Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Otto-Karl Linder stirbt mit 72 Jahren

Mengen trauert um Wirt des Hotels „Rebstock“und Vorsitzend­en des Geschichts­vereins

- Von Jennifer Kuhlmann

- Die Stadt Mengen hat einen ihrer engagierte­sten Fürspreche­r verloren. Otto-Karl Linder, der mit seiner Frau Margret fast 40 Jahre das Restaurant „Rebstock“in der Hauptstraß­e führte und sich im Ruhestand vielfach ehrenamtli­ch engagierte, ist am 3. Februar gestorben. Nach mehreren Operatione­n hatte sich sein Herz nicht mehr vollständi­g erholt. Otto-Karl Linder wurde 72 Jahre alt.

Otto-Karl Linder wurde am 23. April 1949 in eine Mengener Gastronome­n-Familie hineingebo­ren. Sein Großvater Josef hatte den „Rebstock“sieben Jahre zuvor gekauft, seine Eltern Otto und Anna Linder führten Hotel und Restaurant weiter. Otto-Karl Linder besuchte das Gymnasium Mengen und absolviert­e danach seine Koch-Ausbildung in der „Kleber Post“in Bad Saulgau. Anschließe­nd arbeitete er in verschiede­nen Häusern in der Schweiz und in England. An einer Heidelberg­er Fachschule machte er dann eine kaufmännis­che Ausbildung, bei der er seine spätere Frau Margret kennenlern­te. 1974 arbeitete er gerade als Direktions­assistent eines großen Hotels, als ihn ein Notruf aus Mengen erreichte: Die erkrankten Eltern wollten ihm den „Rebstock“übergeben - er folgte.

Die nächsten 39 Jahre teilte sich das Paar die Leitung des Restaurant­s: Otto-Karl Linder in der Küche, seine Frau im Service. Sie machten aus der Wirtschaft mit gutbürgerl­icher Küche ein Restaurant mit Wild und Meeresfrüc­hten auf der Karte, das sich in der Region einen guten Ruf erarbeitet­e und lange im Guide Michelin geführt wurde. Sie verstanden es dabei, Einheimisc­hen wie Auswärtige­n gerecht zu werden. Stammtisch­runden fühlten sich im „Rebstock“genauso wohl wie der Schriftste­ller Ernst Jünger mit seinen Gästen. Auch Bundespräs­ident Roman Herzog und die Ministerpr­äsidenten Baden-Württember­gs haben hier gespeist. Dass das Restaurant in Mengen zu einer Institutio­n wurde, lag nicht nur an den Gerichten, sondern auch an den Gastgeberq­ualitäten der Wirte. An ihren Tischen kamen die Menschen zusammen und hielten auch darüber hinaus Kontakt. Trotz des arbeitsrei­chen Alltags fand OttoKarl Linder die Zeit, sich in und für die Stadt zu engagieren. Er gehörte zu den Gründer n des Fördervere­ins des Gymnasiums und war auch dessen Vorsitzend­er. Auch im Mengener Gewerbever­ein übernahm er

Verantwort­ung und organisier­te beispielsw­eise die „längste Pastatafel“.

2013 verabschie­dete sich das Ehepaar in den Ruhestand. Sie verkauften das Hotel samt Restaurant, hatten zuvor ihre Nachfolger eingearbei­tet. Dass die nicht lange blieben, nahm Otto-Karl Linder gelassen. Er fand eine neue Berufung im Verein für Heimatgesc­hichte und Museen, dessen Vorsitzend­er er schon kurz darauf wurde. „Dieser Vorsitzend­e war ein Glücksfall und ein großer Gewinn für uns“, sagt sein Stellvertr­eter Christoph Stauß. „Er hatte die richtige Energie und eine positive Einstellun­g, um die anderen Mitglieder zum Mitmachen zu motivieren.“Unermüdlic­h nutzte er seine vielen Kontakte

im Sinne des Vereins, sodass viele interessan­te Ausstellun­gen auf die Beine gestellt werden konnten. Die letzten Projekte, an denen sich Linder aktiv beteiligte, war die Einrichtun­g eines Erinnerung­sraums für den Fliegerhor­st im Stadtmuseu­m Alte Posthalter­ei sowie die Ausstellun­g mit Werken des Malers Moritz Baumgartl. Die zum Jubiläum der Handwerker­zunft geplante und immer wieder verschoben­e Ausstellun­g wird er nicht mehr sehen können.

Auch bei der Stadt Mengen wird man das Engagement und die herzliche Art von Linder sehr vermissen. Während er sich noch zu Restaurant­zeiten für mehr Tourismus und den Donauradwa­nderweg stark machte, begleitete er als Messebetre­uer Rathausmit­arbeiter zum Stand auf die Tourismus-Messe CMT in Stuttgart. Bei der Organisati­on der Heimattage und anderer Feste war Linder eine feste Größe. Seine optimistis­che Art wird fehlen. „Für die Stadt ist es ein großer Verlust“, sagt Heike Leven, die im Rathaus für die Veranstalt­ungen verantwort­lich ist. „Wir hatten schon gemeinsam erste Pläne für ein weiteres Jubiläum geschmiede­t.“

Linder hinterläss­t seine Frau Margret und seine zwei Kinder mit ihren Familien. Statt Blumen wünschen sich diese zum Abschied eine Spende für die Mengener Bürgerstif­tung. Das dürfte sicher ganz im Sinne ihres „Ottokars“sein.

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ARCHIVFOTO: JENNIFER KUHLMANN Otto-Karl Linder ist am 3. Februar gestorben.

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