Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Hupen von Hyderabad
Während hierzulande über die Pkw-Maut, das Tempolimit oder fehlende Ladesäulen diskutiert wird, hat Indiens Verkehrsminister ganz andere Sorgen. Nitin Gadkari hat es sich zum Ziel gesetzt, die Autohupe als solche zur Strecke zu bringen. Gadkaris Idee ist ebenso melodisch wie wahnwitzig: Er möchte das quengelige Geräusch der Hupen durch Musikinstrumente ersetzen. „Ich untersuche dies und plane, bald ein Gesetz zu erlassen, das vorsieht, dass die Hupen aller Fahrzeuge wie indische Musikinstrumente klingen“, sagte er und behauptete allen Ernstes: „Der Verkehrslärm ist dann angenehmer.“Als Beispiele nannte er Flöte, Geige, Tabla oder Mundharmonika. Auch „irritierende“Sirenen von Krankenwagen und Polizeiautos könnten demnächst durch beruhigende Melodien ersetzt werden. Eine konzertierte Aktion im wahrsten Wortsinn.
Scheinbar hat der Minister vergessen, wie es klingt, wenn sich ein Orchester einspielt. Nicht auszudenken, was passiert, wenn sich auf den überfüllten Straßen Kalkuttas oder Hyderabads Tausende Rikschas, Busse, Taxis, Motorräder und Autos anflöten. Eines der bekanntesten Mundharmonika-Stücke ist übrigens „Das Lied vom Tod“. Aber dies nur am Rande. Dann lieber Hupen!
Es bleibt die tröstliche Erkenntnis, dass die Verkehrsministerien auf der ganzen Welt offenkundig eine unheimliche Anziehungskraft auf Wirrköpfe ausüben. Vielleicht sollte sich Herr Gadkari mal mit seinem deutschen Amtskollegen treffen. Andreas Scheuer ist Experte im Vergeigen. Flöten gegangen sind ihm über die Jahre auch einige Millionen. (jos)