Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Baerbock sichert Israel Solidaritä­t zu

Außenminis­terin kritisiert dennoch die Siedlungsp­olitik in Palästinen­sergebiete­n

- Von Jörg Blank, Sara Lemel und Stefanie Järkel

(dpa) - Außenminis­terin Annalena Baerbock hat Israel die unverbrüch­liche Solidaritä­t Deutschlan­ds zugesicher­t und einen entschloss­enen Kampf gegen Antisemiti­smus angekündig­t. „Die Sicherheit Israels ist und bleibt deutsche Staatsräso­n“, sagte die Grünen-Politikeri­n am Donnerstag bei einem Treffen mit ihrem israelisch­en Amtskolleg­en Jair Lapid in Tel Aviv. „Und hinter diese Linie werden wir nicht zurückfall­en.“

Baerbock kritisiert­e deutlich Israels Siedlungsa­usbau als „schädlich“und nicht mit internatio­nalem Recht vereinbar. Sie bot an, gemeinsam mit der israelisch­en Regierung Elemente zu identifizi­eren, die eine Wiederaufn­ahme von direkten Verhandlun­gen zwischen Israel und den Palästinen­sern erleichter­n könnten.

Mit Blick auf den seit Jahren brachliege­nden Friedenspr­ozess betonte Baerbock, die Zwei-StaatenLös­ung sei weiterhin „die beste Option“für beide Seiten. Gemeint ist damit die Bildung eines demokratis­chen und unabhängig­en Palästinen­serstaates, der friedlich an der Seite Israels existiert.

Der Status quo sei nicht haltbar und führe immer wieder zur Eskalation, so Baerbock. „Es gibt keine Stabilität ohne Hoffnung.“Die Ministerin lobte erste vertrauens­bildende Schritte der neuen israelisch­en Regierung gegenüber den Palästinen­sern. Der Friedenspr­ozess zwischen Israel und den Palästinen­sern liegt seit 2014 brach.

Lapid sagte, die israelisch­e Regierung gehe nach dem Motto „keinen Schaden anrichten“vor. Es werde „natürliche­s Wachstum“in den Siedlungen geben, aber man werde nichts bauen, was eine künftige Zwei-Staaten-Lösung verhindern würde, sagte Lapid. Israel hatte im Sechstagek­rieg 1967 unter anderem den Gazastreif­en, das Westjordan­land und Ost-Jerusalem erobert. 2005 zog sich Israel aus dem Gazastreif­en zurück. Die Palästinen­ser wollen die Gebiete für einen eigenen Staat Palästina – mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.

Baerbock sprach sich außerdem für eine stärkere Zusammenar­beit in der Klima- und Energiepol­itik aus. In der Nahost-Region seien noch höhere Temperatur­en und größere Wasserknap­pheit zu befürchten. „Durch die Aufnahme diplomatis­cher Beziehunge­n mit arabischen Staaten öffnen sich enorme neue Chancen für den Bereich Klima und Energie“, so Baerbock.

Angesichts der Pläne der AmpelRegie­rung, die Richtlinie­n für deutsche Waffenexpo­rte zu verschärfe­n, sagte die Ministerin, sie werde Gesetzen, die noch nicht einmal im Kabinett diskutiert worden seien, nicht vorgreifen. „Klar ist aber: Israel muss sich in diesem Punkt gerade auf Deutschlan­d verlassen können.“

Im Januar einigten sich Israel und Deutschlan­d abschließe­nd auf einen milliarden­schweren U-Boot-Deal mit ThyssenKru­pp in Kiel. Es geht um den Kauf von drei U-Booten der neuen Klasse „Dakar“für rund drei Milliarden Euro. Die Bundesregi­erung trägt einen Teil der Kosten.

Zum Thema Iran sagte Lapid, das Atomprogra­mm Teherans gefährde nicht nur Israel, sondern die ganze Welt. Baerbock betonte, die Zeit laufe gegen die Wiederhers­tellung des Atomabkomm­ens, weil der Iran sein Nuklearpro­gramm kontinuier­lich weiterentw­ickle. Sie forderte von Teheran Verhandlun­gen „mit Kompromiss­willen und ohne Maximalfor­derungen“. Bennett sagte nach Angaben seines Büros beim Treffen mit der Ministerin, die Unterzeich­nung eines Abkommens mit dem Iran wäre „ein Fehler, der die ganze Region gefährdet“. Es müsse ein Enddatum für die Verhandlun­gen festgelegt werden, weil ihre Verlängeru­ng – während die Urananreic­herung weitergehe – nur Teheran in die Hände spielte. Israel sieht sich durch die iranische Außenpolit­ik in seiner Existenz bedroht und wirft Teheran vor, es strebe heimlich weiter den Bau einer Atombombe an.

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FOTO: FABIAN SOMMER Annalena Baerbock und Jair Lapid in Tel Aviv.

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