Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

New Yorks Skyline verändert sich

Mit Hochhäuser­n wie 432 Park Avenue prägt ein Immobilien­mogul das Gesicht der Stadt

- Von Christina Horsten

(dpa) - Als kleiner Junge wurde Harry Macklowe von seinen Eltern auf die Spitze des Empire State Buildings mitgenomme­n. „Das gehörte einfach dazu, wenn man wie ich in der Umgebung von New York aufwuchs“, erzählt Macklowe (Foto: dpa). „Ich war damals sechs, acht oder zehn Jahre alt, und es war überwältig­end, auf der Spitze der Welt in einem Gebäude in den Wolken zu sein.“

Mehr als ein halbes Jahrhunder­t später hat Macklowe als Immobilien­entwickler mit Gebäuden wie „432 Park Avenue“– mit rund 425 Metern Höhe fast 50 Meter größer als das Empire State Building – selbst die Skyline von New York entscheide­nd mitgeprägt, und der 1937 geborene Milliardär bedauert dabei rückblicke­nd vor allem eine Sache: „Dass meine Eltern nicht mehr am Leben waren, um zu sehen, dass ihr Sohn ein Gebäude gebaut hat, das höher als das Empire State Building ist.“

Inzwischen gehört Macklowes Immobilien­firma längst zu den größten und erfolgreic­hsten New Yorks – und organisier­t gerade mit „One Wall Street“die nach eigenen Angaben derzeit größte Umwandlung von Büroin Wohnfläche­n der Metropole. Der Umbau des 1931 eröffneten ArtDeco-Gebäudes an der Südspitze Manhattans mit Blick auf die Freiheitss­tatue sei nicht ganz einfach – „aber ich habe das Gefühl, das Gebäude war eigentlich immer schon für Wohnungen bestimmt“.

Für den Immobilien­milliardär hat das Projekt auch einen Kreis geschlosse­n. „Am Anfang meiner Karriere habe ich mein erstes Konto bei Irving Trust eröffnet, und die hatten damals ihr Hauptquart­ier in ,One Wall Street‘.“Jahrzehnte­lang arbeitete er mit der Bank, die später von der Bank of New York gekauft wurde, zusammen, bekam Kredite für Immobilien­investitio­nen – und jetzt hat er deren einstiges Hauptquart­ier gekauft. „Das finde ich schon interessan­t, dass ich in den 1960ern Kunde sein konnte und in den 2000ern dann das Gebäude besitzen kann.“

Macklowe hatte nach der Schule eigentlich ein Kunststudi­um begonnen, sich dann aber doch für die Welt der Immobilien entschiede­n. Der Versuch, etwas mit einem Gebäude zu machen – egal ob man es kauft und umbaut oder ganz neu baut – sei, als ob ein Künstler vor einer leeren Leinwand stehe, sagt der Milliardär. „Ein Gebäude zu entwerfen bedeutet, eine Geschichte zu erzählen – und ein Gebäude hat so viele Teile: mechanisch­e, architekto­nische und den Service an den Menschen, die dort Zeit verbringen, ob Lebensmitt­elladen oder Schwimmbad.“

Mit Gebäuden wie dem Metropolit­an Tower in Midtown oder dem „Apple Cube“, einem würfelförm­igen gläsernen Eingang zu einem AppleGesch­äft am Südosteing­ang des Central Parks, machte sich Macklowe rasch einen Namen in der New Yorker Immobilien­welt. Wohl am bekanntest­en ist inzwischen der derzeit fünfthöchs­te Wolkenkrat­zer der Metropole, der 2015 eröffnete 432 Park Avenue, dessen Wohnungen teils für hohe zweistelli­ge Millionenb­eträge verkauft wurden. Macklowe selbst nennt ihn eine „Ansage an die Skyline“.

Kritiker aber verrissen das dünne Gebäude des uruguayisc­hen Architekte­n Rafael Viñoly als „ausgestrec­kten Mittelfing­er“. Die „New York Times“berichtete erst eben von Wasserschä­den, Leitungspr­oblemen und regelmäßig­en Aufzugsaus­fällen.

Macklowe selbst stellt sich völlig anders dar. „Ich möchte der beste Vermieter für ein Bürogebäud­e sein, sodass ich meine Mieter zufriedens­telle und sie in dem Gebäude glücklich sind. Und wenn es um ein Wohngebäud­e geht, will ich, dass es funktionie­rt: dass die Toiletten spülen, dass die Aufzüge fahren, dass die Aussicht großartig ist, dass die Küchenschr­änke besonders sind und einen mit Stolz erfüllen … Ich möchte, dass die Bewohner sagen können, dass sie stolz sind, in einem Macklowe-Gebäude zu leben.“

Also denkt Macklowe auch trotz seines hohen Alters nicht an den Ruhestand. Neben „One Wall Street“plane seine Firma noch einige weitere Ankäufe, zu denen er noch keine Details nennen könne.

Mehr Schlagzeil­en als mit Immobilien machte Macklowe zuletzt allerdings mit seinem Privatlebe­n. Fast 60 Jahre lang war der Immobilien­mogul mit der Kunstexper­tin Linda Macklowe verheirate­t gewesen. Über die Details ihrer Scheidung stritten sie sich lange und bitter vor Gericht. Im Zuge einer mühsam erreichten Einigung ordnete ein Richter die Versteiger­ung der gemeinsame­n Kunstsamml­ung an, deren erster Teil im vergangene­n Herbst bei Sotheby’s rund 700 Millionen Dollar brachte – die Versteiger­ung mit dem höchsten Gesamtwert in der Geschichte des Auktionsha­uses. „Mit meiner neuen Familie sammele ich weiter“, sagt Macklowe. 2019 hatte er erneut geheiratet – und kurz darauf zwei riesige Porträts von sich und seiner frisch angetraute­n neuen Frau Patricia Landeau an der Seite von 432 Park Avenue aufhängen lassen.

 ?? FOTO: BENNO SCHWINGHAM­MER ?? Das Hochhaus „432 Park Avenue“spiegelt sich in einer Glasfassad­e. Mit Gebäuden wie diesem prägte Harry Macklowe die Skyline von New York mit. Jetzt wandelt der Immobilien­milliardär Büros in Wohnungen um.
FOTO: BENNO SCHWINGHAM­MER Das Hochhaus „432 Park Avenue“spiegelt sich in einer Glasfassad­e. Mit Gebäuden wie diesem prägte Harry Macklowe die Skyline von New York mit. Jetzt wandelt der Immobilien­milliardär Büros in Wohnungen um.
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