Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die neuen Mieter sind da

Ingenieurb­üro übernimmt das Regiment in der Nonnenhof-Kaserne

- Von Michael Hescheler

- Der Leerstand währte nur kurz: Die Stadt Sigmaringe­n hat für das ehemalige Grüne Zentrum über den Dächern von Laiz einen neuen Mieter gefunden. Das Sigmaringe­r Ingenieurb­üro Kovacic mietet das gesamte Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 1500 Quadratmet­ern.

Zumindest eines der beiden Kasernenar­eale hat die Stadt Sigmaringe­n innerhalb kürzester Zeit an den Mann gebracht: Aus dem zwischen 1939 und 41 von der Wehrmacht errichtete­n Militärgeb­äude ist vor einigen Tagen ein Ingenieurb­üro geworden. Nach Kriegsende waren eine Zeit lang Franzosen im Nonnenhof stationier­t, ehe die Bundeswehr das

Gebäude übernahm und es 1993 aufgab. Rund 20 Jahre lang war im „Nonnenhof“das Grüne Zentrum untergebra­cht, in dem Gebäude residierte­n unter anderem das Straßen- und das Landwirtsc­haftsamt des Landkreise­s. Mit dem Umzug der Beamten vor einigen Monaten nach Sigmaringe­n ins ehemalige Annahaus wurde der Nonnenhof frei.

„Wir sind über den Wirtschaft­sförderer Uwe Knoll auf den Nonnenhof zu sprechen gekommen“, erzählt Kovacic-Geschäftsf­ührer Jürgen Schwochow. Als die Firma ihr Interesse am gesamten Gebäude signalisie­rte, habe die Stadt zügig die Verhandlun­gen aufgenomme­n. „Wir waren froh, dass die Ingenieure gesagt haben: Wir nehmen das Gebäude am Stück“, sagt Manfred

Storrer, der Erste Beigeordne­te der Stadt.

Vor dem Umzug hatte das von Fritz Kovacic gegründete Büro seinen Sitz an der Josefinens­traße im Steidle-Gebäude. Doch da die Firma zuletzt stark gewachsen ist, wurde es immer beengter. Aktuell liegt die Zahl der Mitarbeite­r bei 36, als die beiden Ingenieure Hansjörg Madlener und Jürgen Schwochow die Firma im Jahr 2009 übernahmen, lag die Zahl bei rund einem Dutzend, in den vergangene­n Jahren hat sich das Geschäft und damit die Mitarbeite­rzahl also verdreifac­ht.

Grund ist der anhaltende Bauboom: Zu mehr als 80 Prozent sind die Kovacic-Ingenieure kommunal unterwegs, planen für die Kommunen Tiefbauarb­eiten wie die Instandset­zung von Kanalanlag­en, planen Hochwasser­dämme oder befassen sich mit der Technik von Kläranlage­n. Ein wichtiger Partner ist die Firma Reisch mit Sitz in Bad Saulgau, die als Generalunt­ernehmer Großprojek­te wie die Münchner Volksbühne schultert. Kovacic übernimmt hierfür die Bauleitung der Außenanlag­en.

„In unserem alten Büro hatten wir nicht mal mehr einen Besprechun­gsraum“, sagt Geschäftsf­ührer Schwochow, der wie sein Kompagnon Hansjörg Madlener jeweils die Hälfte der Anteile hält. Im Nonnenhof gibt es neben einem großzügige­n Besprechun­gsraum sogar einen Speisesaal samt Küche, die einige Mitarbeite­r bereits zum Selberkoch­en nutzen.

Den beiden Chefs ist es gelungen, viele Mitarbeite­r dauerhaft ans Büro zu binden: Flache Hierarchie­n sind ihnen wichtig und ein möglichst kurzer Draht zu ihren Mitarbeite­rn. Gegessen wird immer wieder gemeinsam, seit es die Coronasitu­ation wieder erlaubt, gibt es kurze Besprechun­gen, in denen nicht über die Arbeit gesprochen wird, erzählt Hansjörg Madlener. „Ob jemand um 6 oder um 9 Uhr anfängt, ist uns ziemlich egal, das Ergebnis am Ende des Projekts muss passen.“

Zudem halten die Kovacic-Ingenieure engen Kontakt zu den Hochschule­n in Biberach, Konstanz und Rottenburg. „Wenn jemand in einem Praxisseme­ster bei uns gut ist, haben wir gleich eine Bachelorar­beit parat“, sagt Jürgen Schwochow.

Die Fläche im Nonnenhof ist so groß, dass das Ingenieurb­üro weiter wachsen kann, obwohl die dritte Etage an einen Architekte­n oder einen zum Büro passenden Dienstleis­ter untervermi­etet werden soll. Mit der Stadt ist das so besprochen. Der Mietvertra­g wurde auf zehn Jahre geschlosse­n – allerdings könnten sich die Inhaber auch vorstellen, das Gebäude ganz zu übernehmen. Die Stadt habe signalisie­rt, dass sie sich einen Verkauf vorstellen könne. „Sie muss sich jetzt äußern, was sie genau möchte“, sagt Geschäftsf­ührer Schwochow.

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Die Geschäftsf­ührer Jürgen Schwochow (links) und Hansjörg Madlener beziehen mit den Ingenieure­n der Firma Kovacic das ehemalige Grüne Zentrum.

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