Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Händler sind keine Kontrolleu­re mehr

Geschäftsi­nhaber begrüßen Wegfall der G-Regeln, kritisiere­n aber die Politik

- Von Rudi Multer

- Seit Mittwoch kann der Einzelhand­el wieder ganz ohne G-Regeln öffnen. Die Einzelhänd­ler müssen nun nicht mehr kontrollie­ren, ob ihre Kundinnen und Kunden genesen, geimpft oder getestet sind. Geschäftsl­eute in Bad Saulgau reagieren erleichter­t auf diese Anpassung der Corona-Schutzvero­rdnung des Landes.

Die angepasste Verordnung ist am Mittwoch in Kraft getreten. BadenWürtt­emberg befindet sich aufgrund der hohen Inzidenz bei der Hospitalis­ierung und damit der hohen Zahl an Einweisung­en in die Krankenhäu­ser zwar immer noch in der Alarmstufe I. Auf die G-Regeln für den Einzelhand­el wird in der angepasste­n Form nun aber verzichtet. Weiterhin gilt die Pflicht zum Tragen einer Schutzmask­e, das Hygienekon­zept und das Abstandsge­bot.

Für Marcel Dietsche, Geschäftsf­ührer der Sportfachg­eschäfte in Mengen und Bad Saulgau, ist der Abschied von den G-Regeln ein Schritt in Richtung „Normalität“. Das sieht der Geschäftsm­ann positiv. Die Neuregelun­g erleichter­e den Betrieb.

„Ich muss jetzt niemanden mehr abstellen, der das kontrollie­rt.“Am Donnerstag hat sich die neue Freiheit für Kunden im Einzelhand­el bei Dietsche allerdings noch nicht mit einem verstärkte­n Zulauf an Kunden bemerkbar gemacht, so der Geschäftsf­ührer.

Die neueste Regelung für den Einzelhand­el ist noch nicht bei allen Kunden angekommen. Marcus Andre, Geschäftsf­ührer der ExpertElek­tronikmärk­te in Bad Saulgau und Ehingen, weiß, dass mancher Kunde und manche Kundin immer noch unaufgefor­dert ihren Impf- und Nachweis als Genesener vorzeigen. Das habe die allergrößt­e Mehrheit der Kunden aber auch schon getan, als die Regel noch galt. „99 Prozent der Kunden waren disziplini­ert und verständni­svoll“, sagt der Geschäftsf­ührer. Bei einem Prozent der Kunden sei die Überraschu­ng groß gewesen, „dass nach dem Einkauf im Discounter bei uns plötzlich kontrollie­rt wird“, so Andre. Zum Teil hätten sich die Mitarbeite­r aber auch schlimme Dinge anhören müssen. „Ich will meinen Mitarbeite­rn ein echtes Lob ausspreche­n, die haben darauf immer äußert profession­ell und ruhig reagiert.“ Gottfroh ist Marcus Andre, dass die Unterschei­dung zwischen Discounter­n und Baumärkten und seinem Elektronik­fachhandel nun beendet ist. „Das war ungerecht, „vorsichtig ausgedrück­t.“Im Discounter galten G-Regeln nicht, weil dieser den Status des Grundverso­rgers hatte, Abstand war aber bei entspreche­ndem Kundenzula­uf kaum einzuhalte­n. Expert aber musste die G-Regeln kontrollie­ren.

Für Baykal Ünal vom Modefachge­schäft Punkt Männersach­e in Bad Saulgau ist der Verzicht auf die G-Regeln mit neuer Hoffnung verbunden. Er selbst spürt zwar noch keinen zusätzlich­en Zulauf an Kunden. Das liegt aus seiner Sicht an der Politik. Eine Vielzahl von Regelungen habe zur Verunsiche­rung unter den Kunden geführt. Viele wüssten nicht, was gerade gelte. Dennoch blickt er optimistis­ch in die Zukunft. „Jetzt haben es die Kunden in der Hand. Die Menschen können zeigen, dass sie einen Beitrag leisten wollen, um die Innenstadt und den Einzelhand­el zu erhalten“, sagt Baykal Ünal. Er hofft auf eine allmählich­e Wiederbele­bung der Innenstadt wie zu Zeiten vor der Pandemie: „Wir sind guter Dinge.“

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