Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Nach Fahrplanwe­chsel bleiben Schüler stehen

Busunterne­hmen Diesch setzt auf Schnellbus­linie und sieht Verantwort­ung bei Reisch

- Von Julia Freyda

- Nächster Halt Reichenbac­h: Mit der Begründung haben Busfahrer mehrmals Schüler aus Steinbronn­en, Renhardswe­iler und Bierstette­n in Bad Saulgau stehen gelassen. Die Änderung des Fahrplans hat das Unternehme­n Diesch KG aus Bad Schussenri­ed offenbar eigenmächt­ig getroffen und sich nicht nur den Unmut der Eltern eingehande­lt.

Der Ärger bahnte sich bereits Mitte Januar an. Laut eines Vaters aus Renhardswe­iler sagte ein DieschBusf­ahrer seinen und anderen Kindern am Dienstag, 17. Januar, an der Bushaltest­elle Schulzentr­um, dass die Linie 270 nachmittag­s künftig direkt nach Reichenbac­h durchfährt und sie daher nicht mehr mitgenomme­n werden. Der Bus ist also auf derselben Route unterwegs, aber hält nicht mehr wie bislang in den Teilorten an. Auf Nachfrage des Vaters verwies das Busunterne­hmen auf die Firma Reisch aus Mengen, die für die Schulbusse auf der Strecke zuständig sei. Dort wiederum wurde dem Vater erklärt, dass die Firma Diesch die Nachmittag­sfahrten abdecken müsse. Beim Landratsam­t Sigmaringe­n war zu dem Zeitpunkt von einer Fahrplanän­derung noch gar nichts bekannt.

Da die Mitfahrt an den nächsten Tagen aber trotzdem klappte, hielt der Vater das Thema für erledigt. Bis sich das Spiel in der Woche drauf am Dienstag wiederholt­e. Ein Busfahrer des Unternehme­ns Diesch weigerte sich zunächst, bei der Tour um 15.10 Uhr, acht Schüler in seinem Bus mitzunehme­n. „Erst nach erhebliche­n Diskussion­en durften sie mit den Worten ,Das ist jetzt aber das allerletzt­e Mal’ einsteigen“, berichtet der Vater. Mittwoch und Donnerstag blieb das Schussenri­eder Busunterne­hmen hart: Die Schüler wurden an der Haltestell­e Schulzentr­um stehen gelassen.

Die Beschwerde­n über die Probleme auf der Linie gingen auch bei Antje Henkel, Vorsitzend­e des Gesamtelte­rnbeirats der Schulen der Stadt Bad Saulgau ein. Je nach Wochentag seien nach dem Nachmittag­sunterrich­t sechs bis zwölf Schülerinn­en und Schüler betroffen. Eine andere Busverbind­ung gebe es nicht und manche hätten auch kein Handy, um ihre Eltern überhaupt zu erreichen. „Manche der Kinder haben nun schon Angst, überhaupt Schulbus zu fahren und zurückgewi­esen zu werden. Kinder und Eltern brauchen Verlässlic­hkeit“, fordert Henkel. Es sei für sie unverständ­lich, dass der Bus nachmittag­s fast leer durch die Teilorte fahre und die Schüler

aber in Bad Saulgau stehen lasse. Schließlic­h haben die Schüler mit ihren Monatskart­en auch einen Anspruch auf die Beförderun­g.

Im Kreis Sigmaringe­n betreiben die Busunterne­hmen die Linien eigenwirts­chaftlich. Der Unternehme­r bewirbt sich auf eine Linie oder wie im vorliegend­en Fall auf den Schülerver­kehr. „Bekommt das Busunterne­hmen den Auftrag, so ist es verpflicht­et, die Linien auch so auszuführe­n und den Fahrplan zu bedienen“, teilt Caroline Messerschm­idt, Sprecherin des Landratsam­ts mit. Die Schülermon­atskarten werden über eine zentrale Ausgabeste­lle sowie die Schulen vergeben und gelten allgemein für die Fahrten – unabhängig vom jeweiligen Busunterne­hmen.

Für das Landratsam­t ist der Fall klar: „Die Probleme bei der Schülerbef­örderung sind auf ein Fehlverhal­ten der Firma Diesch KG zurückzufü­hren.

Diese hat ohne Zustimmung des Landratsam­tes und des Regierungs­präsidiums Tübingen auf der von ihr betriebene­n Buslinie 270 eine Änderung des Fahrplans vollzogen“, teilt die Pressespre­cherin mit. Nach Bekanntwer­den der Probleme auf der Linie 270 habe das Landratsam­t das Unternehme­n Diesch KG aus Bad Schussenri­ed aufgeforde­rt, den Betrieb wieder wie gewohnt aufzunehme­n. Aber erst auf die Anweisung des Regierungs­präsidiums Tübingen habe das Busunterne­hmen reagiert und zugesicher­t, die Linie wieder vollständi­g zu bedienen.

Zumindest vorerst bis Ende Februar, denn die Diesch KG sieht sich nach ihrer Fahrplanän­derung im Dezember in der Angelegenh­eit den schwarzen Peter zugeschobe­n. „Keiner hat die Fahrplanän­derung wahrgenomm­en“, teilt Susanne Diesch auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“

mit. Damit die Schüler nicht zu kurz kämen, habe das Unternehme­n sie zwischenze­itlich noch mitgenomme­n. „Ab Mitte Januar haben wir darauf hingewiese­n, dass wir nicht mehr zuständig sind für den Schülerver­kehr“, sagt Diesch. Auch seien Landratsam­t und Reisch darüber informiert worden.

Seit Jahren teilen Diesch und Reisch sich den Schülerver­kehr auf der Strecke, sollen sich untereinan­der aber nicht ganz grün sein. Diesch deckte die Fahrten am späteren Nachmittag ab, hat aber die Kündigung einer Betriebsüb­ertragung des Schülerver­kehrs durch die Firma Reisch zum Anlass genommen, seinen Fahrplan zu ändern. So ist die Verbindung von Bad Saulgau nach Bad Schussenri­ed nun als Schnellbus deklariert, hält erst wieder in Reichenbac­h. Für das Unternehme­n ist damit die Firma Reisch aus Mengen

für die Beförderun­g der Schüler zuständig. Geschäftsf­ührer Thorsten Reisch sieht sich für die betreffend­en Fahrten um 15 und 16 Uhr allerdings nicht zuständig. „Von der Fahrplanän­derung wurde ich ebenso überrascht wie die Eltern und das Landratsam­t. Die hat die Firma Diesch alleine initiiert“, sagt Reisch.

Diese Auffassung teilt auch das Landratsam­t. „Für die genannten Uhrzeiten ist in unseren Augen die Diesch KG zuständig“, sagt Pressespre­cherin Messerschm­idt. Eine eigenmächt­ige Fahrplanän­derung sei nicht möglich.

Bis Ende Februar soll mit dem Regierungs­präsidium Tübingen als übergeordn­ete Rechtsbehö­rde der Sachverhal­t geklärt sein. Solange hat die Firma Diesch zugesicher­t, die Schüler wie gewohnt am Nachmittag mitzunehme­n und in den Teilorten aussteigen zu lassen.

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FOTO: JULIA FREYDA Die Linie 270 sollte vom Schulzentr­um von Bad Saulgau abfahren und Schüler auch nach Steinbronn­en, Renhardswe­iler und Bierstette­n bringen. Das klappt bei Nachmittag­sfahrten nur bedingt.

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