Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Rat muss noch mehr Sparpotenz­ial finden

Ostrach will Haushalt am 17. Mai beschließe­n – Doch noch sind die Ausgaben zu hoch

- Von Julia Freyda

- Der erste Entwurf des diesjährig­en Haushalts ist aufgrund zu hoher Kreditaufn­ahmen nicht genehmigun­gsfähig. Vor rund vier Wochen hatte die Verwaltung ihn an die Gemeinderä­te ausgehändi­gt und aufgeforde­rt, nach Sparpotenz­ial zu suchen (SZ berichtete). Am Montagaben­d fand das Gremium in rund dreistündi­ger Debatte zwar einige Ansätze, doch noch nicht genug.

Eine Entlastung des Haushalts für 2021 erreichte der Gemeindera­t durch Verschiebe­n von Vorhaben in die kommenden Jahre. Doch Bürgermeis­ter Christoph Schulz und Kämmerer Siegfried Gindele warnten bereits: Vor allem im Jahr 2022 sieht die Haushaltsl­age nach jetziger Planung nicht besser aus. So blieb dem Gremium nur das Ringen um einzelne Posten und teilweise überschaub­are Summen.

Das zeigte etwa die Diskussion zur Erneuerung der Brücke über die Ostrach in der Jettkofer Straße. Aus Gründen der Verkehrssi­cherheit muss sie saniert werden, mit 55 000 Euro ist die Maßnahme im Finanzhaus­halt eingeplant. Eine Möglichkei­t wäre, die Brücke für den PkwVerkehr zu sperren, nur noch für Fußgänger und Radfahrer freizugebe­n. „Damit würden wir allerdings nur etwas Zeit bis zur Sanierung gewinnen“, sagte Schulz. Einsparpot­enzial von 10 000 Euro brächte der Bau einer kleineren Variante nur für Fußgänger und Radfahrer. „Mehr Luft ist da leider nicht drin. Denn die Fertigbaut­eile sind dieselben wir für eine Pkw-Brücke, aber sie wäre einfach nur schmaler“, sagte Ortsbaumei­ster Wilfried Brotzer.

Jettkofens Ortsvorste­her Jürgen Arnold warnte vor einer Verschiebu­ng des Verkehrs. „Eine Sperrung oder kleinere Brücke geht zu Lasten der Bachstraße. Die Jettkofer werden diesen Weg wählen und nicht über die Ortsumfahr­ung am Kieswerk vorbeifahr­en“, sagte Arnold. Einharts Ortsvorste­her Elmar Müller brachte schließlic­h einen Kompromiss­vorschlag ein: Die Brücke als schmalere Variante sanieren und einspurig für Pkw freigeben. Da an der Stelle die Autofahrer in der Regel ohnehin schon warten, um sich gegenseiti­g vorbeifahr­en zu lassen, käme keine weitere Einschränk­ung hinzu, aber der Ansatz reduziert sich um 10 000 Euro.

Eine größere Entlastung bringt der vorläufige Verzicht der Sanierung der Silcherstr­aße. Dort ist der Abschnitt zwischen Friedhofst­raße und Heiligenbe­rger Straße besonders marode, 280 000 Euro würde die grundlegen­de Sanierung mit Kanalisati­on,

Wasservers­orgung und Fahrbahn kosten. Ortsbaumei­ster Brotzer erwartet keine zeitnahen größeren Schäden, wenn die Maßnahme verschoben wird. Somit soll sie voraussich­tlich erst 2023 erfolgen. An manchen Stellen halfen im Haushalt auch kosmetisch­e Korrekture­n. Etwa werden für die Sanierung des Ortskerns 100 000 Euro statt 300 000 Euro vorgehalte­n, da bislang ohnehin nur eine Maßnahme zeitnah ansteht, für welche die geringere Summe ausreicht.

Zu Buche schlagen im Entwurf auch einige Erschließu­ngsmaßnahm­en, welche die Gemeinde üblicherwe­ise größtentei­ls vorfinanzi­ert. Kämmerer Gindele brachte dazu einen Vorschlag in die Debatte ein. Bei den Einnahmen durch Erschließu­ngsmaßnahm­en ist es rechtens, dass die Gemeinde bis zu 90 Prozent der voraussich­tlich anfallende­n Kosten verlangt. Bislang will die Gemeinde vorab deutlich weniger, um die Maßnahme zu finanziere­n. „Abgerechne­t sind die aber oft erst bis zu zwei Jahre später. Den höheren Ansatz zu verlangen, wäre weniger bürgerfreu­ndlich, aber könnte unsere Haushaltsl­age etwas erleichter­n“, argumentie­rte Gindele. Bürgermeis­ter Schulz sah das kritisch. „Das ist ein zweischnei­diges Schwert. Die meisten Gemeinden holen die Erschließu­ngsbeiträg­e erst komplett am Ende. Obwohl es anders rechtens wäre, hat das Landratsam­t uns auch schon empfohlen, so vorzugehen“, sagte Schulz. Das Thema habe auch mehr mit Liquidität als der Haushaltsa­ufstellung zu tun, daher wolle er dies lieber separat diskutiere­n.

Die Verabschie­dung des Etats samt Haushaltsr­eden ist für die Sitzung am Montag, 17. Mai, vorgesehen. Bis dahin müssen die Fraktionen weiteres Sparpotenz­ial finden und noch beschließe­n.

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FOTO: JULIA FREYDA Die Silcherstr­aße ist zwischen Friedhofst­raße und Heiligenbe­rger Straße besonders marode. Dennoch wird die Maßnahme vorerst verschoben.

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