Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ohne Abbiegespur gibt es keinen Supermarkt
Zähneknirschend stimmt der Gemeinderat Scheer einer Baumaßnahme mit Kosten von rund 330 000 Euro zu
- Richtig glücklich ist wohl keiner im Gemeinderat mit der Entscheidung, die in der Sitzung am Montagabend gefallen ist. Aber ohne die Zustimmung zur Verbreiterung der Bundesstraße 32 auf der Höhe des ehemaligen Tankstellengeländes und der Schaffung einer Abbiegespur müssten die Pläne für einen Supermarkt an dieser Stelle beerdigt werden. Die Baumaßnahme, deren Kosten von voraussichtlich 330 000 Euro die Gemeinde allein wird tragen müssen, ist die „bittere Pille“, die zugunsten einer Einkaufsmöglichkeit für die Einwohner in Kauf genommen werden muss.
„Es ist wirklich ein Haufen Geld, den wir in die Hand nehmen müssen“, sagte Bürgermeister Lothar Fischer. Aus seiner Sicht lohne sich die Investition aber, da nur auf diesem Wege der lang gehegte Wunsch nach einem Verbrauchermarkt realisiert werden könne. Es gäbe keine andere Fläche im Stadtgebiet, die für einen solchen Bau zur Verfügung stünde und gleichzeitig die Kriterien des Investors erfülle. „Der braucht die Lage an der Bundesstraße und den Durchgangsverkehr“, sagte er. Die Forderung von Gemeinderätin Anna Pröbstle, noch einmal über das Hofgartencenter oder andere Standorte nachzudenken, wies er zurück. „Im Hofgartencenter stehen nicht alle Flächen zur Verfügung und der Markt braucht die 800 Quadratmeter Verkaufsfläche, die hier geplant sind.“
Fischer betonte, dass der Investor der Kommune bereits bei verschiedenen Punkten entgegenkomme. Er sei beispielsweise bereit, auf die normalerweise rechteckige Bauweise zu verzichten, um der trapezförmigen Grundfläche des Grundstücks gerecht zu werden. Es werde auf einen Backshop verzichtet, um keine Konkurrenz zu den örtlichen Bäckereien zu schaffen. Stattdessen könnte es vielleicht eine Apotheke geben. „Als wir nach einem Hausarzt gesucht und die Praxis eingerichtet haben, sind wir ja auch in Vorleistung gegangen, weil uns die ärztliche Versorgung wichtig war“, erinnerte er.
„Die Straße schmeckt uns allen nicht, aber wir brauchen den Markt“,
Am Ende stimmten ihm bis auf Anna Pröbstle und Andreas Merk alle anwesenden Gemeinderäte zu. „Die Straße schmeckt uns allen nicht, aber wir brauchen den Markt“, sagte Liane Hildebrandt und Christoph Auer sprach von der bitteren Pille, die man schlucken müsse. „Wir vergraben an vielen Stellen viel Geld“, sagte er. Aber hier habe jeder einen Nutzen davon. Alexander Eisele war der Meinung, dass es die kommenden fünf Jahre keinen Markt geben werde, wenn nicht jetzt für die Baumaßnahme gestimmt würde.
Andreas Merk konnte sich dazu nicht überwinden. Er hatte noch die Bedenken in den Ohren, die der Anwohner Rupert Kaltenbach in der Einwohnerfragestunde geäußert hatte. sagt Gemeinderätin Liane Hildebrandt. „Die Bundesstraße rückt bis zu zwei Meter näher an die Häuser heran, das passt doch nicht zu den Lärmschutzmaßnahmen und der Vermeidung von Gefahrstellen“, sagte er. Laut Fischer soll der Bereich, in dem künftig nur 30 Stundenkilometer erlaubt sind, schon vor der Hausnummer 19 beginnen. Von Mengen kommend soll sich dann eine 20 Meter lange Aufstellfläche für Linksabbieger anschließen, die auf den Parkplatz des künftigen Discounters führt. So soll der Verkehr generell langsamer, die Lärmbelästigung weniger werden. Gleichzeitig müsse sich der Marktbetreiber verpflichten, die Anlieferung der Waren auf die Zeit zwischen 6 und 22 Uhr zu beschränken, um nächtliche Störungen zu vermeiden. Dies wurde auch von den Behörden in Zusammenhang mit dem Bebauungsplan gefordert (siehe Kasten). Die Bundesstraße werde zwar deutlich verbreitert, der verbleibende Gehweg würde aber an allen Stellen breit genug sein.