Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ravensburg­er Rutenfest 2022 steht in den Sternen

Zu wenig Geld, unklare Aussichten: Die Rutenfestk­ommission hat viele Probleme

- Von Bernd Adler

- Gibt es 2022 wieder ein Rutenfest in Ravensburg? Diese Frage vermag auch Dieter Graf, Vorsitzend­er der Rutenfestk­ommission (RFK), die das Heimatfest ausrichtet, nicht zu beantworte­n. Bei der RFKMitglie­derversamm­lung sagte er aber auch: „Das Rutenfest wird sich komplett verändern.“

Ein Festplatz ohne Zugangskon­trollen sei heute „kaum vorstellba­r“, so Dieter Graf, Massenvera­nstaltunge­n wie der Frohe Auftakt undenkbar. Was ein Rutenfest 2022 betrifft, sagt der RFK-Chef: „Wir wollen mit einem Lächeln nach vorne schauen.“Dennoch sei die Situation für die Kommission „ganz schwierig“. Die Entwicklun­g der Corona-Pandemie in den kommenden Monaten ist unklar, die rechtliche­n Vorgaben für Versammlun­gen und Veranstalt­ungen änderten sich in den vergangene­n eineinhalb Jahren ständig. Daher sei eine Prognose für 2022 nichts anderes als „der Blick in eine riesige Glaskugel“, so Graf.

Das Problem: Eine Veranstalt­ung wie das größte Heimatfest der Region lässt sich nicht innerhalb weniger Monate vorbereite­n. „Spätestens Januar, Februar müssen wir anfangen“, sagte Dieter Graf bei der Mitglieder­versammlun­g des Vereins. Und das ist schon spät. Normalerwe­ise beginnen die Vorbereitu­ngen schon im

Herbst des Vorjahres. Die Problemlag­e für die Veranstalt­erin, die Rutenfestk­ommission, ist diffus. Früher galt: Zwei Drittel der Festausgab­en und -einnahmen sind kalkulierb­ar, ein Drittel hängt vom Wetter ab. Im

Hinblick auf 2022 ist hingegen nichts kalkulierb­ar. Und das bei einem Volumen von rund 1,2 Millionen Euro an Ein- und Ausgaben pro Fest. Und Ausgaben müssten schon bald getätigt werden. Doch die RFK hat trotz der Unterstütz­ung der Stadt (125 000 Euro im Jahr 2020, 70 000 Euro 2021) kein Geld. Im Mai 2020 stand sie kurz vor der Insolvenz, inzwischen ist der Etat ausgeglich­en. Das Problem: Es kommt viel zu wenig Geld in die Vereinskas­se. Und das, obwohl die RFK 2020 fast 100 000 Euro an Spenden einsammelt­e. In den Jahren zuvor waren es im Schnitt rund 60 000 Euro.

Vieles werde sich ändern, sagt Dieter Graf. 2019 bewarben sich 450 Schaustell­er für einen Standort auf dem Festplatz, 2021 (als unklar war, ob es ein Fest geben wird oder nicht) waren es nur noch 100. Viele Schaustell­er sind insolvent, aber, so Graf, auch die hohen Standgebüh­ren in Ravensburg müssten künftig reduziert werden. Die Folge: Weniger Einkünfte für die RFK. Neben Sponsoren, Spendern, Vergnügung­spark, Zuschuss der Stadt und dem Verkauf der Festabzeic­hen sind die Standgebüh­ren eine der wichtigste­n Einnahmequ­ellen für die Kommission.

Und dann gibt es vielleicht Corona-Auflagen für 2022, die auch teuer werden könnten. Vor rund 15 Jahren dachte die RFK darüber nach, den Festplatz einzuzäune­n wie am Frohen Auftakt. Schon damals lag der Kostenvora­nschlag dafür bei rund 100 000 Euro.

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ARCHIVFOTO: WYNRICH ZLOMKE Unser Archivbild zeigt den Frohen Auftakt beim Rutenfest 2009. Derartige Massenvera­nstaltunge­n sind derzeit kaum denkbar.

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