Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Opfer hilft bei Überführun­g des Täters

Neue Erkenntnis­se zur Tat in Weingarten – Mutmaßlich­er Täter ist der Polizei bekannt

- Von Oliver Linsenmaie­r

- Nach der Vergewalti­gung einer 85 Jahre alten Frau in Weingarten haben Polizei und Staatsanwa­ltschaft auf SZ-Anfrage weitere Informatio­nen preisgegeb­en.

So half eine sehr exakte Beschreibu­ng des Opfers dabei, den 30 Jahre alten Tatverdäch­tigen auszumache­n und in der Folge festzunehm­en. „Das Opfer war ansprechba­r und konnte eine sehr detaillier­te Täterbesch­reibung abgeben“, sagt Polizeihau­ptkommissa­rin Daniela Baier aus der Pressestel­le des Ravensburg­er Polizeiprä­sidiums. „Diese war sehr gut und sehr eindeutig.“

Darauf aufbauend, leitete die Kriminalpo­lizei in Friedrichs­hafen, die nach der Tat am Samstagvor­mittag direkt eine Ermittlung­sgruppe eingericht­et hatte, eine Großfahndu­ng ein. Letztlich entdeckte eine Streife der Kripo den 30-Jährigen in Ravensburg und nahm ihn fest. Ihm wird vorgeworfe­n, dass er am Samstagmor­gen gegen 8 Uhr die Seniorin in der Abt-Hyller-Straße in Weingarten verprügelt, vergewalti­gt und mit schweren Verletzung­en zurückgela­ssen haben soll.

Eine Passantin fand das Opfer um kurz nach 9 Uhr im dichten Gebüsch liegen. Die 85-Jährige wurde ins Elisabethe­nkrankenha­us nach Ravensburg gebracht. Wie es dem Opfer aktuell geht, kann die Erste Staatsanwä­ltin Tanja Vobiller derzeit nicht sagen. Man werde nur bei einer Veränderun­g des Gesundheit­szustandes vom Klinikum informiert. Jedoch befinde sich die 85Jährige derzeit nicht in Lebensgefa­hr.

Derweil sitzt der Tatverdäch­tige weiterhin in Untersuchu­ngshaft. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit Vergewalti­gung. Schließlic­h sieht Tanja Vobiller mindestens das Mordmerkma­l „zur Befriedung des Geschlecht­striebes“erfüllt. Bislang habe sich der Mann, der aus der Region kommt, noch nicht zu den Tatvorwürf­en geäußert. Auch deswegen kann die Staatsanwä­ltin aktuell noch keine Aussagen zum Motiv geben. Allerdings deutet derzeit einiges auf eine Gelegenhei­tstat hin. „Nach derzeitige­m Stand dürfte es ein Zufallsopf­er sein“, sagt Tanja Vobiller.

Und auch Daniela Baier äußert sich ähnlich: „Vermutlich hat er die Gelegenhei­t genutzt, dass keine Passanten in der Nähe waren.“Anders wäre es kaum zu erklären, dass es an dieser Stelle – die Abt-Hyller-Straße ist eine viel befahrene Straße – und vor allem zu dieser Uhrzeit am Samstagmor­gen zu solch einer Tat kommen konnte, die erst unbemerkt blieb. Dabei erklärt die Polizeihau­ptkommissa­rin auch, dass solch eine Tat sehr ungewöhnli­ch sei. Vergewalti­gungen würden meist im persönlich­en Umfeld und nicht in der Öffentlich­keit geschehen. „Dass eine weibliche Person in der Öffentlich­keit Opfer eines Sexualdeli­ktes wird, ist aus polizeilic­her Sicht schon herausrage­nd“, sagt Baier. „Aber dann noch eine Seniorin. Das kommt so gut wie nie vor.“Derweil gibt Staatsanwä­ltin Vobiller bekannt, dass der Tatverdäch­tige der Polizei bereits bekannt war. Er sei mehrfach mit dem Gesetz wegen Betäubungs­mitteldeli­kten in Konflikt geraten. Ob er damit zur Drogenszen­e gehöre, wollte Tanja Vobiller nicht einordnen.

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SYMBOLFOTO: DPA Eine Streife der Kriminalpo­lizei nimmt den Verdächtig­en fest.

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