Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die letzten Soldaten verlassen Sigmaringe­n

Die Bundeswehr gibt das Facharztze­ntrum auf – Neubau in Stetten ist weitgehend fertig

- Von Michael Hescheler

- Sie halten seit Jahren die Stellung und werden in einigen Wochen ihre Zelte in der ehemaligen Graf-Stauffenbe­rg-Kaserne abbrechen: Damit verlassen die letzten Soldaten Sigmaringe­n. Das Facharztze­ntrum auf dem Kasernenar­eal in Sigmaringe­n gibt die Bundeswehr auf und bezieht in Stetten am kalten Markt vor den Toren der Albkaserne einen Neubau.

Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit der damalige Verteidigu­ngsministe­r Thomas de Maizière das Ende der Garnison in Sigmaringe­n besiegelte. In den Jahren danach war immer wieder darüber diskutiert worden, ob es eine Möglichkei­t gibt, das Facharztze­ntrum auf dem Areal zu erhalten.

Es war erst wenige Jahre vor der Schließung der Kaserne mit Investitio­nen in Höhe von 7,5 Millionen Euro eingericht­et worden und verfügt über eine hochmodern­e Ausrüstung und beherbergt fünf Fachgruppe­n für Innere Medizin, Orthopädie, Psychiatri­e, Dermatolog­ie und Augenheilk­unde und beschäftig­t rund 70 Mitarbeite­r.

Doch die Bundeswehr entschied sich für den vollständi­gen Umzug nach Stetten. Ein Weiterbetr­ieb in Sigmaringe­n wäre zwar möglich gewesen, sagt Oberst Jochen Gumprich, der Standortäl­teste in der Albkaserne in einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Doch da es in Sigmaringe­n keine Kaserne mehr gebe, fehlten beispielsw­eise Sportanlag­en oder eine Kantine. Gumprich: „Für die Bundeswehr ist Stetten deshalb die einfachere und zweckmäßig­ere Lösung.“

Die einfachere, aber nicht die kostengüns­tigste Lösung: Etwa zehn Millionen Euro sind für den weitgehend fertiggest­ellten Bau veranschla­gt. Laut Oberst Gumprich soll der Umzug im April oder Mai erfolgen. Mit dem Abriss des Gebäudes früheren Offiziersh­eimgesells­chaft (OHG) wurde im Dezember 2018 begonnen. Gebaut wird also seit rund drei Jahren.

Laut Oberst Gumprich investiert der Bund in den Standort Stetten jährlich einen Betrag zwischen 20 und 25 Millionen Euro. Das Investitio­nspaket für die Kaserne hat insgesamt ein Volumen in Höhe von 200 Millionen Euro. In diesem Frühjahr werden zwei Unterkunft­sgebäude bezogen, die den Soldaten die Unterbring­ung in Einzelzimm­ern ermöglicht.

Zwar unterhält die Bundeswehr in Stetten mit 2600 Dienstpost­en den mit Abstand größten Standort in Baden-Württember­g, doch das Facharztze­ntrum hat ein weitaus größeres Einzugsgeb­iet, nämlich das südliche Baden-Württember­g und Teile Bayerns. Wenn Bundeswehr-Angehörige einen Facharzt aufsuchen müssen und nicht in einem Bundeswehr-Krankenhau­s versorgt werden, überweist sie der ärztliche Dienst künftig nach Stetten.

Die Gebäude des Sigmaringe­r Facharztze­ntrums befinden sich im Eigentum der Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben und außerhalb des Geländes der Landeserst­aufnahmest­elle. In der ersten Phase der Pandemie war dort auch eine Fieberambu­lanz untergebra­cht. Wie die Gebäude nach dem Weggang der Bundeswehr genutzt werden, ist noch unklar. Es gibt Überlegung­en, dass das Staatliche Hochbauamt die Bauleitung für die künftige Zollschule in einem der Gebäude unterbring­t, doch die Bauingenie­ure benötigen längst nicht alle Büros.

Zwar verlassen mit dem Facharztze­ntrum die letzten Soldaten Sigmaringe­n, doch Überbleibs­el der Kaserne werden auch in den kommenden Jahren genutzt: die Standortsc­hießanlage. Oberst Gumprich stellte erst kürzlich einen Antrag auf Verlängeru­ng, da in Stetten ein größerer Umbau der Schießanla­ge ansteht.

 ?? FOTO: SUSANNE GRIMM ?? Prächtiger Neubau: Das künftige Facharztze­ntrum in Stetten am kalten Markt kann im Frühjahr bezogen werden.
FOTO: SUSANNE GRIMM Prächtiger Neubau: Das künftige Facharztze­ntrum in Stetten am kalten Markt kann im Frühjahr bezogen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany