Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Starker Psycho-Polizeithriller
Polizeiruf 110: Bis Mitternacht (ARD, So, 20.15 Uhr) -
Bessie Eykhoff (Verena Altenberger ) ist befördert worden und bei der Münchner Mordkommission gelandet. Das wissen wir seit ihrem letzten Fall im Streifendienst. Doch ihre Hoffnung, dass die neuen Kollegen ihre Arbeitsmethoden ohne Wenn und Aber unterstützen, hat sich (noch) nicht erfüllt. Innerhalb von zwei Stunden soll Bessie dem mutmaßlichen Frauenmörder Jonas Borutta (Thomas Schubert) ein Geständnis abringen. Glückt das nicht, muss er um Mitternacht wieder freigelassen werden.
Der Kripo-Neuling gibt alles, doch die Zeit verrinnt, und der Verdächtige mauert. Weiß er doch, dass die Ermittlerin keine handfesten Beweise gegen ihn hat. Deshalb wird sehr zum Ärger von Bessie der pensionierte Verhörspezialist Murnauer
(Michael Roll) hinzugezogen.
Dominik Graf hat den Fall nach dem Buch von Tobias Kniebe als packendes Kammerspiel inszeniert, in dem Verena Altenberger ihre Protagonistin mit aller Verve spielt. Mal einfühlsam, mal impulsiv, aber immer total engagiert kämpft sich diese an ihrem verschlossenen Gegenüber, aber auch an ihren Kollegen ab. Wie sie dann letztlich doch gemeinsam mit Murnauer versucht, den Panzer des Schweigens zu knacken, ist ein großartiges Stück Psycho-Polizeithriller ohne aufgesetzte Action und wilde Schießerei. Im Mittelpunkt eine starke, junge Frau, die übrigens für ihre Rolle im Salzburger „Jedermann“als Buhlschaft an der Seite von Lars Eidinger Haare lassen musste. Mal schauen, ob sie den nächsten Polizeiruf mit Rasierschnitt absolviert.