Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bedenklich steigende Holzphallus-Inzidenz
Seit irgendwann mal jemand eine längliche Holzskulptur eines Holzphallus-Skulpturenverfertigungskünstlers hat verschwinden lassen, tauchten und tauchen immer wieder neue Holzphallus-Skulpturen auf. Es ist inzwischen fast so, dass man kaum noch in freier Natur friedlich spazieren gehen kann, ohne dass das unschuldige Auge auf Schritt und Tritt von hölzernen Phalli penetriert wird, was uns reichlich penetrant vorkommt. Während in Deutschland die Corona-Inzidenz gottlob langsam sinkt, steigt indes die HolzphallusInzidenz
bedenklich. Nicht bestätigten Vermutungen zufolge könnten mit dem Aus-Dem-Boden-Schießen der hölzernen Phalli auch Holzköpfe in Verbindung stehen. Diese halten es für einen gelungenen Spaß, sich entsprechend skulptural zu positionieren.
Außerdem ist ja gerade Spargelzeit und es handelt sich womöglich gar nicht um Holzpenisse, wie allenthalben geschrieben wird, sondern um versteiftes Edelgemüse der saisonalen Art. Damit Spargel nicht holzig wird, muss er übrigens gut geschält werden, besonders am unteren Ende. Die deutscheste aller deutschen Gemüsesorten ist von Haus aus ein natürliches Phallussymbol, weil schon seit alters her bekannt ist, dass Spargel aphrodisierende Wirkung entfaltet. Und damit schlägt das Gemüse die sich landplagenhaft ausbreitenden Holzskulpturen um kulinarische Längen. Denn an den zweifelhaften Phallusskulpturen kann man sich höchsten die Zähne ausbeißen. Und vergessen wir vor allem eines nicht: Egal ob bei Speisen oder der Kunst: Das Auge isst mit. (nyf)