Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Chancengleichheit gibt es nur auf dem Bolzplatz“
Fanforscher Lange sieht dauerhaft keine Möglichkeit zum Wandel – Corona dürfte Fußball für immer verändern
- Die Bundesliga ist zurück, die Fans singen in den Stadien, und dennoch gibt es rund um den europäischen Fußball haufenweise Probleme. Fanforscher Harald Lange (Foto: privat) von der Universität Würzburg sieht die CoronaPandemie sogar als Zäsur, die den Fußball für immer verändern könnte. Felix Alex hat mit ihm gesprochen.
Herr Lange, der Fußball ist zurück und mit ihm Tausende von Fans in den Stadien. Sie als Fanforscher, wo waren Sie am ersten Bundesligawochenende zur Feldstudie?
den Clubs. Da ist es auch meine Aufgabe als Forscher zu sagen: Wir nennen es beides Fußball, möglicherweise nennen wir beide Gruppen auch Fußballfans, aber es sind letztlich andere Subkulturen mit unterschiedlichsten Wertekanons. Hier gilt es herauszufinden, ob es einen Werteverlust gibt oder eben nicht.
Zurück zur Bundesliga. In Europa trennt die Schere einzelne Großclubs immer mehr von der Bundesliga, und auch der FC Bayern München kommt nicht mehr hinterher. Nicht umsonst fordert Karl-Heinz Rummenigge international ein härteres Durchgreifen beim Thema Financial Fairplay.
Wenn er das ernst meinen würde, hätte er da eingreifen müssen, wo er bis vor wenigen Wochen noch Einfluss hatte: in der Bundesliga. Der Kader von Bayern München ist in etwa 20-mal so teuer wie der von Arminia Bielefeld. Da kann von Chancengleichheit ohnehin nicht die Rede sein. Chancengleichheit im Fußball sieht man nur auf dem Bolzplatz bei den Kindern. Die verändern ihre Mannschaften ganz selbstverständlich, wenn sie merken, die eine Truppe gewinnt laufend, oder geben dem schwächeren Team einige Tore Vorsprung. Die leitende Norm im Profisport ist aber eben, Geld zu machen.
Das klingt alles nach Dystopie. Was macht Ihnen als Forscher und Fußballfan denn überhaupt Mut?