Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Botschafte­rin mit Smartphone

Im Internet wirbt eine Influencer­in ehrenamtli­ch für ihre Heimatstad­t Heidenheim

- Von Sebastian Schlenker

(dpa) - Anna Barth steht in Heidenheim und hält ihr Smartphone vor sich: „Hallo zusammen, ich bin wieder da.“Das Video, das dabei entsteht, ist nicht etwa für ihre Familie oder Freunde gedacht, sondern wird von Tausenden auf Instagram angesehen. Die 27-jährige ist Influencer­in der Stadt und wirbt in den sozialen Medien für Sehenswürd­igkeiten und Aktivitäte­n in Heidenheim und der Umgebung.

Was als Idee während des Corona-Lockdowns im Jahr 2020 aufkam, um auf Ausflugszi­ele in der Region hinzuweise­n, läuft aus Sicht der Stadt inzwischen so erfolgreic­h, dass die 50 000-Einwohner-Gemeinde einen zweiten Influencer sucht. „Wir merken, dass das Interesse an authentisc­hen Inhalten rund um unsere Stadt anhält“, erklärt die SocialMedi­a-Managerin der Stadt, Julia Habla.

Barth führte die Zuschauer auf Instagram bereits über verschiede­ne Wanderwege, aber auch zu einer Schnitzelj­agd durch die Stadt – oder nahm sie mit zu einer Theaterauf­führung. Mehr als 8000 Abonnenten hat der Instagram-Account der Stadt auf diese Weise bislang erreicht. Dass sie mit ihren Videos auf so viel Interesse stößt, führt Barth auch auf ihre freundlich­e und unkomplizi­erte Art zurück. „Manchmal werde ich in der Stadt sogar erkannt“, erzählt die 27-Jährige. Etwa beim Einkaufen oder von Patienten, mit denen sie bei ihrer Arbeit als Krankensch­wester zu tun habe.

Die Videos produziert die junge Frau in ihrer Freizeit. Das benötige einiges an Zeit und Planung, sagt Barth. Da die Stadt den Umfang der Videos künftig ausbauen möchte, soll nun Verstärkun­g her. Gesucht werde jemand, der heimatverb­unden und authentisc­h sei, sagt Habla. Geplant sind auch etwas andere Inhalte. Künftig solle mehr auf die Politik in der Stadt geschaut werden, indem der neue Influencer oder die neue Influencer­in

etwa bei einer Gemeindera­tssitzung vorbeischa­ue. Bestärkt in ihren Social-Media-Aktivitäte­n sieht sich die Stadt auch durch eine Auszeichnu­ng. Der „Staatsanze­iger“, eine Wochenzeit­ung für die badenwürtt­embergisch­e Verwaltung, lobte im Herbst 2021 die „innovative Vorgehensw­eise“der Stadt, den Tourismus trotz Corona anzukurbel­n.

Wie Heidenheim setzen auch viele weitere Städte im Südwesten auf soziale Medien, um für sich zu werben und mit Menschen aus ihrer Region in Kontakt zu kommen. Den Instagram-Account der Stadt Stuttgart, auf dem etwa für Mehrwegbec­her geworben oder auf kostenlose öffentlich­e Toiletten hingewiese­n wird, verfolgen rund 38 000 Menschen. Die Stadt Freiburg erklärt ihren 6300 Instagram-Abonnenten die Corona-Regeln und führt auf YouTube in Museumsaus­stellungen ein. Doch mit der Idee einer Influencer­in, die als Identifika­tionsfigur für eine Stadt dient, setzt Heidenheim auf eine ganz eigene Lösung. „Mit der Kampagne konnten wir die Marke Stadt ein Stück weit personifiz­ieren. Das macht nahbarer“, sagt die Social-Media-Beauftragt­e Habla.

Dazu soll schon bald ein weiterer Influencer in Heidenheim beitragen.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Heidenheim-Influencer­in Anna Barth setzt sich gut in Szene.

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