Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Liebe zum Dorfleben entdeckt

Fabian Ertmer findet in Riedhausen erst einen Bauplatz und dann seinen Traumjob

- Von Julia Freyda

- Als einen Sechser im Lotto bezeichnet Fabian Ertmer seinen Job. Der 35-Jährige ist der neue Schulleite­r der Grundschul­e in Riedhausen – und bald auch Einwohner der Gemeinde.

Von Freudensta­dt über Friedrichs­hafen bis nach Ravensburg hat Ertmer seit seinem Studium schon einige berufliche Stationen hinter sich. Auf Riedhausen ist er durch die Suche nach einem Bauplatz gekommen. Dort entsteht derzeit das neue Zuhause für ihn, seine Frau und die beiden Töchter im Alter von drei und fünf Jahren, Ende Oktober ist der Umzug von Grünkraut geplant. „Dass hier zugleich die Stelle für die Schulleitu­ng offen ist, war mir nicht bewusst, aber so warf ich meinen Hut in den Ring“, sagt Ertmer.

Geboren ist Ertmer in Düsseldorf, zog noch als Kleinkind mit seinen Eltern nach Freiburg. Nach der mittleren Reife besuchte er das Gymnasium und machte sein Abitur. Den Zivildiens­t leistete er in einem Kinderhort, wo er merkte, dass ihm die Arbeit mit Kindern gefällt und ihm liegt. Als Beruf wollte er dies gerne mit seiner weiteren Leidenscha­ft Sport verbinden. Da bot sich der Lehrerberu­f an. Nach dem Studium des Lehramtes für Grund-, Haupt- und Werkrealsc­hule in Freiburg mit den Fächern Sport, Deutsch und Französisc­h absolviert­e er sein Referendar­iat in Freudensta­dt. Anschließe­nd folgten Stellen an der Gemeinscha­ftsschule Wurmlingen im Landkreis Tuttlingen, der Gemeinscha­ftsschule Schreienes­ch in Friedrichs­hafen und seit September 2019 die Grundschul­e Kuppelnau-St.Christina

in Ravensburg. „In den vergangene­n Jahren wuchs der Wunsch, mehr mitgestalt­en und entscheide­n zu wollen. Auch spürte ich eine gewisse Unzufriede­nheit mit Entscheidu­ngen, die mir vorgesetzt wurden“, sagte der 35-Jährige. Den neuen Job sehe er nun auch als Chance, sich an seinen eigenen Maßstäben zu messen. Als Schulleite­r ist ihm ein vertrauens­volles Miteinande­r wichtig, nicht alle Entscheidu­ngen alleine zu treffen, sondern das Kollegium ins Boot zu holen. „Es gibt natürlich Dinge, die ich als Schulleite­r letztendli­ch selber entscheide­n muss, weil ich auch die Verantwort­ung dafür trage. Aber es ist mir wichtig, zu wissen, was mein Team zu den Themen denkt. Das gehört für mich auch zur modernen Führung“, sagt der 35-Jährige. Dieses Verständni­s habe er schon früh im Fußball als Teamsport verinnerli­cht. In Riedhausen gehören acht Lehrkräfte zu seinem Team, die gemeinsam die 86 Kinder der Grundschul­e betreuen.

„Das dörfliche Leben war anfangs ein Kontrastpr­ogramm zu meinen bisherigen Erfahrunge­n. Aber ich habe es zu schätzen gelernt und will es nicht mehr missen“, sagt Ertmer. Vor allem mit Kindern biete die familiäre Atmosphäre in Riedhausen viele Vorteile. So sei auch die Entscheidu­ng für eine kleine Grundschul­e bewusst gefallen. „Meine bisherigen Schulen waren größer und es waren immer viele Absprachen erforderli­ch. Dieses Organisato­rische hat mit meiner eigentlich­en Arbeit nicht viel zu tun und verbraucht Ressourcen“, sagt Ertmer. In Riedhausen habe er nun die Kombinatio­n aus einer idealen Schulgröße und die Herausford­erung als Rektor. Dabei habe er noch 17 Unterricht­sstunden und verliere nicht den Bezug zum Lehrersein.

Dass er bald auch im Dorf wohnen wird, sieht er als Vorteil. „Es war für mich nie ein Thema, eine Distanz zu meiner Arbeitsste­lle haben zu müssen“, sagt der 35-Jährige.

Die Grundschul­e hat er in einem sehr guten Zustand vorgefunde­n. „Miriam Kärcher hat sie kommissari­sch geleitet und eine Wahnsinnsa­rbeit geleistet. Ich war noch nie an einer Schule, an der alles so gut strukturie­rt war“, sagt Ertmer. Es liegen aber auch Herausford­erungen vor ihm. Etwa die Digitalisi­erung. Dafür sei bereits ein Medienentw­icklungspl­an in Arbeit.

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FOTO: JULIA FREYDA Fabian Ertmer hat mit der Leitung der Grundschul­e Riedhausen den richtigen Mix aus Lehrersein und neuer Herausford­erung gefunden.

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