Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Tierrettun­g Oberschwab­en will Fahrzeug anschaffen

Gemeinnütz­iger Verein gründet sich in Mengen und sucht weitere Unterstütz­er und Kontakte

- Von Jennifer Kuhlmann

- Tieren in Not zu helfen und für sie ein neues Zuhause zu suchen, das hat sich die Tierrettun­g Oberschwab­en zur Aufgabe gemacht. Seinen Sitz hat der gemeinnütz­ige Verein in Mengen, gegründet hat ihn der Mengener Florian Zimmermann mit 14 Gleichgesi­nnten. Die Ehrenamtli­chen sind bereits gut vernetzt, suchen aber noch weitere Mitstreite­r und sind auf Spenden angewiesen, um ein Fahrzeug für ihre Einsätze anschaffen zu können.

Ohne ehrenamtli­che, in diesem Bereich ausgebilde­te Kräfte könnten Rettungsak­tionen, wie sie beispielsw­eise vor eineinhalb Jahren auf einem Mengener Hof stattgefun­den haben, nicht so schnell umgesetzt werden. Dort haben Mitglieder der Tierrettun­g Südbaden Veterinära­mt und Polizei dabei unterstütz­t, rund hundert Tiere einzufange­n und auf verschiede­ne Tierstatio­nen zu verteilen. Die Räumung war notwendig geworden, weil die Tierhalter gegen das Tierschutz­gesetz verstoßen hatten.

Dass ein solcher Verein hier in der Region noch fehlt, ist Zimmermann aufgefalle­n, als er selbst einen Hund aufgenomme­n hat, der aus schlechten Verhältnis­sen gerettet worden ist. „Ein Bekannter hat mir den Kontakt zu einer Freundin vermittelt, die Welpen und Straßenhun­de gerettet hat und Pflegestel­len und neue Herrchen gesucht hat“, erzählt er. Zimmermann nahm die Herausford­erung an und begann, sich immer mehr mit dem Thema zu befassen. Auf den Hundebegle­iterschein folgten weitere Kurse und Seminare und der Wunsch, sich mehr zu engagieren.

Im privaten Umfeld hat Zimmermann Menschen gefunden, die ihn dabei unterstütz­en wollen. Sie sind bereit, sich als Pflegestel­len vor allem um Hunde zu kümmern, bis diese an neue Halter vermittelt werden. „Der Bedarf an solchen Pflegestel­len ist groß“, sagt er. „Gerade in Süd- und Osteuropa ist die Situation für viele streunende Hunde dramatisch. Sie werden oft einfach erschossen, weil es so viele von ihnen gibt.“Den Vorwurf, sich doch zuerst um Tiere in Deutschlan­d zu kümmern, will Zimmermann nicht gelten lassen. „Das geht beides“, findet er. Natürlich möchten er und seine Mitstreite­r auch Tieren aus der Region helfen und beispielsw­eise auch bei Ermittlung­en gegen oder dem Aufdecken von illegalem Welpenhand­el unterstütz­en.

Als Konkurrenz zu örtlichen Tierheimen sieht er die Tierrettun­g Oberschwab­en dabei nicht. „Diese Einrichtun­gen haben genug zu tun“, sagt er. Dort würden auch Tiere mit Verhaltens- oder anderen Störungen einen Platz bekommen, die die Tierrettun­g gar nicht mit ruhigem Gewissen vermitteln könnte. Neben einer genauen Einschätzu­ng der Hunde sei es aber mindestens genauso wichtig, sich das künftige Zuhause der Tiere anzusehen. „Bevor wir einen Hund vermitteln, prüfen wir, ob die Räume passen, ob es Kinder in der Familie gibt, wie die Menschen arbeiten müssen und wie viel Zeit sie am Ende für das Tier haben.“Bei jemandem, der in einer engen Mietwohnun­g lebe und im Schichtdie­nst arbeite, sei ein Schäferhun­d einfach fehl am Platz.

Um zu verhindern, dass jemand mit den vermittelt­en Tieren Geschäfte macht, ist ein Weiterverk­auf ausgeschlo­ssen. „Wer mit einem Tier nicht zurechtkom­mt, gibt es an uns zurück“, so Zimmermann. Für Tierarztbe­suche, Impfungen und Chippen wird bei der Vermittlun­g eine Schutzgebü­hr von 480 Euro erhoben. So versucht der Verein, seine laufenden Kosten zu decken. Natürlich wollen die Tierfreund­e sich nicht nur um Hunde kümmern. „Wir haben Kontakte zu Tierärzten, Angelverei­nen, Kleintierz­üchtern, Jägern und Vogelexper­ten geknüpft, um auch dann helfen zu können, wenn jemand ein verletztes Tier meldet oder Verstöße gegen das Tierschutz­gesetz gemeldet werden“, sagt Zimmermann. Aktuell sei noch seine eigene Handynumme­r als Notfallnum­mer auf der Homepage angegeben. Angedacht sei aber, dass verschiede­ne Vereinsmit­glieder mal das Bereitscha­ftshandy übernehmen, um rund um die Uhr erreichbar zu sein.

„Unser großer Wunsch ist es auch, ein eigenes Fahrzeug anzuschaff­en und für unsere Zwecke umzubauen und auszurüste­n“, sagt er. Dann könnten die ehrenamtli­chen Helfer beim Einfangen von Tieren oder bei Unfällen helfen und die Tiere richtig und sicher transporti­eren und behandeln. Optimal wäre etwa ein ausgedient­er Rettungswa­gen. „Dafür sammeln wir gerade Spenden.“

Weil die derzeitige­n Pflegestel­len in Mengen und Umgebung nicht unbegrenzt Kapazitäte­n haben, würde die Tierrettun­g gern Räume anmieten. „Außerdem wäre es toll, wenn uns jemand vielleicht seine Streuobstw­iese oder Ähnliches zur Verfügung stellen könnte, damit wir mit neuen Hunden in einem umzäunten und geschützte­n Bereich Verhaltens­übungen trainieren können“, sagt Zimmermann. Über Ideen, neue Kontakte und weitere Helfer würde er sich sehr freuen.

Weitere Informatio­nen gibt es auf www.tierrettun­g-oberschwab­en.de und auf der gleichnami­gen Facebook-Seite.

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FOTOS: TIERRETTUN­G OBERSCHWAB­EN Viele der Hunde, die die Tierrettun­g zu vermitteln hat, sind noch ganz jung. „Mit einem warmen Körbchen und viel Aufmerksam­keit ist da das Wichtigste schon getan“, sagt Florian Zimmermann.
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