Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die neuen Mieter sind da
Ingenieurbüro übernimmt das Regiment in der Nonnenhof-Kaserne
- Der Leerstand währte nur kurz: Die Stadt Sigmaringen hat für das ehemalige Grüne Zentrum über den Dächern von Laiz einen neuen Mieter gefunden. Das Sigmaringer Ingenieurbüro Kovacic mietet das gesamte Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 1500 Quadratmetern.
Zumindest eines der beiden Kasernenareale hat die Stadt Sigmaringen innerhalb kürzester Zeit an den Mann gebracht: Aus dem zwischen 1939 und 41 von der Wehrmacht errichteten Militärgebäude ist vor einigen Tagen ein Ingenieurbüro geworden. Nach Kriegsende waren eine Zeit lang Franzosen im Nonnenhof stationiert, ehe die Bundeswehr das
Gebäude übernahm und es 1993 aufgab. Rund 20 Jahre lang war im „Nonnenhof“das Grüne Zentrum untergebracht, in dem Gebäude residierten unter anderem das Straßen- und das Landwirtschaftsamt des Landkreises. Mit dem Umzug der Beamten vor einigen Monaten nach Sigmaringen ins ehemalige Annahaus wurde der Nonnenhof frei.
„Wir sind über den Wirtschaftsförderer Uwe Knoll auf den Nonnenhof zu sprechen gekommen“, erzählt Kovacic-Geschäftsführer Jürgen Schwochow. Als die Firma ihr Interesse am gesamten Gebäude signalisierte, habe die Stadt zügig die Verhandlungen aufgenommen. „Wir waren froh, dass die Ingenieure gesagt haben: Wir nehmen das Gebäude am Stück“, sagt Manfred
Storrer, der Erste Beigeordnete der Stadt.
Vor dem Umzug hatte das von Fritz Kovacic gegründete Büro seinen Sitz an der Josefinenstraße im Steidle-Gebäude. Doch da die Firma zuletzt stark gewachsen ist, wurde es immer beengter. Aktuell liegt die Zahl der Mitarbeiter bei 36, als die beiden Ingenieure Hansjörg Madlener und Jürgen Schwochow die Firma im Jahr 2009 übernahmen, lag die Zahl bei rund einem Dutzend, in den vergangenen Jahren hat sich das Geschäft und damit die Mitarbeiterzahl also verdreifacht.
Grund ist der anhaltende Bauboom: Zu mehr als 80 Prozent sind die Kovacic-Ingenieure kommunal unterwegs, planen für die Kommunen Tiefbauarbeiten wie die Instandsetzung von Kanalanlagen, planen Hochwasserdämme oder befassen sich mit der Technik von Kläranlagen. Ein wichtiger Partner ist die Firma Reisch mit Sitz in Bad Saulgau, die als Generalunternehmer Großprojekte wie die Münchner Volksbühne schultert. Kovacic übernimmt hierfür die Bauleitung der Außenanlagen.
„In unserem alten Büro hatten wir nicht mal mehr einen Besprechungsraum“, sagt Geschäftsführer Schwochow, der wie sein Kompagnon Hansjörg Madlener jeweils die Hälfte der Anteile hält. Im Nonnenhof gibt es neben einem großzügigen Besprechungsraum sogar einen Speisesaal samt Küche, die einige Mitarbeiter bereits zum Selberkochen nutzen.
Den beiden Chefs ist es gelungen, viele Mitarbeiter dauerhaft ans Büro zu binden: Flache Hierarchien sind ihnen wichtig und ein möglichst kurzer Draht zu ihren Mitarbeitern. Gegessen wird immer wieder gemeinsam, seit es die Coronasituation wieder erlaubt, gibt es kurze Besprechungen, in denen nicht über die Arbeit gesprochen wird, erzählt Hansjörg Madlener. „Ob jemand um 6 oder um 9 Uhr anfängt, ist uns ziemlich egal, das Ergebnis am Ende des Projekts muss passen.“
Zudem halten die Kovacic-Ingenieure engen Kontakt zu den Hochschulen in Biberach, Konstanz und Rottenburg. „Wenn jemand in einem Praxissemester bei uns gut ist, haben wir gleich eine Bachelorarbeit parat“, sagt Jürgen Schwochow.
Die Fläche im Nonnenhof ist so groß, dass das Ingenieurbüro weiter wachsen kann, obwohl die dritte Etage an einen Architekten oder einen zum Büro passenden Dienstleister untervermietet werden soll. Mit der Stadt ist das so besprochen. Der Mietvertrag wurde auf zehn Jahre geschlossen – allerdings könnten sich die Inhaber auch vorstellen, das Gebäude ganz zu übernehmen. Die Stadt habe signalisiert, dass sie sich einen Verkauf vorstellen könne. „Sie muss sich jetzt äußern, was sie genau möchte“, sagt Geschäftsführer Schwochow.