Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Tierrettung Oberschwaben will Fahrzeug anschaffen
Gemeinnütziger Verein gründet sich in Mengen und sucht weitere Unterstützer und Kontakte
- Tieren in Not zu helfen und für sie ein neues Zuhause zu suchen, das hat sich die Tierrettung Oberschwaben zur Aufgabe gemacht. Seinen Sitz hat der gemeinnützige Verein in Mengen, gegründet hat ihn der Mengener Florian Zimmermann mit 14 Gleichgesinnten. Die Ehrenamtlichen sind bereits gut vernetzt, suchen aber noch weitere Mitstreiter und sind auf Spenden angewiesen, um ein Fahrzeug für ihre Einsätze anschaffen zu können.
Ohne ehrenamtliche, in diesem Bereich ausgebildete Kräfte könnten Rettungsaktionen, wie sie beispielsweise vor eineinhalb Jahren auf einem Mengener Hof stattgefunden haben, nicht so schnell umgesetzt werden. Dort haben Mitglieder der Tierrettung Südbaden Veterinäramt und Polizei dabei unterstützt, rund hundert Tiere einzufangen und auf verschiedene Tierstationen zu verteilen. Die Räumung war notwendig geworden, weil die Tierhalter gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hatten.
Dass ein solcher Verein hier in der Region noch fehlt, ist Zimmermann aufgefallen, als er selbst einen Hund aufgenommen hat, der aus schlechten Verhältnissen gerettet worden ist. „Ein Bekannter hat mir den Kontakt zu einer Freundin vermittelt, die Welpen und Straßenhunde gerettet hat und Pflegestellen und neue Herrchen gesucht hat“, erzählt er. Zimmermann nahm die Herausforderung an und begann, sich immer mehr mit dem Thema zu befassen. Auf den Hundebegleiterschein folgten weitere Kurse und Seminare und der Wunsch, sich mehr zu engagieren.
Im privaten Umfeld hat Zimmermann Menschen gefunden, die ihn dabei unterstützen wollen. Sie sind bereit, sich als Pflegestellen vor allem um Hunde zu kümmern, bis diese an neue Halter vermittelt werden. „Der Bedarf an solchen Pflegestellen ist groß“, sagt er. „Gerade in Süd- und Osteuropa ist die Situation für viele streunende Hunde dramatisch. Sie werden oft einfach erschossen, weil es so viele von ihnen gibt.“Den Vorwurf, sich doch zuerst um Tiere in Deutschland zu kümmern, will Zimmermann nicht gelten lassen. „Das geht beides“, findet er. Natürlich möchten er und seine Mitstreiter auch Tieren aus der Region helfen und beispielsweise auch bei Ermittlungen gegen oder dem Aufdecken von illegalem Welpenhandel unterstützen.
Als Konkurrenz zu örtlichen Tierheimen sieht er die Tierrettung Oberschwaben dabei nicht. „Diese Einrichtungen haben genug zu tun“, sagt er. Dort würden auch Tiere mit Verhaltens- oder anderen Störungen einen Platz bekommen, die die Tierrettung gar nicht mit ruhigem Gewissen vermitteln könnte. Neben einer genauen Einschätzung der Hunde sei es aber mindestens genauso wichtig, sich das künftige Zuhause der Tiere anzusehen. „Bevor wir einen Hund vermitteln, prüfen wir, ob die Räume passen, ob es Kinder in der Familie gibt, wie die Menschen arbeiten müssen und wie viel Zeit sie am Ende für das Tier haben.“Bei jemandem, der in einer engen Mietwohnung lebe und im Schichtdienst arbeite, sei ein Schäferhund einfach fehl am Platz.
Um zu verhindern, dass jemand mit den vermittelten Tieren Geschäfte macht, ist ein Weiterverkauf ausgeschlossen. „Wer mit einem Tier nicht zurechtkommt, gibt es an uns zurück“, so Zimmermann. Für Tierarztbesuche, Impfungen und Chippen wird bei der Vermittlung eine Schutzgebühr von 480 Euro erhoben. So versucht der Verein, seine laufenden Kosten zu decken. Natürlich wollen die Tierfreunde sich nicht nur um Hunde kümmern. „Wir haben Kontakte zu Tierärzten, Angelvereinen, Kleintierzüchtern, Jägern und Vogelexperten geknüpft, um auch dann helfen zu können, wenn jemand ein verletztes Tier meldet oder Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gemeldet werden“, sagt Zimmermann. Aktuell sei noch seine eigene Handynummer als Notfallnummer auf der Homepage angegeben. Angedacht sei aber, dass verschiedene Vereinsmitglieder mal das Bereitschaftshandy übernehmen, um rund um die Uhr erreichbar zu sein.
„Unser großer Wunsch ist es auch, ein eigenes Fahrzeug anzuschaffen und für unsere Zwecke umzubauen und auszurüsten“, sagt er. Dann könnten die ehrenamtlichen Helfer beim Einfangen von Tieren oder bei Unfällen helfen und die Tiere richtig und sicher transportieren und behandeln. Optimal wäre etwa ein ausgedienter Rettungswagen. „Dafür sammeln wir gerade Spenden.“
Weil die derzeitigen Pflegestellen in Mengen und Umgebung nicht unbegrenzt Kapazitäten haben, würde die Tierrettung gern Räume anmieten. „Außerdem wäre es toll, wenn uns jemand vielleicht seine Streuobstwiese oder Ähnliches zur Verfügung stellen könnte, damit wir mit neuen Hunden in einem umzäunten und geschützten Bereich Verhaltensübungen trainieren können“, sagt Zimmermann. Über Ideen, neue Kontakte und weitere Helfer würde er sich sehr freuen.
Weitere Informationen gibt es auf www.tierrettung-oberschwaben.de und auf der gleichnamigen Facebook-Seite.