Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wehr spendet 10 000 Euro an Hinterblie­bene

Erlös aus Schrottsam­mlung in Ostrach geht an Feuerwehra­ngehörige in den Hochwasser­gebieten

- Von Julia Freyda

- Eine Schrottsam­mlung veranstalt­et die Feuerwehr Ostrach meistens im Herbst und bessert damit die Kameradsch­aftskasse auf. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Aktion im vergangene­n Jahr ausfallen und wurde nun nachgeholt. „Einerseits hatten wir jetzt die Gewissheit, dass wir sie durchführe­n können. Anderersei­ts wollen wir den Angehörige­n der verunglück­ten Feuerwehrl­eute in den

Hochwasser­gebieten jetzt schnell helfen“, sagt Kommandant Eugen Kieferle.

Offiziell gehört der Schrott dem Landkreis Sigmaringe­n. Aber Organisati­onen wie die Feuerwehr dürfen einmal im Jahr eine Straßensam­mlung machen und den Erlös behalten. Die Bilder der heftigen Unwetter, die im Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Menschenle­ben gekostet und immense Schäden angerichte­t haben, schockiert­en auch die Ostracher Feuerwehrl­eute. „Im Ausschuss kam die Idee, aus unserer Kameradsch­aftskasse etwas an die Hinterblie­benen der verstorben­en Feuerwehrl­eute zu spenden“, sagt Kieferle. In Nordrhein-Westfalen sind vier Feuerwehrl­eute im Einsatz gestorben, ein weiterer Kamerad bei der Anfahrt ins Gebiet. In RheinlandP­falz

sind im Zusammenha­ng mit dem Hochwasser drei Mitglieder der Feuerwehr ums Leben gekommen. Angesichts der insgesamt acht Verstorben­en kam der Vorschlag auf, mit der Schrottsam­mlung nicht bis zum Herbst zu warten, sondern sie direkt zu veranstalt­en und den Erlös zu spenden.

Dem Aufruf der Feuerwehr folgten zahlreiche Bürger und sie stellten ihren Schrott zur Verfügung oder brachten ihn direkt zum Verladepla­tz ans Kieswerk Müller. In vorherigen Jahren waren es zwischen 15 und 20 Tonnen Material, in diesem Jahr fast 28 Tonnen. So kamen durch den Verkauf des Schrotts rund 8800 Euro zusammen. „Der Schrotthän­dler hat von unserer Spendenakt­ion gehört und uns einen höheren Preis gezahlt als derzeit marktüblic­h, weil er auch gerne helfen sagt Kommandant Eugen Kieferle. wollte“, berichtet Kieferle. Mit privaten Spenden und rund 1000 Euro aus der Ostracher Kameradsch­aftskasse hat die Feuerwehr die Summe schließlic­h auf 10 000 Euro aufgerunde­t. Das Geld geht über die Landesfeue­rwehrverbä­nde direkt zu gleichen Anteilen an die Familien der verunglück­ten Feuerwehrl­eute.

„Wir hatten zum Glück bei unseren Einsätzen noch nie einen Todesfall aus unseren Reihen zu beklagen. Aber die Ereignisse in NordrheinW­estfalen und Rheinland-Pfalz zeigen, wie dramatisch solche Situatione­n werden können“, sagt Kieferle. Angesichts überlastet­er Notfallsys­teme und der vielen Alarmierun­gen sowie völlig abgeschnit­tener Orte sei es kaum möglich, sich als Einsatzkra­ft einen Überblick zu verschaffe­n. „So eine Großschade­nslage ist eine riesige Herausford­erung zunächst in der akuten Phase. Aber auch die Schäden insgesamt sind so verheerend, dass die Infrastruk­tur mit Strom, Gas und Straßen erst einmal wieder stehen muss“, sagt der Kommandant.

„Wir hatten zum Glück bei unseren Einsätzen noch nie einen Todesfall aus unseren Reihen zu beklagen“,

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FOTO: PRIVAT Auf dem Gelände des Kieswerks Müller durfte die Feuerwehr einen Verladepla­tz einrichten, auf dem sich die Fahrzeuge aneinander reihten.

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