Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
2022 beginnen erste Arbeiten für Kelten-Erlebniswelt
Wissenschaftsministerin besucht Heuneburg und richtet den Blick auf den europäischen Kontext
- Mit dem Ausbau der Infrastruktur soll im kommenden Jahr am Talhof begonnen werden, um ihn in die geplante keltische Erlebniswelt rund um die Heuneburg einzubinden. Über den aktuellen Stand der Planungen hat sich Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Mittwochnachmittag auf Einladung der Abgeordneten Andrea Bogner-Unden informiert.
Seit 2019 verfolgt das Land BadenWürttemberg eine Strategie, um die keltische Vergangenheit im Land sichtbar zu machen. Dreh- und Angelpunkt dieser millionenschweren Keltenkonzeption ist die Heuneburg, die zu einem Zentrum einer Keltenund Naturerlebniswelt werden soll. Dazu sind derzeit zwei Bauabschnitte geplant. Im ersten geht es um Infrastruktur wie Leitungen für Wasser, Energie und Breitband, aber auch eine verkehrliche Anbindung. „Die Pläne sind fertig. Wenn das Geld da ist, können wir starten“, sagte Patrick Werne vom zuständigen Vermögen und Bau. Für die Maßnahme plant das Land vier Millionen Euro ein. Es sollen möglichst bestehende Trassen genutzt werden, archäologische Sondierungsgrabungen werden nach jetzigem Stand beim Wegebau, der Zufahrt und des Parkplatzes notwendig sein.
Im zweiten Schritt sollen die Bestandsgebäude für die Nutzung durch Landesdenkmalamt (LAD) und Staatliche Schlösser und Gärten (SSG) hergerichtet werden. Das alte Wohn- und Ökonomiegebäude soll Mitarbeitern des LAD etwa für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung stehen. Die ehemalige Scheune und den Stall bekommt SSG unter anderem für Museum und Gastronomie. Laut Schätzungen liegen die Kosten dafür bei rund 13,6 Millionen Euro. Das Geld müsste aber noch entsprechend vom Landtag für den Doppelhaushalt 2023/24 beschlossen werden. Baustart wäre dann bereits 2023 geplant. Werne rechnet mit einer Bauzeit von rund drei Jahren. Im Museum soll es Dauer- und Wechselausstellungen geben, in denen vor allem neue und künftige Funde ihren Platz haben sollen.
Nach der Führung von Landesarchäologe Dirk Krausse und Werne zeigte sich die Wissenschaftsministerin von ihrem ersten Besuch auf der Heuneburg begeistert. Es sei schön, dass seit einigen Jahren
Schwung in die Weiterentwicklung gekommen sei und die Heuneburg eine Schlüsselposition in der landesweiten Keltenkonzeption einnehme. „Das wird ein großer Gewinn für Baden-Württemberg. Im nächsten Schritt müssen wir das Thema Kelten aber auch im europäischen Kontext sehen“, sagte Bauer. Zudem dürfe mit Blick auf Wechselausstellungen auch bei der Präsentation von Funden kein Konkurrenzdenken herrschen, sondern eine gegenseitige Bereicherung. Moritz Lange von SSG berichtete, dass dafür bereits ein Netzwerk in Aufbau sei, bei dem vor allem die Keltenstätten in BadenWürttemberg bereits eingebunden werden.
Herbertingens Bürgermeister Magnus Hoppe brachte mit Blick auf das Flusstal und den vorbeilaufenden Donau-Radweg noch ein Anliegen vor. „Der liegt aus Sicht der Heuneburg auf der falschen Seite des Flusses, die nächsten Brücken sind in Binzwangen und Hundersingen. Eine weitere im Bereich der Heuneburg ist sehr wünschenswert“, sagte Hoppe. Noch sei das Gelände nicht als Naturschutzgebiet deklariert, aber das sei in Planung. Werne ergänzte, dass Vermögen und Bau sich bereits Gedanken mache. Am sinnvollsten scheine ein Steg zu sein, der bei Bedarf überflutet werden könnte. Bauer bat darum, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, sie werde dann in
Stuttgart die zuständigen Stellen an einen Tisch holen.
Unbestritten unter Archäologen und Historikern ist die Bedeutung der Heuneburg – auch wenn manche Rätsel ihrer Geschichte bis heute andauern. Sie gilt als erste Stadt nördlich der Alpen, entstanden um 620 vor Christus. Wissenschaftler sehen in ihr die Stadt Pyrene, die der Grieche Herodot im fünften Jahrhundert vor Christus beschrieb. Rund 5000 Menschen könnten hier einst gelebt haben. Vor 2600 Jahren käme dies einer Metropole gleich. Immer wieder heben Wissenschaftler dort außergewöhnliche Schätze aus dem Boden, von dem erst ein geringer Teil als erforscht gilt.