Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Opfer hilft bei Überführung des Täters
Neue Erkenntnisse zur Tat in Weingarten – Mutmaßlicher Täter ist der Polizei bekannt
- Nach der Vergewaltigung einer 85 Jahre alten Frau in Weingarten haben Polizei und Staatsanwaltschaft auf SZ-Anfrage weitere Informationen preisgegeben.
So half eine sehr exakte Beschreibung des Opfers dabei, den 30 Jahre alten Tatverdächtigen auszumachen und in der Folge festzunehmen. „Das Opfer war ansprechbar und konnte eine sehr detaillierte Täterbeschreibung abgeben“, sagt Polizeihauptkommissarin Daniela Baier aus der Pressestelle des Ravensburger Polizeipräsidiums. „Diese war sehr gut und sehr eindeutig.“
Darauf aufbauend, leitete die Kriminalpolizei in Friedrichshafen, die nach der Tat am Samstagvormittag direkt eine Ermittlungsgruppe eingerichtet hatte, eine Großfahndung ein. Letztlich entdeckte eine Streife der Kripo den 30-Jährigen in Ravensburg und nahm ihn fest. Ihm wird vorgeworfen, dass er am Samstagmorgen gegen 8 Uhr die Seniorin in der Abt-Hyller-Straße in Weingarten verprügelt, vergewaltigt und mit schweren Verletzungen zurückgelassen haben soll.
Eine Passantin fand das Opfer um kurz nach 9 Uhr im dichten Gebüsch liegen. Die 85-Jährige wurde ins Elisabethenkrankenhaus nach Ravensburg gebracht. Wie es dem Opfer aktuell geht, kann die Erste Staatsanwältin Tanja Vobiller derzeit nicht sagen. Man werde nur bei einer Veränderung des Gesundheitszustandes vom Klinikum informiert. Jedoch befinde sich die 85Jährige derzeit nicht in Lebensgefahr.
Derweil sitzt der Tatverdächtige weiterhin in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit Vergewaltigung. Schließlich sieht Tanja Vobiller mindestens das Mordmerkmal „zur Befriedung des Geschlechtstriebes“erfüllt. Bislang habe sich der Mann, der aus der Region kommt, noch nicht zu den Tatvorwürfen geäußert. Auch deswegen kann die Staatsanwältin aktuell noch keine Aussagen zum Motiv geben. Allerdings deutet derzeit einiges auf eine Gelegenheitstat hin. „Nach derzeitigem Stand dürfte es ein Zufallsopfer sein“, sagt Tanja Vobiller.
Und auch Daniela Baier äußert sich ähnlich: „Vermutlich hat er die Gelegenheit genutzt, dass keine Passanten in der Nähe waren.“Anders wäre es kaum zu erklären, dass es an dieser Stelle – die Abt-Hyller-Straße ist eine viel befahrene Straße – und vor allem zu dieser Uhrzeit am Samstagmorgen zu solch einer Tat kommen konnte, die erst unbemerkt blieb. Dabei erklärt die Polizeihauptkommissarin auch, dass solch eine Tat sehr ungewöhnlich sei. Vergewaltigungen würden meist im persönlichen Umfeld und nicht in der Öffentlichkeit geschehen. „Dass eine weibliche Person in der Öffentlichkeit Opfer eines Sexualdeliktes wird, ist aus polizeilicher Sicht schon herausragend“, sagt Baier. „Aber dann noch eine Seniorin. Das kommt so gut wie nie vor.“Derweil gibt Staatsanwältin Vobiller bekannt, dass der Tatverdächtige der Polizei bereits bekannt war. Er sei mehrfach mit dem Gesetz wegen Betäubungsmitteldelikten in Konflikt geraten. Ob er damit zur Drogenszene gehöre, wollte Tanja Vobiller nicht einordnen.