Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Familien haben es bei der Wohnungssuche schwer
Die Bandbreite der Mietpreise im Kreis Sigmaringen ist groß – Mehr als drei Zimmer gibt es selten
- Die Mietpreise im Kreis Sigmaringen sind in den vergangenen zwei Jahren weiter gestiegen. Die Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau (GSW) als größter Vermieter in der Stadt geht davon aus, dass das Mietniveau zwischen sieben und acht Euro pro Quadratmeter liegt. In Bad Saulgau sind die Preise deutlich höher.
Aus dem Mietspiegel für Bad Saulgau und Umgebung lassen sich für verschiedene Wohnungsgrößen nach Baujahr geordnet Vergleichsmieten ablesen. Zu- und Abschläge je nach Lage, Ausstattung und Modernisierungsgrad sind ebenfalls aufgelistet. Eine 60-QuadratmeterWohnung im Stadtgebiet Bad Saulgau, die nach 2005 gebaut wurde, kann dem Mietspiegel zufolge zwischen 8,69 und 9,20 Euro kosten, wenn alle Zuschläge eingerechnet werden – kalt, pro Quadratmeter.
Für Neubauwohnungen ist die Kaltmiete auf den Quadratmeter gerechnet teurer. „Wir gehen davon aus, dass diese in Bad Saulgau mit 8,50 bis 12 Euro höher liegen als in anderen Städten und Gemeinden im Kreis“, antwortet Günter Hermann, Vorsitzender des Eigentümervereins Haus &
Grund, auf eine schriftliche Anfrage.
Anders als der Eigentümerverein nimmt
Gerhard Holdenried an, dass im Kreis Sigmaringen die höchsten Mietpreise in der Kreisstadt erreicht werden. Der Vorsitzende des Mietervereins Zollern-Alb geht davon aus, dass die Kaltmiete pro
Quadratmeter zwischen 5 und 7,50 Euro in Sigmaringen beträgt.
Die Immobiliengesellschaft GSW vermietet allein in Sigmaringen rund 800 Wohnungen. „Unser Durchschnittspreis spiegelt nicht den Marktpreis wieder“, sagt Geschäftsführer Roy Lilienthal. Seiner Wahrnehmung nach liege der in Sigmaringen zwischen 7 und 8 Euro pro Quadratmeter. Sabine Teuber-Obert von der Immobilienvermittlung der Firma Steidle schätzt den Sigmaringer Markt ähnlich ein. Steidle vermietet in Sigmaringen rund 100 Wohneinheiten und stellt wie die GSW fest, dass sich auch höhere Mieten durchsetzen lassen, allerdings verglichen mit anderen Landkreisen auf einem verhältnismäßig günstigen Niveau.
In Ravensburg oder Tübingen, wo die GSW ebenfalls aktiv ist, seien Mieten zwischen 12 und 14 Euro pro Quadratmeter üblich, rechnet Geschäftsführer Lilienthal vor. Nach seinen Angaben sind die Mietpreise seiner Firma in Sigmaringen in den vergangenen fünf Jahren um 16 Prozent nach oben gegangen. Der Grund: Die GSW hat etliche Mehrfamilienhäuser im Ziegelacker saniert, weshalb statt vier dort jetzt sechs Euro pro Quadratmeter verlangt werden.
Trotz dieser Steigerung hätten Investoren in Sigmaringen ein Problem: Bei aktuell steigenden Bau- und
Grundstückskosten rechne sich eine Investition bei ortsüblichem Mietniveau kaum. Als Beispiel nennt Lilienthal die Mehrfamilienhäuser mit 36 Wohnungen, die die GSW momentan am Riedbaum baut, und die im Herbst kommenden Jahres bezogen werden sollen. Dort werde ein Quadratmeterpreis zwischen 8,60 und 9 Euro verlangt. Etliche Wohnungen werden zum Sozialtarif, der ein Drittel günstiger ist, angeboten. „Die 5,70 Euro werden allein von den Baukosten aufgefressen“, so Lilienthal.
In den Städten des Kreises sind die Kaltmieten pro Quadratmeter laut Mieterverein und Eigentümerverein höher als in den umliegenden Landgemeinden. Der Bad Saulgauer Mietspiegel sieht für eine Wohnung außerhalb des Stadtgebiets für die Kommunen Herbertingen, Hohentengen, Mengen oder Scheer einen Abzug von 41 Cent pro Quadratmeter für die Berechnung der Gesamtvergleichsmiete vor.
„Dafür müssen aber die schlechtere Infrastruktur und Verkehrsanbindungen in Kauf genommen werden“, gibt Hermann vom Eigentümerverein zu bedenken. Auch die Nachfrage in den Städten und Landgemeinden im Kreis ist aus seiner Sicht unterschiedlich. „In Sigmaringen und Bad Saulgau sind die kleinen 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen, in Mengen, Pfullendorf und den ländlichen Gemeinden die größeren Wohnungen ab drei Zimmer gefragt.“
Holdenried vom Mieterverein sieht bei den größeren Wohnungen ein Problem für die Wohnungssuchenden. „Nach unserer Erfahrung mussten wir feststellen, dass es nicht mehr einfach ist, eine 4-ZimmerWohnung zu mieten. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Dies bedeutet, dass die Wohnungssuche für Familien mit zwei oder mehr Kindern zur Herausforderung wird“, sagt der Vorsitzende des Mietervereins.