Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Spoon vertreiben Lockdown-Lähmung
Die „altmodische Kraft des Rock ’n’ Roll“wollte Britt Daniel für das zehnte SpoonStudioalbum mobilisieren. Gar nicht so einfach nach fast drei Jahrzehnten Bandgeschichte im US-Indierock – erst recht nicht während einer wenig inspirierenden Pandemie, wie der Sänger (50) aus Austin/Texas im „Rolling Stone“einräumte. Aber Respekt: Mit „Lucifer on The Sofa“haben Spoon das Ziel erreicht, „den Leuten (…) ein gutes Gefühl zu geben“.
Von Mainstream-Anbiederung kann weiterhin nicht die Rede sein, im Gegenteil: Songs wie „The Hardest Cut“, „On The Radio“oder „The Devil & Mister Jones“sind so rau und kantig wie lange nichts mehr von dieser tollen Band. Dabei hatten Spoon – nach Top-5-Triumphen in den heimischen USA mit „Transference“(2010) und „They Want My Soul“(2014) – zuletzt auch in Europa die Charts erreicht: Das elektronisch aufgeladene, sehr poppig klingende „Hot Thoughts“von 2017 war ein internationaler Erfolg für das Quintett.
Doch Daniel hatte einen ganz bestimmten Rock-Superstar im Sinn, als er sich für „Lucifer on The Sofa“ von gefälligeren Tendenzen abwandte: „Es ist der Sound des ClassicRock, geschrieben von einem Kerl, der nie was mit Eric Clapton am Hut hatte“, sagte der Spoon-Frontmann dem „Rolling Stone“. So sind auf den neuen Songs zwar viele Gitarren zu hören, aber glatt wie bei „Mister Slowhand“klingen sie nicht. Eher hält es Daniel in punkto Rockspielfreude mit einer Band, die wie er selbst aus Texas stammt: ZZ Top.
Natürlich ist, wie bei so vielen Musikern, die nach Jahren nun etwas Neues veröffentlichen, auch „Lucifer on The Sofa“eine Art PandemiePlatte – schon ihr Titel soll darauf anspielen. Doch statt destruktiver Lähmung drehten Spoon bei den Aufnahmesessions die Stimmung: „Dieses Gefühl, miteinander in einem Raum zu sein, haben wir nach der langen Zeit des Lockdowns nicht als selbstverständlich angesehen. Dieser Moment war ein magisches Gefühl.“Und der Teufel blieb allein auf dem Sofa zurück. (dpa)
von Spoon erscheint am Freitag (11.2.) bei Matador/Beggars.
Das Album „Lucifer on The Sofa“