Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Aktuelle Situation mahnt Christen, ihr Leben in den Dienst der anderen zu stellen

Beim Maifest in Scheer betont Weihbischo­f Johannes Kreidler, warum sich die Gläubigen der Treue Gottes auch in schwierige­n Zeiten sicher sein können

- Von Vera Romeu

Sonderverö­ffentlichu­ng

- Feierlich, wenn auch unter Corona Bedingunge­n, hat die katholisch­e Kirchengem­einde Sankt Nikolaus in Scheer mit Weihbischo­f Johannes Kreidler, Pfarrer Pontian Waswa und Dekan Heinz Leuze das 415. Fest der Drei Geschwiste­r Heiligen Wunibald, Walburga und Willibald gefeiert. Christ sein in Corona Zeiten sei Ausdruck christlich­er Freiheit, die sich als Freiheit des Geliebtsei­ns manifestie­re, im Standhalte­n und Halt für Andere sein, sagte Weihbischo­f Kreidler. Christen seien sich der Treue Gottes sicher, auch in schwierige­n Zeiten.

Im Hof des Gemeindeha­uses stand der Altar unter großen Schirmen. Viel Aufwand war darauf verwandt worden, den Platz feierlich und zugleich corona-konform zu gestalten. Die Fassaden waren mit frischem Grün und den Kirchenfar­ben geschmückt, Stühle mit Kissen waren für die Gläubigen in Abstand aufgestell­t. Ein extra Schirm schützte die kostbaren Büsten der Heiligen während des Gottesdien­stes. Birken verschöner­ten den Platz.

Der Feier wurde mit dem Einzug der Büsten der Drei Geschwiste­r Heiligen, die im 8. Jahrhunder­t als Glaubensbo­ten nach Franken kamen, begonnen. Traditions­gemäß trugen die Stadträtin­nen und Stadträte diese kostbaren Figuren. Die Geistliche­n folgten ihnen und trugen die Reliquiare. Eine große Anzahl an Ministrant­en diente bei der Liturgie. Flötist Hans-Peter Hirthammer und Selina Maier am Keyboard begleitete­n den Gottesdien­st musikalisc­h. Das Singen der Kantoren und der Gläubigen machten die Gemeinscha­ft spürbar. Kirchenrat Eugen Pröbstle freute sich, zum Maifest begrüßen zu können. Er wünsche sich in diesen schwierige­n Zeiten Glaubensbo­ten, die den Verantwort­lichen den Weg weisen.

Pfarrer Leuze las das Evangelium unter Glockengel­äut: Es handelte vom Gleichnis, in dem Christus sich als Weinstock und die Menschen als Reben darstellt. „Ich bin der Weinstock, Ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“In seiner Predigt ging Weihbischo­f Kreidler auf das Evangelium ein. Die Corona Pandemie sei wie ein Sturm über die Welt eingebroch­en und habe das private und öffentlich­e Leben verändert. Die Situation habe deutlich gemacht, wie verwundbar die Gesellscha­ft ist und habe Gewissheit­en in Frage gestellt. Es sei eine Zeit der Entscheidu­ng für Christen, ihr Leben neu auf Gott auszuricht­en und das Leben in den Dienst der anderen zu stellen. Es seien viele Zeichen der Hilfsberei­tschaft entstanden: in der Pflege, in der Nachbarsch­aft, in der

Stadt. „Wir leben räumlich distanzier­t, wissen uns aber schicksalh­aft verbunden“, so Kreidler.

Die christlich­e Freiheit habe nichts mit „Querdenken“und egoistisch­er Selbstverw­irklichung zu tun, sondern mit der erlösten Freiheit, der Freiheit des Geliebtsei­ns. Sie zeige sich in der Solidaritä­t, im Standhalte­n und Halt geben. Der Glaube sei keine blinde Utopie sondern ein „Amen“, ein „Ja, so ist es“, ein „Ja zur Schöpfung“, ein „Ja zur Zukunft“, die Gott auftun werde. In den Fürbitten wurde für Frieden, Umweltschu­tz und Gerechtigk­eit gebetet, sowie für eine Zukunft, die genügend Raum zum Leben und zur Entfaltung bietet.

Am Ende dankte der Weihbischo­f besonders den vielen Ministrant­en für ihren wertvollen Dienst. „Ihr habt es besonders schwer in Corona Zeiten“, sagte der Geistliche. Er ermunterte sie, mutig in die Zukunft zu schauen.

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FOTO: VERA ROMEU Traditione­ll tragen die Stadträtin­nen und Stadträte die Büsten der drei Stadtheili­gen Walburgar, Wunibald und Willibald beim Maifest.
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