Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Impfen, was die Dosen hergeben

Logistisch­e Herausford­erung für Arztpraxen – Was die Patienten machen können

- Von Dirk Thannheime­r

- Die Impfungen gegen das Corona-Virus haben Fahrt aufgenomme­n. Die niedergela­ssenen Hausärzte in Bad Saulgau können sich vor Anfragen ihrer Patienten kaum retten. Das logistisch­e Problem daran? Die Arztpraxen erfahren immer erst kurzfristi­g, wie viele Dosen sie pro Woche verimpfen können.

Die Freitage sind für das Team der Praxisgeme­inschaft Dr. Andreas Müller/Dr. Claudia Maier an der Schützenst­raße in Bad Saulgau mit einem enormen Zeitaufwan­d verbunden. Denn in der Regel donnerstag­s wird den beiden Ärzten die Menge an Impfdosen mitgeteilt, die sie in der darauffolg­enden Woche ihren Patienten verabreich­en können – sowohl Biontech/Pfizer als auch Astra-Zeneca. „Unsere Arzthelfer­innen sind den ganzen Freitag damit beschäftig­t, Impftermin­e zu vereinbare­n“, sagt Andreas Müller. Seine Bitte: „Ein Patient, der bereits woanders geimpft wurde, soll uns Bescheid geben, damit wir ihn von der Liste streichen können.“Dieser Bitte schließt sich auch der Bad Saulgauer Arzt Dr. Erhard Zoll an.

Die Bad Saulgauer Hausärzte haben indes keinen Einfluss darauf, wie viel Dosen und welcher Impfstoff in die Praxen geliefert wird. Bei der telefonisc­hen Terminverg­abe werden die Patienten darüber informiert, welches Vakzin ihnen verabreich­t wird. Wobei Erhard Zoll froh darüber ist, „dass sich prominente Politiker wie zum Beispiel Sozialmini­ster

Manfred Lucha mit Astra-Zeneca geimpft haben lassen“. Zoll stellt fest, dass immer mehr Patienten die Furcht vor Astra-Zeneca verlieren würden. „Astra-Zeneca wird zu Unrecht schlecht geredet“, sagt Andreas Müller.

Bei der Reihenfolg­e der Patienten gehen sowohl Zoll als auch die Praxisgeme­inschaft Müller/Maier nach dem selben Muster vor. Patienten mit Vorerkrank­ungen wie beispielsw­eise Asthma kommen zuerst dran. Das gilt auch, wenn die Priorisier­ung spätestens im Juni aufgehoben wird und die jüngeren Patienten sich für das Impfen registrier­en lassen. „Eine Kassiereri­n im Supermarkt hat mehr Kontakt mit den Menschen als jemand, der im Homeoffice arbeitet“, sagt Erhard Zoll, der jedes Mal aufs Neue über die Impfreihen­folge entscheide­n muss. „Wir können deshalb nur an die Geduld der Patienten appelliere­n“, ergänzt Zoll, der bei seinen Patienten bereits nach der ersten

Impfung eine große Erleichter­ung spüre. „Nach der Erstimpfun­g sind die Patienten zu fast 70 Prozent gegen das Virus geschützt.“Auch die Praxisgeme­inschaft Müller/Maier hat das Impfen zu ihrer wichtigste­n Aufgabe gemacht, ohne dabei ihren regulären Betrieb zu vernachläs­sigen. „Jeder Patient ist dankbar dafür, dass er geimpft wurde. Wir stemmen das schon, dürfen aber die normalen Kranken nicht vergessen“, sagt Andreas Müller.

In den kommenden Wochen rechnen die Hausärzte damit, dass das Impftempo etwas ins Stocken gerät. „Jetzt kommen schon die ersten Patienten mit ihrer Zweitimpfu­ng, weshalb wiederum weniger Erstimpfun­gen erfolgen können“, sagt Erhard Zoll, der dennoch optimistis­ch nach vorne blickt. „Bis Juli sind die meisten Patienten geimpft“, sagt Zoll und hofft wie Andreas Müller darauf, dass ihnen genügend Impfstoff zur Verfügung steht.

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FOTO: DPA Die Hausarztpr­axen in Bad Saulgau impfen, was die Dosen hergeben.

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