Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

THW-Logistikze­ntrum oder Bahn-Werkstatt

Für das Gelände des Holzhofs in Bad Schussenri­ed gibt es gleich zwei Interessen­ten

- Von Katrin Bölstler

- Auf dem brachliege­nden Holzhof-Gelände in Bad Schussenri­ed tut sich was. Anscheinen­d interessie­ren sich sowohl das Land Baden-Württember­g als auch das Technische Hilfswerk (THW) für das Grundstück direkt an der Umgehungss­traße. Das Land sucht nach einer geeigneten Fläche für eine Reparaturw­erkstatt, in der die Loks und Waggons der Züge der Südbahn gewartet werden können. Das THW benötigt einen dauerhafte­n Standort für ein neues großes Logistikze­ntrum, in dem dezentral Reservesch­utzmateria­lien gelagert werden können, die dann im Katastroph­enfall zur Verfügung stünden. Sollten sich diese beiden Einrichtun­gen in Bad Schussenri­ed ansiedeln, würde sich das in vielfacher Hinsicht positiv auf die Region auswirken.

Noch stehen die Verhandlun­gen ganz am Anfang und entschiede­n ist noch gar nichts. Die Stadt Bad Schussenri­ed hat nun jedoch erste Schritte in die Wege geleitet, um dieses Vorhaben zu unterstütz­en. Der Schussenri­eder Gemeindera­t fasste vergangene Woche den Aufstellun­gsbeschlus­s für einen Bebauungsp­lan für das Areal. Dieser Bebauungsp­lan „Rohrwiesen“legt fest, dass auf dem Gelände nur ein Industrieg­ebiet entstehen darf. Der künftigen Verwendung sind somit klare Grenzen gesetzt. Die Stadt schreibt, dass sie den Bebauungsp­lan aufstelle, weil das Land seine Absicht geäußert habe, dort die Reparaturw­erkstatt zu errichten.

Einfluss darauf, an wen der private Eigentümer des Grundstück­s letztendli­ch verkauft, hat die Stadt nicht. Sie kann aber mithilfe der Vorgaben im Bebauungsp­lan die weitere städtebaul­iche Entwicklun­g steuern und nicht gewünschte Projekte verhindern. Bis 2013 befand sich auf dem Areal die Holzhof-Genossensc­haft, die vom Land für die Vermarktun­g von Holz initiiert worden war. Nachdem der Holzhof 2013 geschlosse­n wurde, verkaufte das Land das Grundstück.

Aktuell gehört es Karl Friedrich Rommel, der mit seiner Familie auf dem Gelände lebt. Rommel bestätigte, dass es mit THW und der Nahverkehr­sgesellsch­aft Gespräche gegeben hat. Es gebe jedoch von keinem der beiden verbindlic­he Absichtser­klärungen. „Für mich war es daher überrasche­nd, dass die Stadt mit der Aufstellun­g des Bebauungsp­lans da schon vorauseile­nd Tatsachen schafft“, sagte er. Prinzipiel­l sei er zwar bereit, das Areal zu verkaufen. Das hänge jedoch stark vom Nutzen und Verkaufspr­eis ab.

Ein Sprecher der Bundesanst­alt Technische­s Hilfswerk bestätigte, dass der Dauerstand­ort des Logistikze­ntrums im Landkreis Biberach sein werde. Derzeit arbeite man an

der Umsetzung des Konzepts. Eine Auskunft dazu, ob Schussenri­ed der Standort sein werde, könne man im Moment nicht geben. Der Biberacher Bundestags­abgeordnet­e Martin Gerster ist Präsident der THWBundesv­ereinigung und bestätigte ebenfalls, dass die Suche nach einem endgültige­n Standort für ein Logistikze­ntrum in vollem Gange sei. Der Haushaltsa­usschuss des Deutschen Bundestage­s habe beschlosse­n, bundesweit mehrere große THW-Logistikze­ntren zur dezentrale­n Krisenvors­orge aufzubauen. Einer dieser Standorte soll in Oberschwab­en entstehen.

Vor einem Jahr habe der THWLandesv­erband Baden-Württember­g eine geeignete Liegenscha­ft im Gewerbegeb­iet Ulm-Himmelweil­er anmieten können. „Zahlreiche im Krisenfall notwendige Produkte, Materialie­n und Gerätschaf­ten wurden dort eingelager­t, darunter beispielsw­eise medizinisc­he Masken, Schutzkitt­el, Feldbetten, Sandsäcke, Sandsackfü­llmaschine­n, Notstromag­gregate, jede Menge Hilfsgüter und -instrument­e, die man in Notlagen schnell in großer Menge benötigt“,

erklärt Gerster. In den letzten Monaten starteten aus Ulm bereits mehrere Hilfstrans­porte zur Versorgung und Unterstütz­ung Geflüchtet­er aus der Ukraine. Der Standort in Ulm sei jedoch nur ein temporärer.

„Nach meinem Kenntnisst­and gibt es aktuell Interesse aus dem Landkreis Sigmaringe­n. Ich freue mich aber sehr, dass Bad Schussenri­ed Anstrengun­gen unternimmt, einen Standort für diese wichtige Infrastruk­tur anzubieten. Aufgrund der guten Verkehrsan­bindung, insbesonde­re zur inzwischen elektrifiz­ierten Südbahn wie auch beispielsw­eise zum Bundeswehr-Hubschraub­erstandort Laupheim würde ich mich freuen, wenn Bad Schussenri­ed am Ende tatsächlic­h in Betracht kommt“, so Gerster.

Ersten Überlegung­en zufolge solle dieses Zentrum für Krisenvors­orge vollkommen energieaut­ark laufen. Dies hätte einen Vorbildcha­rakter für die bundesweit fünf weiteren Standorte. „Ich bin sowohl mit Verantwort­lichen im THW wie auch mit der Stadt Bad Schussenri­ed im guten Austausch“, sagte der Bundestags­abgeordnet­e.

„Im Krisenfall würde die gesamte Region erheblich von der Nähe zu einem solchen Standort profitiere­n. Erst in den letzten Jahren gab es beispielsw­eise im Kreis Biberach etliche Hochwasser­lagen. Mit dem Material und den Gerätschaf­ten eines THW-Logistikze­ntrums im Umkreis von wenigen Kilometern könnte man künftig das Ausmaß der Schäden gerade auch bei uns in der Oberschwab­en schneller in den Griff bekommen.“

Ein Sprecher des Verkehrsmi­nisteriums bestätigte, dass Bad Schussenri­ed „ein möglicher Standort für eine Werkstatt zur Wartung von Schienenfa­hrzeugen für den Schienenpe­rsonennahv­erkehr auf der Südbahn“sei. Zur Vorbereitu­ng eines Vergabever­fahrens habe die Landesanst­alt Schienenfa­hrzeuge Baden-Württember­g (SFBW) und das Verkehrsmi­nisterium bei der Stadt angefragt, ob diese Fläche für diesen Zweck zur Verfügung stehe. „Es finden dazu verschiede­ne Gespräche statt. Bad Schussenri­ed ist weiterhin ein Standort, der in der Auswahl ist“, so das Verkehrsmi­nisterium.

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FOTO: KATRIN BÖLSTLER Das Gelände des ehemaligen Holzhofs in Bad Schussenri­ed liegt zurzeit brach.

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