Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hoffen auf das zweite Gutachten
Zwei Büros stellen ihre Herangehensweise vor – Kreistag vergibt Auftrag am 18. Oktober
- Der Verwaltungs- und Sozialausschuss des Sigmaringer Kreistags hat am Donnerstagabend vor etwa 30 Zuhörerinnen und Zuhörern in der Ablachhalle in Mengen einstimmig beschlossen, die Verwaltung mit einem zweiten Gutachten für das medizinische Zukunftskonzept der SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen zu beauftragen. Die beiden Büros, die sich in der Sitzung vorgestellt haben, müssen bis spätestens Dienstag, 12. Oktober, ihr Angebot abgeben. Der Kreistag entscheidet letztendlich in seiner Sitzung am Montag, 18. Oktober, über die Vergabe.Ein Gutachten wurde bereits erstellt – von der Firma Curacon, Wirtschaftsprüferin der Stiftung Rehabilitation Heidelberg. Das ernüchternde Ergebnis: Curacon empfiehlt die Schließung der beiden Krankenhäuser in Bad Saulgau und Pfullendorf und stattdessen die Konzentration auf den Standort Sigmaringen. Doch angesichts der Tragweite der Empfehlungen von SRH-Geschäftsführung und Curacon hatte sich der Kreistag in seiner Klausturtagung dafür ausgesprochen, eine zweite Meinung einzuholen.
Am Ende der mehr als dreistündigen Sitzung stellte sich zuerst die Firma WMC Healthcare aus München und danach die Firma Aktiva aus Köln vor. Mit beiden Bewerbern wird sich Landrätin Stefanie Bürkle am Freitag telefonisch in Verbindung setzen. Bis Dienstag bleibt den beiden Büros dann Zeit, ihr Angebot abzugeben. Tags drauf treffen sich der Spitalfonds Pfullendorf und die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag in einer Sitzung, um sich auf ein Büro zu einigen. Dem Vorschlag muss final der Kreistag am 18. Oktober zustimmen. Die Aufgabe des Büros, das den
Zuschlag bekommt, wird sein, die medizinische, personelle und betriebswirtschaftliche Zukunftsfähigkeit aus ihrem Blickwinkel zu bewerten und außerdem Ideen aufzeigen, wie eine eventuelle Nachnutzung der Klinikstandorte in Pfullendorf und Bad Saulgau aussehen könnte. Und außerdem soll ein Stimmungsbild unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den niedergelassenen Ärzten eingeholt werden. Und das alles bis Ende des Jahres.
Die Unternehmensberatung WMC Healtcare aus München wurde vertreten von den beiden Geschäftsführern
Christian Wallwiener und Arne Berndt. Die Firma sei seit mehr als 15 Jahren auf die Sanierung von Krankenhäusern spezialisiert. WMC Healthcare wolle die vielen spezifischen Fragen beantworten und vor allem auch Chancen und Perspektiven aufzeigen – nicht nur Risiken. Diese Kritik, nur die Risiken aufzuzeigen, richtete Bad Saulgaus Bürgermeisterin Doris Schröter, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, an den SRH-Geschäftsführer Dr. Jan-Ove Faust. „Das medizinische Konzept beinhaltet nur die Schließung, ohne aufzuzeigen, wie es denn mit den beiden Standorten weitergehen soll“, sagte Schröter, der das zweite Gutachten viel zu spät kommt. „Ich erwarte vom zweiten Gutachten fundierte Aussagen, die alle Themen nochmal genau beleuchten sollen“, so Schröter. Sie wolle sich nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben, um das Krankenhaus in Bad Saulgau zu erhalten oder zumindest eine ambulante Versorgung gewährleisten zu können.
Das zweite Büro, die Firma Aktiva aus Köln, will im Falle einer Auftragsvergabe auch mögliche Fehlentwicklungen
korrigieren. Sie kann Referenzen in Unikliniken, Ketten oder Klinikverbünden vorweisen. „Wir sichten Daten, leiten die Machbarkeit ab und skizzieren sie“, sagte Prokurist Sven Marth. Interviews mit Beschäftigten im Gesundheitswesen würden zum Bestandteil ihres Gutachtens zählen. Nächste Woche wird sich ein Büro aus dem Rennen verabschieden und das übrig gebliebene ihre Ressource bündeln müssen, um in einem kurzen Zeitraum ihr Gutachten zu erstellen. Curacon hatte dafür neun Monate Zeit. Das Ergebnis ist bekannt.