Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zahl der E-Fahrzeuge in der Region steigt rasant an
Auch die Ladeinfrastruktur wächst mit – Die meisten Tankvorgänge gab es an einer altstadtnahen Säule in Ravensburg
(len) - Die Zahl der Elektrofahrzeuge im Kreis Ravensburg steigt rasant an, und auch das Ladenetz in der Region wird dichter. Die Ladeinfrastruktur in Ravensburg, Weingarten und Umgebung ist allerdings weniger für die hier lebenden E-Auto-Besitzer von Bedeutung, sondern vielmehr für Besucher, wie zwei Betroffene schildern.
Die Zahl der zugelassenen Hybridund Elektrofahrzeuge im Kreis Ravensburg ist in den vergangenen eineinhalb Jahren um 185 Prozent auf 5718 Fahrzeuge gestiegen und hat sich damit beinahe verdreifacht. Das geht aus der Zulassungsstatistik des Landratsamtes hervor.
Auch beim Ladenetz gibt es Fortschritte: An 144 Ladepunkten in Ravensburg, Weingarten und dem Umland kann Strom getankt werden. Der Großteil davon befindet sich direkt in Ravensburg: 64 Ladepunkte liegen in den Parkhäusern der Stadt (Marienplatzgarage: 34, Rauenegg-Parkhaus: 6, Oberamtei: 4, Bahnstadt: 20), weitere 65 an verschiedensten Stellplätzen in der Stadt.
Ende 2020 gab es einzelne Stationen – zum Beispiel in Oberzell und Weißenau –, die aufgebaut, aber gar nicht in Betrieb waren. Nach den anfänglichen Problemen seien jetzt grundsätzlich alle Stationen in Betrieb, heißt es.
Die Stadt Ravensburg begrüßt den Ausbau, für den auch schon eine große Summe an Fördergeld nach Ravensburg floss. „Es sind immer mehr E-Fahrzeuge auf den Straßen. Für sie brauchen wir ausreichende Lademöglichkeiten. Das muss alles unkompliziert und leicht zugänglich sein. Dann funktioniert es“, teilt die Pressestelle der Stadt Ravensburg mit. Man sei in dieser Hinsicht auf einem guten Weg.
Die Auslastung der Ladesäulen nehme zu, heißt es von den Technischen
Werken Schussental (TWS). Am meisten Strom wird demnach an der Ladestation in der Marktstraße in Ravensburg getankt. Die TWS zählten an der altstadtnah gelegenen Station im Juli 254 Ladevorgänge, bei denen insgesamt 2458 Kilowattstunden Ökostrom geladen wurden. Eine weitere Station, die stark frequentiert sei, befinde sich an der Gablerstraße in Weingarten. Säulen, an denen noch nie getankt worden sei, gebe es nicht, so die TWS. Weitere Stationen werden aktuell aufgebaut an der St.-Christina-Schule und an der Hochschule RWU in Weingarten. Von Nutzen ist der Ausbau nicht unbedingt für die hiesigen E-Auto-Besitzer, zumindest nicht nur.
Uwe Panis aus Weingarten fährt ein Elektroauto – doch die Ladeinfrastruktur in der Region ist für ihn uninteressant, wie er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“sagt. Er lädt sein Fahrzeug in der heimischen
Garage mit eigenem Solarstrom. Ladepunkte braucht er vor allem dann, wenn er die Region verlässt und längere Strecken auf sich nimmt. Er schätzt, dass die Ladestationen aber für all diejenigen E-Auto-Besitzer wichtig sind, die eben keine eigene Garage mit Lademöglichkeit haben. Die Erhöhung der öffentlichen Lademöglichkeiten in Weingarten findet er deshalb richtig, die Stadt sei jetzt „sehr gut ausgestattet“. Seiner Beobachtung nach ist im Schnitt jeder zweite Platz belegt, wenn er an Lademöglichkeiten vorbeikommt. „Offenbar ist das Angebot auch ausreichend für Besucher der Stadt.“
Barbara Müller aus Wilhelmskirch fährt einen Hybrid – ein Auto, das zeitweise mit Benzin fährt und sich beim Stehen selbst auflädt. Die Lademöglichkeiten werden zwar nicht von ihr, so aber wohl doch von anderen E-Auto-Fahrern rege genutzt, wie sie beobachtet hat. An einer Ladestation in Horgenzell und in einem Supermarktparkhaus in Ravensburg habe sie schon Auseinandersetzungen an den Ladesäulen beobachtet. Wenn jemand mit relativ leerem Akku und der Idee ankomme, ihn während des Einkaufs zu laden, dann gehe es auch mal emotional zu, sollte in dem Moment die Ladesäule besetzt sein. Für den Elektrofahrer heiße das im Zweifel für die Weiterfahrt „Ende Gelände“, so Müller.