Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wichtig ist der Elementarschadenschutz
Welche Versicherung bei Schäden durch Flut und Starkregen zahlt
(dpa) - Reißende Flüsse statt Straßen, vollgelaufene Keller und unbenutzbare Häuser: Flut und Starkregen bedrohen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die Existenzen zahlreicher Einwohner. Die Betroffenen stehen nicht nur vor Aufräumarbeiten, sondern auch vor der Frage, ob ihre Versicherung die Schäden abdeckt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Welche Versicherung greift bei Flut- und Starkregenschäden?
Reine Gebäude- oder Hausratversicherungen decken Starkregen- oder Flutschäden meistens nicht. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist eine Wohngebäudeversicherung mit einem erweiterten Naturgefahrenschutz, der sogenannten Elementarschadenversicherung, vonnöten. Schäden am Hausrat, also allem was nicht fest am Gebäude montiert ist, deckt die Hausratversicherung mit Elementarschadenversicherung.
Was für Schäden sind das, die am Haus entstehen können?
In der Regel laufen Keller oder Erdgeschosse mit Wasser voll. Hiernach ist laut dem GDV oft ein Abpumpen von Wasser oder eine Trockenlegung nötig. In schlimmen Fällen übernimmt die Versicherung auch die Kosten für Abriss und Wiederaufbau.
Wie viel kostet so eine Versicherung und wie hoch ist die Selbstbeteiligung?
„Die Höhe der Versicherungsprämie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie vom Wert des Hauses, der Bauart oder der Lage“, sagt Claudia Frenz vom Bund der Versicherten (BdV). Häuser in Risikolage werden häufig nur bei einer hohen Prämie versichert. Hier ist häufig eine hohe Selbstbeteiligung vereinbart, um eine erschwingliche regelmäßige Belastung zu erreichen.
Kann man eine Elementarschadenversicherung für jedes Haus abschließen?
Für fast alle. Der GDV schätzt, dass 99 Prozent der deutschen Privathäuser „problemlos versicherbar“sind. Dass überhaupt kein Schutz möglich ist, ist also sehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich. Teuer werden Versicherungen immer dort, wo das Risiko einer Flut besonders groß ist. „Doch besonders hier ist die Elementarschadenversicherung dringend zu empfehlen“, sagt Frenz vom BdV.
Woher weiß ich, wie hoch mein individuelles Risiko ist? Immobilienbesitzer und Mieter können unter www.naturgefahrencheck.de auf einem Portal der GdV ihr Naturgefahrenrisiko ermitteln. Die Onlineplattform zeigt, welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit am eigenen Wohnort verursacht haben, wie viele Gebäude im vergangenen Jahr in der Region betroffen waren, wie hoch die teuersten Schäden durch Starkregen, Sturm oder Hagel
ausfielen und welche Hochwassergefahr besteht.
Wann nicht? zahlt die Versicherung
Zum Beispiel, wenn bei Starkregen und Sturm alle Fenster geöffnet waren. „Schwierig wird es immer dann, wenn der Versicherungsnehmer elementare Vorsichtsmaßnahmen missachtet hat“, sagt Christian Ponzel vom GDV. Dann übernimmt die Versicherung womöglich nur einen Teil der Kosten. Frenz vom BdV rät deshalb, bei Vertragsabschluss darauf zu achten, dass in dem Versicherungstarif auf den Einwand der „groben Fahrlässigkeit“verzichtet wird.
Wie gehe ich nach der Entstehung eines Schadens vor?
Die GDV rät, umgehend den Versicherer zu informieren – noch bevor Aufträge an Handwerker vergeben werden. Mieter wenden sich an ihren
Vermieter. Der Schaden sollte möglichst gering gehalten werden. Hausbesitzer sollten also zum Beispiel zerstörte Fenster provisorisch abkleben und herumliegende Gegenstände wegräumen. Gleichzeitig ist es ratsam, Schäden mithilfe von Fotos zu dokumentieren. Hilfreich können zusätzlich auch Kaufbelege sein.
Kann die Versicherung den Vertrag nach einem Schadensfall kündigen?
„Ja, kann sie – der Versicherungsnehmer aber auch, beispielsweise, wenn er mit der Leistung des Versicherers nicht zufrieden ist“, sagt Frenz vom BdV. Davon ist allerdings unbedingt abzuraten, denn eine bessere Versicherung zum gleichen Preis ist nach einem Schadensfall vermutlich nicht zu finden. Kündigt die Versicherung dem Versicherungsnehmer, hat der Kunde kaum eine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren.