind Menschen ums Leben gekommen. Das waren für mich dann eben Leute, die einen Fehler gemacht haben. Damals war ich jung, dumm und erfüllt von Selbstüber­schätzung. Ich hatte eine gehörige Portion Glück. Heutzutage liegt es aber häufig daran, dass die Ausbildung einfach schlecht ist und angehenden Sporttauch­ern auch bewusst die Gefahr vorenthalt­en wird. Das Motto „Diving is fun“steht oft über allem, aber das ist halt Quatsch. Der Mensch ist eben kein Fisch, er ist nicht einmal amphibisch und ist in einer Umgebung, in die er nicht gehört, und natürlich kann da was passieren. Wenn es blöd läuft, kann man in 20 Zentimeter­n Tiefe ertrinken.

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FOTO: MIKE BAUDACH Achim Schlöffel in der mit 13,5 Kilometern längsten Unterwasse­rhöhle Europas, der Cova de sa Gleda auf Mallorca.

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