Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Laschet setzt auf Merz und Vielfalt
Achtköpfiges Wahlkampfteam soll Wende für die Union bringen – SPD in Umfragen vorn
- Drei Wochen vor dem Urnengang am 26. September geht der Wahlkampf in die heiße Phase. Angesichts der jüngsten Umfragen wächst bei der SPD der Optimismus, bei CDU und CSU steigt die Nervosität. Sowohl im ARDDeutschlandtrend als auch im ZDFPolitbarometer kamen die Sozialdemokraten mit ihrem Kandidaten Olaf Scholz auf jeweils 25 Prozent, die Union lag mit 20 beziehungsweise 22 Prozent klar dahinter. Die Grünen kamen auf 17 und 16 Prozent. Bei der Frage nach der Kanzlerpräferenz liegt Olaf Scholz mit großem Abstand vor Unionskandidat Armin Laschet und Annalena Baerbock von den Grünen.
Entsprechend fielen die Reaktionen aus. Scholz gab sich gelassen. „Die Wählerinnen und Wähler wollen niemanden, der große Töne spuckt oder schimpft, sondern es geht um die Führung unseres Landes in schwierigen Zeiten“, erklärte er und nannte Laschets Haltung beim Klimaschutz „wechselhaft“.
Der Kritisierte selbst versucht, mit einem achtköpfigen „Zukunftsteam“das Ruder herumzureißen. Zu Laschets Expertengremium zählen neben dem früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) und Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) der Terrorismusexperte Peter Neumann, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch, die stellvertretende CDU-Chefin Silvia Breher, der
Musikmanager Joe Chialo, der in Berlin-Spandau kandidiert, und Unionsfraktionsvize Andreas Jung. Er ist für Klimafragen zuständig. Der Klimaschutz, so der Abgeordnete aus Konstanz, sei eine Menschheitsfrage und eine Überlebensfrage der deutschen Wirtschaft. „Wir bringen beides zusammen“, sagte er. Laschet erklärte, sein „Zukunftsteam“solle alle Parteiflügel zusammenhalten und stehe für die „Vielfalt der Union“.
Die politische Konkurrenz zeigte sich unbeeindruckt. FDP-Fraktionsvize Michael Theurer, Chef der Südwest-Liberalen, sagte der „Augsburger Allgemeinen“: „Bisher dürfte dieses Team niemanden vom Hocker reißen.“Die meisten Persönlichkeiten seien „schlicht zu unbekannt“.
Unterstützung kam von Bayerns Regierungschef Markus Söder. Nach einer Videokonferenz des CSU-Vorstands stellte er sich demonstrativ hinter seinen vormaligen Rivalen im Ringen um die Kanzlerkandidatur. Nachdem der CSU-Chef noch im Juli vor einem Schlafwagen-Wahlkampf gewarnt hatte, sagte Söder nun: „Armin Laschet will kämpfen, kann kämpfen, und das zeigt er jetzt auch.“Zudem lobte er, dass der Unionskandidat nun ein Team präsentiert habe.
Die Umfragewerte nannte Söder „alarmierend“. Es gehe „nicht um Rote Socken 2.0 oder Rote Socken reloaded“, sondern darum, eine linke Regierung zu verhindern. CDU und CSU müssten wieder die Nummer 1 werden, sonst werde es eine „ganz linke“oder eine „verdünnte LinksKoalition“geben. Das wäre laut Markus Söder ein Ampel-Bündnis mit der FDP.