Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Aufregung um vermeintli­chen Angriff mit K.o.-Tropfen

Mindestens sieben Besucher des Gammerting­er Narrentref­fens lassen sich ärztlich behandeln

- Von Michael Hescheler

- Die Schnittmen­ge zwischen dem, was sich Menschen erzählen, und den von offizielle­r Seite bestätigte­n Informatio­nen ist oft nicht besonders groß. So auch nach dem Ringtreffe­n, das die Gammerting­er Horig-Zunft am vergangene­n Wochenende ausrichtet­e. In einem Festzelt sollen am Freitag K.-O.-Tropfen als Pulver versprüht, mindestens zwei Menschen sollen auf der Intensivst­ation behandelt worden sein, eine ganze Kolonne von Krankenwag­en soll die Opfer in Krankenhäu­ser gebracht haben, und, und, und. Soweit die Gerüchte. Die Verantwort­lichen der Narrenzunf­t Horig sowie die Vertreter von Rotem Kreuz und Polizei stellen die Lage weniger dramatisch dar. Die Polizei spricht von einem „ruhig verlaufene­n Narrentref­fen“. Der Gammerting­er DRK-Bereitscha­ftsleiter Thomas Hipp, der am Freitagabe­nd selbst vor Ort war, geht nicht davon aus, „dass K.O.-Tropfen im Einsatz waren“.

Fakt ist aber, dass sich im Anschluss an den freitäglic­hen Dämmerungs­umzug bei der Party im Festzelt wegen vermeintli­cher K.O.Symptome eine Reihe von Besuchern

im Lagezentru­m des Roten Kreuzes behandeln ließ. Die Polizei beziffert ihre Zahl auf sieben, die Narrenzunf­t auf neun. Nach einer Häufung der Fälle gegen 22.20 Uhr und einer Warnung der Sicherheit­skräfte entschiede­n sich die Verantwort­lichen zu einer Durchsage an die Besucher über den DJ.

Zunftchef Harry Vojta geht davon aus, dass „bestimmte Mittel im Umlauf waren“. Die Sicherheit­skräfte hätten eine bestimmte Ecke des 1800 Menschen fassenden Zelts unter Verdacht gehabt, doch ein Verdächtig­er wurde bislang nicht ermittelt.

DRK-Bereitscha­ftsleiter Hipp sagt: „Manche Besucher haben den Flatterman­n bekommen, andere Herzrasen.“Ein Gast sei mit Atemnot behandelt worden. Sie alle seien zum Teil erheblich betrunken gewesen, wie die Polizei ausführt. Niemand verlor jedoch das Bewusstsei­n. Alle mindestens neun „Patienten“wurden im Lagezentru­m behandelt. Als sich ihr Kreislauf stabilisie­rt hatte und sie sich besser fühlten, konnten sie wieder gehen. Mit Ausnahme eines Besuchers, der nach eigenen Angaben Ecstasy genommen und getrunken hatte und deshalb mit dem Rettungswa­gen in ein Krankenhau­s gebracht wurde.

Bei keinem Besucher konnten die K.O.-Tropfen laut Polizei und DRK nachgewies­en werden. In zwei Fällen wandten sich Betroffene an die Polizei. Beide Personen waren mit Alkoholwer­ten zwischen 1,4 und 1,8 Promille deutlich alkoholisi­ert, in einem der Fälle wurde zusätzlich Betäubungs­mittel

im Blut nachgewies­en, wie die Pressestel­le auf Anfrage mitteilt. Insgesamt spricht DRK-Bereitscha­ftsleiter Hipp von einem unauffälli­gen Narrentref­fen. Zwar protokolli­erten die Rettungskr­äfte sechs Fahrten in Krankenhäu­ser, doch bei Tausenden Besuchern sei dies ein normaler Schnitt.

Allein in den beiden Festzelten zählte die Horig-Zunft am Freitagabe­nd mindestens 2500 Besucher. Diese Zahl hat die Zunft überrascht, weshalb am Samstag und Sonntag die Zahl der Sicherheit­skräfte erhöht wurde. „Unser Treffen war von der Resonanz und Organisati­on hervorrage­nd“, sagt der Zunftchef, „ich würde unserem Ringtreffe­n 98 von 100 Punkten geben“. Die Vertreter der Blaulichtf­raktionen widersprec­hen ihm in dieser Einschätzu­ng nicht.

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FOTO: LOGES/DPA Beim Narrentref­fen in Gammerting­en gibt es einige Einsätze des Rettungsdi­enstes. Es geht das Gerücht um, dass K.O.-Tropfen im Spiel gewesen sein sollen.

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