Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Endlich wieder Wachwechsel
Es hat nur wenige Ereignisse in der britischen Geschichte gegeben, die eine inzwischen 500 Jahre alte Tradition in London haben zeitweise ausfallen lassen: den berühmten Wachwechsel vor dem Buckingham-Palast. Man kennt diese Szenerie: Hochglanzuniformierte Wächter in bizarr aufgetürmten Bärenfellmützen staksen steif und starr vor sich hin, präsentieren das Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett und beschützen den oder die jeweilige Monarchin. Inzwischen geschieht der Wachwechsel natürlich in erster Linie für die Touristen, denn wie wehrhaft ein Mensch in Bärenfell an einem schwülen Sommertag in London sein kann, will man lieber nicht ausprobieren.
Seit März 2020 waren die Wächter wegen Corona im Homeoffice. Dem Vernehmen nach haben einige ihre Bärenfellmütze während dieser Zeit endgültig an den Nagel gehängt. Mit dem Gebot zu Distanz und Hygiene konnten die wackeren Wachen nicht mal zu Hause anständig üben, würdevoll zu staksen, starr und steif.
Die gute Nachricht ist, dass die Wiederaufnahme des Wachwechsels ohne größere Pannen über die Bühne gegangen ist. Weder ist einem Wächter das Gewehr aus den Händen gefallen, noch die Bärenfellmütze vom Kopf gerutscht. Ob die Queen einen Blick auf das Spektakel durch eines der vielen Palastfenster geworfen hat, verborgen hinterm Vorhang? Irgendwie ein tröstlicher Gedanke. Denn nicht nur die Wächter garantieren die Sicherheit der Königin. Auch die Königin ist essenziell für die Sicherheit der Arbeitsplätze von den Parade-Wachen. Darum: God save the Queen! (nyf)