Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Kleiner, großer Meilenstein“in der Loipe
Langläuferin Hennig wird starke Fünfte – Isnyer Moch pausiert
(SID/mp) - Katharina Hennig klatschte nach ihrem Sturmlauf auf Rang fünf strahlend mit Bundestrainer Peter Schlickenrieder ab, die knapp verpasste Sensations-Medaille störte die Sächsin keine Sekunde. „Ich freue mich riesig, dass ich endlich bei einem Großereignis meine Leistung zu 100 Prozent abrufen konnte. Das ist das, was ich kann“, sagte Deutschlands beste Langläuferin nach einem ganz starken Auftritt und dachte schon an die Staffel: „Da ist viel drin. Wir werden kämpfen wie die Schweine.“
Das tat Hennig auch auf ihrer Paradestrecke über zehn Kilometer im klassischen Stil. Im Kampf gegen die Uhr setzte die 25-Jährige bei jeder Messung die vorläufige Bestzeit und durfte sogar von der ersten EinzelMedaille einer deutschen Läuferin seit 2006 träumen – am Ende fehlten nur 11,9 Sekunden zum Podest. Ihr zweites Peking-Gold holte derweil Norwegerin Therese Johaug in einem packenden Krimi vor den Finninnen Kerttu Niskanen und Krista Pärmäkoski. Die 33-Jährige Langlauf-Dominatorin hatte am Ende nur 0,4 Sekunden Vorsprung auf den Silberrang. „Sie ist die Überfliegerin“, sagte Hennig über Johaug.
Doch auch die Sächsen trotzte auf der brutal schweren Strecke dem starken Wind und auch dem Drang, das Rennen mit kleiner Startnummer zu forsch zu beginnen. Am Samstag im Skiathlon war sie noch eingebrochen und als 15. ins Ziel gekommen. „Ich habe meine Lehren daraus gezogen und versucht, mit angezogener Handbremse zu beginnen. Der Plan ist aufgegangen“, sagte sie. Auch Schlickenrieder war begeistert. „Ich bin kein guter Historiker. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir das schon mal erlebt haben. Das ist ein kleiner, großer Meilenstein“, sagte er. Besser als Hennig hatte bei Olympia zuletzt Evi Sachenbacher-Stehle abgeschnitten, die vor zwölf Jahren in Vancouver Vierte über 30 Kilometer geworden war.
Auch Olympia-Debütantin Katherine Sauerbrey überzeugte voll und ließ als Elfte unter anderem die WMZweite Frida Karlsson aus Schweden hinter sich. „Ich bin mega happy. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es so gut läuft“, sagte die 24-Jährige. Für die Staffel am Samstag bestehen damit berechtigte Hoffnungen auf den ganz großen Coup. „Da ist einiges drin, wir hauen uns rein. Die Medaille ist das Ziel, das wäre ein Traum. In der Staffel ist alles möglich“, sagte Sauerbrey.
Schlickenrieder wollte so weit noch nicht denken, das wärmer werdende Wetter wird nach Ansicht des Trainers Teams wie Norwegen oder Schweden in die Karten spielen. Viel lieber freute er sich mit Hennig und Sauerbrey. „Zehn Kilometer Einzelstart, das ist die Königsklasse des Langlaufs. Die zwei haben das parademäßig in Angriff genommen“, sagte Schlickenrieder, der nun auf eine ähnliche Leistung seiner Männer über die 15-Kilometer-Distanz am Freitag (8.00 Uhr/ARD und Eurosport) hofft.
Etwas überraschend verzichtete der Bundestrainer in seinem Aufgebot auf den Isnyer Friedrich Moch. Vor den Olympischen Spielen hatte der 21-Jährige vom WSV Isny auch diesen Start eigentlich fest im Blick gehabt, nun aber erhält er nach seinem starken Debüt mit Platz 13 im Skiathlon eine Pause. „Ich werde für die Staffel und die 50 Kilometer geschont“, sagte Moch der „Schwäbischen Zeitung“mit Blick auf den am Sonntag anstehenden Mannschaftswettbewerb. Auf die Strecke am Freitag gehen werden Lucas Bögl, Janosch Brugger, Jonas Dobler und Albert Kuchler.