Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Wildsau auf dem Kanapee
In die beliebte Kategorie der Binsenweisheiten reihen sich die Bauernregeln geschmeidig ein. Zum Beispiel diese: „Rennt die Sau mit Schal in’ Wald, wird der Winter bitterkalt.“Aktuelle Meldungen über beschaltes Borstenvieh liegen der Redaktion augenblicklich nicht vor, sodass davon ausgegangen werden muss, dass der Winter in aller Milde wie bisher weitergeht. Diese Angabe ist wie praktisch alles im Leben aber ohne Gewähr.
Die Wildschweine spielen aber trotzdem bisweilen verrückt. Zumindest im ebenso schönen wie nordrhein-westfälischen Hagen, wo eine Bache sich auf dem Kanapee niederließ, nicht ohne zuvor die Einrichtung der Wohnung zu verwüsten. Der Grund dafür ist unklar. Fotos des Zerstörungsschauplatzes zeigen kein besonders geschmackloses Interieur, sodass es ein Rätsel bleibt, weshalb die Wildsau dermaßen ausgeflippt ist.
Die hinzugezogene Polizei sorgte für freies Geleit des Viehs. Die Wildsau trollte sich schließlich, ohne weiteren Schaden anzurichten. Die Beamten raten jedem Wohnungsinhaber, sich nicht mit Schweinen anzulegen und im Zweifel die 110 zu wählen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die Sau in der Küche gemütlich Zeitung lesend befindet oder im Schlafzimmerschrank versteckt. Was diese Vorgänge für einen meteorologischen Hintergrund haben könnten, bleibt soweit offen. Damit können wir uns zunächst dem Frühling und bald der warmen Jahreszeit zuwenden, für die es freilich auch eine binsenweise Bauernregel gibt: „Cremen sich die Schweine ein, wird’s ein heißer Sommer sein.“(nyf )